M’era Luna 2015

Nachdem ich letztes Jahr eine Festival-Pause gemacht habe, bin ich dieses Jahr wieder auf das M’era Luna, ein Gothic-Festival in Hildesheim, gefahren.

Die Reise begann für mich bereits am Donnerstag, einen Tag vorm Einlass. Komplett überladen machte ich mich auf den Weg nach Dortmund, um bei Siliel eine Nacht zu verbringen. Die Tour war aufgrund des vielen Gepäcks die Hölle.


Ja, ich hab das alles getragen bekommen. Nein, ich weiß auch nicht, wie.

Leider verlief die Reise nicht so richtig reibungslos. Ab zehn Minuten vor meinem Ziel musste ich zu einem Schienenersatzverkehr wechseln. Es fuhren dafür zwei Busse. Was ich leider beim Einsteigen übersah, war der Fakt, dass nur einer der beiden die Zwischenhalte ansteuerte, während der, in dem ich saß, zum Hauptbahnhof, den ich bewusst umfahren hatte, durchfuhr. Diese Verwechslung kostete mich alles in allem über eine Stunde. Statt etwa fünf war ich deshalb sogar über sechs Stunden unterwegs.

Aber immerhin: Am Ende bin ich heil angekommen. Erster Schritt nach der Ankunft war dann aber literweise Wasser zu trinken. Bereits eine Stunde nach Aufbruch war meine Wasserflasche leer geworden, da das Schleppen ziemlich durstig gemacht hatte. Den Rest des Abends durfte ich dann aber glücklicherweise zum Entspannen nutzen.

Am nächsten Morgen musste Siliel dann relativ früh aufstehen, um an der Uni, an der er ab kommendem Semester studieren wird, Unterlagen abzugeben. Ich nutze die Zeit, um noch einmal zu duschen, denn mir war klar, dass ich auf dem Festival nicht duschen würde. Auch wenn ich mittlerweile gehört habe, dass die Festivalduschen keine Gruppenduschen sind, sind sie mir doch suspekt. Und bei einem kurzen Wochenende wie dem M’era kann ich mir es auch mal erlauben, nur vorher und nachher zu duschen. Früher habe ich auch eine Woche Wacken Open Air ohne duschen überstanden. (Mittlerweile ist meine Reinlichkeit dann doch größer, aber für die paar Tage war es jetzt okay.)

Im Anschluss gab es dann noch eine kleine Mahlzeit, bevor wir von Ai mit dem Auto abgeholt wurden. Noch einmal Kofferraum-Tetris gespielt, damit alles Gepäck ordentlich verstaut war, aber Ai trotzdem gut gucken konnte und los ging die Reise gen Hildesheim. Ai hatte mich im Voraus gefragt, ob ich notfalls zwischendurch mal das Steuer übernehmen könne, da es noch nicht allzu lange im Besitz des Führerscheins ist, fühlte sich dann aber doch sicher genug, dass es die ganze Strecke fuhr.


Meine kleine Flauschi (links) und Siliels Eicca (rechts) genossen die Aussicht.

Nach einem Zwischenstopp auf einem Rastplatz, um noch mal eine Kleinigkeit zu essen, kamen wir am frühen Abend auf dem Parkplatz des M’era Lunas an. Auf der Fahrt ergab sich, dass Kate und DFYX für uns in ihrem Camp noch Platz hatten. Die beiden holten uns dann auch mit einem Gepäckwagen am Eingang des Campinggeländes ab und halfen mit, unser Gepäck zum Camp zu bringen. Schnell bauten wir dort unsere Zelte auf, entschieden dann aber, dass nach diesem Schleppen erst einmal eine Pause und eine richtige Mahlzeit nötig war. Immerhin hatten wir den Tag Temperaturen von weit über 30°C. Wir schlossen uns daher unseren Campmitgliedern nicht an, als diese zu den Lesungen von unter anderem Markus Heitz gingen. Ich hätte die Lesung zwar gern gesehen, hätte es sich ergeben, aber in dem Moment war ich über etwas Entspannung ganz froh.

Später am Abend, als das Camp wieder vollzählig war, gab es ein zweites Abendessen, zu dem Ai, Siliel und ich dann auch eingeladen wurden. Es gab Bratkartoffeln und gegrilltes Steak. Ich habe noch nie auf einem Festival etwas so gutes gegessen und sowieso noch nie so gutes Steak – eigentlich mag ich Steak gar nicht! Aber ein Mitglied unseres Camps hatte eine für Campingverhältnisse echt schon professionelle Küche dabei – nicht nur Dutzende Gewürze, Saucen und derlei mehr, nein, auch einen großen Gaskocher und Gasgrill. Normalerweise bin ich schlichte, kleine Gaskocher und Dosenfutter gewohnt.


