Schwimmen im Hallenbad

Okay. Ich hab’s überlebt. Und das sogar ohne Schwierigkeiten 😀

Gestern war ich mit meiner guten Freundin Sarah zum Schwimmen verabredet. Ich gebe zu, vermutlich hätte ich das ewig vor mir her geschoben, aber es wird echt Zeit, dass ich mal wieder mehr Sport mache und mir sagte irgendwie nichts so richtig zu. Von Sarah wusste ich nun aber schon länger, dass sie regelmäßig schwimmen geht und sie hatte mir in der Vergangenheit mehrfach angedroht, mich einfach mitzuschleppen, wenn ich mit der Namesänderung durch bin – was ja nun mittlerweile der Fall ist. Also, so dachte ich mir, warum nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, und sowohl regelmäßig Sport machen als auch ihre “Androhung” wahr werden lassen.

Wer meinem Blog schon länger folgt, weiß vielleicht, dass ich im Zusammenhang mit Schwimmen hin und wieder vom Thermen-Problem gesprochen habe. Kurzgefasst ging es mir dabei darum, dass es für mich als Transsexuelle mehrere Probleme beim Schwimmen gab – primär passende Bekleidung, die gewisse anatomische Unterschiede verstecken kann, sowie die Wahl der Dusche.

Vor einiger Zeit war ich ja schon einmal im Freibad, damals hatte ich zumindest die passende Bekleidung gefunden, bin dem Duschenproblem jedoch schlicht aus dem Weg gegangen – im Freibad ist das ja möglich. Wider meiner Behauptung in dem damaligen Beitrag habe ich mich aber nie getraut, ins Hallenbad zu gehen. Dort kann man oftmals den Gruppenduschen nicht aus dem Weg gehen und ich hatte Angst, in der Damendusche durchschaut zu werden und Ärger zu bekommen – rechtlich wäre ich dann ja als Mann in der Frauendusche gewesen, was halt keine tolle Ausgangslage für Diskussionen ist. Nein, nein, das wollte ich mir nicht antun. Und Männerdusche war eh vollkommen ausgeschlossen.

Nun hab ich aber ja nicht nur meinen Namen, sondern auch meine Geschlechtszugehörigkeit ändern lassen, damit ist die rechtliche Lage klarer: Ich bin eine Frau, das ist auch rechtlich anerkannt, also gehöre ich in die Frauendusche. Falls es Komplikationen gegeben hätte (oder irgendwann mal gibt), ist das Recht auf meiner Seite.

Von Sarah, mit der ich also gestern Schwimmen war, bekam ich im Voraus noch den Tipp, ich könne beim Duschen ja auch einfach den Badeanzug nur bis unter den Bauchnabel ziehen – dann könne ich mich einigermaßen abduschen, aber müsste mich nicht entblößen. Sie selbst macht das auch so. Und da ich ja mittlerweile doch deutlich sichtbare Oberweite besitze, kann ich das ja auch durchaus machen.

Gestern morgen dann, bevor es los ging, wuselte ich hier herum wie ein aufgescheuchtes Huhn. Vor dem Schwimmen selbst hatte ich keine Angst, aber vor dem Rein- und Rausgehen. Normal hätte ich mir in solch nervösen Situationen gesagt, ich kann ja jederzeit gehen, aber wenn das Gehen das Problem ist, ist das schwierig. Einen Rückzieher wollte ich trotzdem nicht machen.

Um kurz nach Elf dann traf ich Sarah vor dem Schwimmbad und auch sie redete mir nochmal Mut zu. Drinnen dann, nachdem ich den Eintritt bezahlt hatte, musste ich mich erst einmal ein bisschen zurecht finden. Ich kann tatsächlich nicht sagen, wann ich das letzte Mal in einem Hallenbad war. Aber gut, auch da konnte ich mich an Sarah klemmen. Umziehen, Sachen in den Spind, dann kam der Moment, der mich so nervös machte – duschen.

Wir hatten das Glück, dass die Duschen bis auf uns beide leer waren. Wir stellten uns nur kurz unter die Duschen, um schon einmal nass zu werden, dann ging’s also ins Schwimmbad selbst. Erste Hürde überstanden.

Das Schwimmen selbst war echt schön. Ich hatte vergessen, wie viel Spaß ich dran hab, mich im Wasser zu bewegen. Naja, kein Wunder – seid der Pubertät habe ich baden gehasst und ich erinnere mich dran, dass das daran lag, dass ich mich nicht halbnackt Menschen zeigen wollte. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass das mit meiner Transsexualität zu tun hatte, auch wenn ich die damals noch nicht begriffen hab. Jedenfalls schaffte ich immerhin 10 Bahnen a 50 Meter. Dafür, dass ich wirklich lange kein Sport mehr gemacht habe, bin ich damit recht zufrieden, aber dafür im Anschluss auch echt kaputt 😀

Dann kam Hürde Nummer Zwei – diesmal richtig duschen. Und natürlich waren wir diesmal nicht allein. Gut, vielleicht war das auch besser so, denn so habe ich gemerkt, dass es für mich letztlich überhaupt kein Problem war. Wie geplant hatte ich den Badeanzug halt nur halb runter gezogen und mich so geduscht, beachtet hat das dabei niemand. Falls jemand gemerkt oder vermutet hat, dass ich körperlich nicht 100% weiblich bin, dann hat es zumindest niemanden gestört. Kurzum: Ich habe mich dort nicht wie befürchtet trotz allem fehl am Platz gefühlt, im Gegenteil fühlte es sich selbstverständlich an, dort zu duschen.

