Ein Monat auf Hormonen

Tja, da ist doch glatt schon wieder eine große Zeitspanne ohne Blogeintrag verstrichen.

In der letzten Zeit hat sich einiges getan. Nicht nur habe ich seit letzter Woche den ersten Gutachter-Termin für meine Namensänderung und weiß, dass die Prozesskosten übernommen werden. Das geht also gut voran. Nein, außerdem bin ich seit mittlerweile schon über einem Monat auf Hormonen. Und ich muss sagen: Es ist Teufelszeug.

Mir wurde schon von Anfang an immer wieder gesagt, dass die Hormone sich stark auf die Psyche auswirken können. Klar, rein körperlich erlebt man auf jeden Fall eine Art zweite Pubertät, aber einige andere Transsexuelle erzählten mir, dass es auch emotional eine zweite Pubertät sei. Leider hatten jene Personen unrecht: Es ist schlimmer.

Ich leide aktuell unter extremen Stimmungsschwankungen, die oftmals keine für mich erkennbare Ursache besitzen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Abend vor meinem Geburtstag: Mit Kate und DFYX schaute ich bis 23:00 einen Film, eigentlich wollten wir im Anschluss noch bis nach Mitternacht durchmachen, um auf meinen Geburtstag anzustoßen. Als der Film jedoch vorbei war, bemerkte ich, dass es mir zu viel war, die beiden um mich zu haben, und ich ging auf mein Zimmer, mit der Bemerkung, die beiden dürfen aber gern um Mitternacht vorbei kommen zum Anstoßen. Kaum kam ich auf meinem Zimmer an, brach ich in Tränen aus. Der Film hatte kein trauriges Ende oder so, deshalb kann ich mir diesen Emotionsausbruch immer noch nicht erklären, außer, dass es an den Hormonen lag.

Ähnliche Situationen hab ich in den letzten Wochen immer wieder gehabt.

Im Moment machen mir die Hormone also ordentlich zu schaffen, aber ich bin optimistisch, dass sich das bald bessern wird. Außerdem bemerke ich die ersten körperlichen Veränderungen, beziehungsweise merke, dass sie sich ankündigen: Meine Brust beginnt auf leichten Druck mit einem unangenehmen Spannungsgefühl zu reagieren. Dieser Druck kann einfach sein, dass ich mich beim Einschlafen herum wälze und dabei gegen die Brust stoße, es muss also kein starker Druck sein. Ich schließe daraus, dass der erste Wachstumsschub an der Brust bald einsetzen wird. Ich bin gespannt, wie lange genau es noch dauern wird und vor Allem wann sich an anderen Stellen etwas bemerkbar mach.

Übrigens: Hormone machen ja, wie viele von euch wahrscheinlich wissen, mittelfristig Zeugungsunfähig. Da ich aber gern irgendwann Kinder hätte, habe ich ebenfalls vor etwas über einem Monat, Samen kryokonservieren (einfrieren) lassen. Die Proben waren wohl soweit in Ordnung, das bedeutet, dass ich, wenn ich die richtige Partnerin gefunden habe, mittels künstlicher Befruchtung leibliche Kinder bekommen können werde. Aktuell erlaubt mir das TSG (Transsexuellengesetz) das zwar nicht (TSG §7), aber ich bin optimistisch, dass die Regel entweder gestrichen ist, bis ich Kinder will, oder ich sie dann stürzen kann – sie macht einfach keinen Sinn mehr, ist ein Relikt aus Zeiten, in dem Zeugungsunfähigkeit nötig war, um als Transsexuell anerkannt zu werden. Der Sinn dahinter ist der, dass man wohl nicht Zeugungsunfähig war, wenn man noch ein Kind bekommt, damit hätte man gar nicht als transsexuell anerkannt werden dürfen. Aber heute muss man nicht mehr Zeugungsunfähig sein, da macht es keinen Sinn mehr, wegen Kindern die Anerkennung rückgängig zu machen. Wie gesagt: Wenn das Gesetz noch gilt, wenn ich Kinder will, werde ich kämpfen.

Ansonsten gibt’s nicht so wirklich etwas, was berichtenswert wäre. Ich bin immer noch in der Klausurenphase und werde es noch über eine Woche sein, bevor es für rund 2 Wochen in den Urlaub geht.

Mal schauen, wann ich wieder Zeit und Inhalte finde, damit ich wieder was bloggen kann 😉

Alina

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