Wir ließen den Abend mit Seifenblasen ausklingen.

Leider gingen mir meine Schuhe bereits beim Schleppen des Gepäcks kaputt – am nächsten Morgen brachen aber glücklicherweise Kate und DFYX zum Outdoor-Laden nahe des Hildesheimer Hauptbahnhofs auf. Ich gab DFYX etwas Geld mit, um dort nach Stiefeln für mich zu schauen. Er hatte glücklicherweise Erfolg und ich bin jetzt um ein paar Stiefel reicher. Zwar hatte ich fast exakt die gleichen Stiefel hier zu Hause stehen gehabt (weiß der Teufel, warum ich die nicht eingepackt habe >.>), aber gut. Wenn die alten dann mal kaputt gehen, hab ich zumindest schon Ersatz.

Bewaffnet mit neuem Schuhwerk ging es dann erst einmal Frühstück an einem der Frühstückszelte kaufen. Die haben da ein eeecht gutes Rührei und auch die anderen Produkte sind voll in Ordnung. Preislich natürlich übliches Festivalniveau, aber das hatte ich eingeplant. Bevor wir (wieder Ai, Siliel und ich, außerdem Flauschi. Ja, die musste mit :D) uns dann auf machten, die ersten Bands zu sehen, bekam ich noch Besuch von einem guten Kumpel, den ich seit Monaten nicht gesehen hatte. Dann ging es aber endlich auf das Festivalgelände, um Lord of the Lost und Deathstars zu sehen.

Wir fanden relativ weit vorne Platz, leider standen aber ein paar große Menschen vor Ai, welches selbst nicht allzu hoch gewachsen ist. Trotzdem war das Lord of the Lost Konzert super! Tatsächlich höre ich die Band noch nicht allzu lange, aber das Konzert überzeugte mich davon, sie mehr zu hören. Für Deathstars suchten wir uns dann doch einen Platz etwas weiter von der Bühne entfernt, in der Hoffnung, dass dort das Publikum etwas lockerer stehen und Ai deshalb insgesamt mehr sehen würde. Ich selbst *sah* von dem Konzert tatsächlich eher weniger, ich war mit Tanzen beschäftigt 😀

Nach diesen Konzerten stand für uns bis zum letzten Act des Tages nichts mehr an, weshalb wir uns auf machten, die Marktstände unsicher zu machen. Ich bin mir nicht mehr sicher, wann wir welche Dinge kauften, aber ich weiß, dass im Laufe des Festivals Ai und Siliel beide Kleidung kauften, Siliel sich außerdem mit CDs und Ohrsteckern eindeckte und ich mir eine Taschenuhr gönnte.


Eine wunderhübsche Taschenuhr. Und sie gehört jetzt mir :3

Wir wollten dann eigentlich noch über den Mittelaltermarkt schlendern, entschieden uns aber dazu, nach dem Knoblauchbrot, welches wir dort aßen, doch erst einmal ins Camp zurück zu kehren. Auch dieser Tag war ziemlich warm und ich brauchte dringend was zu trinken, sah aber nicht ein, die Festivalpreise dafür zu bezahlen, wenn wir doch ausreichend Wasser im Camp hatten.

Am Abend wurden wir dann wieder bekocht. Es gab Nudeln mit Tomatensauce, letztere sogar mit Rotwein gekocht. Wie gesagt, ich hab nie zuvor auf einem Festival so gut gegessen.

Rechtzeitig vor ASP gingen wir zu dritt noch einmal auf den Markt, ich glaube, hier müsste sich Siliel dann sein neues Hemd und eine neue Hose gekauft haben. Ai ging dann noch einmal ins Camp zurück, um sein Schuhwerk zu wechseln, und stieß wieder zu Siliel und mir, als das ASP-Konzert bereits lief. Wir standen ziemlich weit hinten, was mir aber die Gelegenheit gab, etwas zu tun, dass ich bisher nie auf einem Konzert meiner Lieblingsband tun konnte: Ich tanzte mir die Seele aus dem Leib. Ernsthaft. Ich war am Ende fix und fertig und habe mindestens auf die Umstehenden so gewirkt, als ob ich mich in Trance getanzt hätte. Vielleicht habe ich das sogar ein Stück weit. Es war jedenfalls eines der besten ASP-Konzerte, die ich je erlebt habe, eben wegen des großen Abstandes zur Bühne und der Möglichkeit zu tanzen.


Flauschi auf Erkundungstour.

Der nächste Tag begann für mich mit Schlafmangel – Siliel und ich hatten uns nachts ziemlich festgequatscht. Ich entschied daher, die Lesung von Kai Meyer zusammen mit Asp (dem Frontsänger von ASP) doch nicht zu besuchen. Ich hab mittlerweile gehört, dass die verdammt gut gewesen sein soll, aber gut, Pech gehabt. So konnte ich mir mit Wach werden Zeit lassen, denn mein nächster Programmpunkt war erst am frühen Nachmittag: Tanzwut, gefolgt von Joachim Witt – letzterer ist mit dem goldenen Reiter auch außerhalb von Gothic-Kreisen in der Neuen Deutschen Welle ziemlich bekannt geworden. Beide Konzerte besuchte ich allein. Für mich waren aber beide unglaublich toll, auch wenn ich mir hier einen ziemlichen Sonnenbrand einfing.

Ich ging noch einmal ins Camp zurück, um dort zu Abend zu Essen. Zum ersten (und einzigem) Mal auf diesem M’era Luna musste ich jetzt selbst kochen, weil bis auf Ai, Siliel und ich alle schon am Packen waren. Wir waren die einzigen, die noch eine Nacht hier campen wollten, der Rest unseres Camps wollte noch in dieser Nacht nach Nightwish, dem Headliner, abreisen. Schnell machte ich mir eine Dose Ravioli – der Festivalklassiker schlechthin! – warm, dann ging es auch schon direkt weiter mit Mono Inc. Ai und Siliel schlossen sich mir an, um sich aufs Festivalgelände zu begeben, sahen sich Mono Inc. aber nicht an, sondern gingen noch einmal über den Markt.

Mono Inc. überzeugten wie immer mit ihrer sympathischen Art, ins Besondere blieb aber das Drum-Solo hängen, bei dem nach und nach die ganze Band auf irgendwelchen Drums rum trommelte, nicht nur die Drummerin. Die Einstürzenden Neubauten, ein Urgestein der deutschen Gothic-Szene, spielten als nächstes. Auch diese genoss ich allein. Die Band schaffte es, wie erwartet, mich mit ihrer Musik schon wieder fast in Trance zu versetzen. Sie machen eine sehr, sehr eigene Musik, die ziemlich experimentell ist. Schwer zu beschreiben. Aber das Konzert würde ich zu meinen persönlichen Highlights des Festivals zählen.

Im Anschluss begab ich mich dann zum mit Ai und Siliel ausgemachten Treffpunkt, um mit ihnen von dort aus Nightwish, die letzte Band des Festivals, zu genießen. Wieder standen wir auf Empfehlung von Siliel recht weit hinten, um die Light- und Feuershow als ganzes betrachten und genießen zu können – wozu wir dann aber kaum kamen, denn wir wurden von einer Maus abgelenkt. Vielleicht zwei bis drei Meter vor uns huschte eine Maus auf dem Boden herum, die immer wieder in einem Loch verschwand, wenn ein Fuß ihr zu nah kam. Rund ein Dutzend schwarz gekleidete, auch-so-böse Gothics waren von der Maus viel gebannter als vom Konzert und versuchten immer wieder, die Maus aus ihrem Loch zu locken. Ja, ja, wir Gothics sind schon echt schlimme, grausame Menschen. Nicht 😀

Eine letzte Nacht verbrachten wir noch auf dem M’era Luna Campground, bevor wir am nächsten Tag unsere Zelte einpackten. Das heißt… zwei packten wir ein. Das dritte… nun. Es blieb dort.



RIP Zelt. (oben links ich, oben rechts Siliel)

Das Zelt hatte in der ersten Nacht nicht ganz dicht gehalten und das nicht zum ersten Mal. Da es auch schon über zehn Jahre auf dem Buckel hat und zwischendurch auch mit Schimmel zu kämpfen hatte, entschied ich mich, mir auf dem Rückweg zumindest etwas Gepäck zu sparen und das in den Müll zu geben. Wir hatten ziemlich Spaß dran, das Zelt vorher noch etwas zu zerstören, wie eins auf den Bildern gut sieht 😀

Eine Dusche später fiel die Entscheidung, dass ich noch eine Nacht bei Siliels Familie verbringen könnte, was ich gern nutzte. Am nächsten Tag ging es dann für mich nach Hause. Diesmal Komplikationsfrei, selbst der Schienenersatzverkehr war nicht mehr nötig, so das ich die übliche Strecke fahren konnte. Wieder einmal bewahrheitete sich mein alter Aberglaube: Jedes Mal, wenn ich verreise, geht genau eine Strecke schief – diesmal die Hinfahrt zu Siliel, weshalb die Fahrten hin und weg vom M’era und von Siliel nach Hause reibungsfrei klappen mussten 😀

Alina

P.S.: Eine Anekdote noch: Ich bin auf dem M’era Luna ins Gesamt sieben mal auf mein Ohnezahn-Shirt, welches auf dem vorletzten Bild zu sehen ist, angesprochen worden. Ein achtes Mal wurde ich wegen des Fotos auf das Shirt angesprochen, bevor ich dieses P.S. schrieb 😀