Danach dann abtrocknen, Umziehen, raus und ab nach Hause. Und dort erstmal glücklich aufs Bett fallen. 😀

Kurzum: Es war super und ich bin sehr froh, das Thermen-Problem jetzt weitestgehend überwunden zu haben. Gut, ich werd noch ein paar Mal mit Begleitung brauchen, bevor ich mich allein durch die Duschen traue, aber das wird schon werden. Ich bin zuversichtlich, dass Thermen (beziehungsweise allgemein Hallenbäder) bald kein Problem mehr darstellen.

Alina

Endlich offiziell

Nach rund einem halben Jahr, in dem ich weitestgehend gewartet hab und nur hin und wieder mal hierin, mal dorthin Post verschicken musste und zwischendurch zwei Psychologen besucht habe, war es vor einer Woche endlich soweit: Ich habe den rechtskräftigen Beschluss des Amtsgerichts über meine Namens- und Geschlechtszugehörigkeitsänderung in der Post gefunden. Ich war den ganzen Tag deshalb hibbelig und konnte nicht still sitzen, was eigentlich gar nicht meine Art ist, aber ich war und bin unglaublich glücklich 🙂

Ich hab’s letzte Woche dann auch gleich geschafft, mich bei der Uni und beim Bürgerbüro umzumelden – sprich: Ich habe jetzt einen neuen Studentenausweis und auch schon einen neuen, vorläufigen Personalausweis. Dass ich einen vorläufigen Perso bekomme, war mir dabei sehr wichtig, weil ich für nächste Woche fest geplant habe, dass Thermen-Problem zu überwinden. Anders gesagt: Ich will schwimmen gehen und fühle mich einfach weit wohler, wenn ich schon einen Ausweis als Frau habe. Dann gibt es zumindest von rechtlicher Seite kein Diskussion, welche Dusche ich verwenden soll.

Aber ganz allgemein fühl ich mich jetzt einfach nochmal ein gutes Stück wohler. Klar, ich hab noch ne lange Liste an Organisationen, denen ich den neuen Namen auch noch melden muss, aber dafür darf ich endlich ganz offiziell den Namen verwenden, den ich seit über zwei Jahren trage und gehöre auch endlich rechtlich dem dazu passenden, dem zu mir passendem Geschlecht an. Das ist einfach ein tolles, befreiendes Gefühl 🙂

Alina

Auf Nimmerwiedersehen, Brusteinlagen

Vor mittlerweile über einer Woche habe ich mich von etwas getrennt, was ich seit über zwei Jahren fast 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche bei mir hatte – selbst nachts. Nur Duschen und Reinigen waren die Ausnahmen dieser Regel. Die Rede ist von meinen Brusteinlagen.

Ich bin nicht sicher, ob ich hier je groß darüber gesprochen habe, aber seitdem ich mich das erste Mal als Frau vor die Tür getraut habe, besaß ich Brusteinlagen aus Silikon. Ich wollte schon damals obenrum möglichst natürlich weiblich wirken, was bedeutete, dass etwas Oberweite sein musste. Diverse Experimente mit verschieden gefüllten Luftballons führten dabei zu nichts, also bestellte ich mir irgendwann die Einlagen. Waren sie anfangs noch fremd und seltsam, gewöhnte ich mich doch schnell an sie und seit ich vor zwei Jahren entschied, dass mein letzter Tag als Mann hinter mir lag, habe ich mich selten von ihnen getrennt. Gut, dass erste Paar ging irgendwann kaputt, aber dafür hatte ich schnell Ersatz. Die Einlagen wurden für mich zu einem Teil von mir.

Seit ein, zwei Monaten nun hatte ich aber das Problem, dass durch die Wirkung der Hormone meine natürlichen Brüste soweit gewachsen waren, dass die Silikoneinlagen nicht mehr so richtig im BH saßen, wie bisher. Andererseits war die echte Oberweite aber doch noch so unausgeprägt, dass ich nicht auf die Einlagen verzichten mochte. Seit Freitag letzter Woche ist dies aber vorbei.

Ich hatte schon eine Woche länger geplant, dass ich ausprobieren wollte, ob ich mich ohne die Einlagen mittlerweile wohl fühle und mehr oder weniger aus einer Laune hinaus, probierte ich es aus. Nach über einer Woche ausprobieren und sogar feiern gehen ohne Einlagen kann ich sagen: Ja, ich brauche die Einlagen nicht mehr. Sie haben ihren Zweck erfüllt. Selbst die Corsage, die ich gern zum feiern trage, sitzt gut ohne sie. Ich bin zufrieden.

Gut, noch hab ich nicht die Oberweite, die die Einlagen bisher vorgegaukelt haben, aber das stört mich nicht. Ich fühle mich wohl. Wenn die Brüste jetzt gar nicht mehr wachsen würden, würde mich das höchstens deshalb ärgern, weil ich dann mittelfristig nochmal andere BHs kaufen müsste, perfekt sitzen die, die ich besitze aktuell natürlich nicht. Aber wohlfühlen täte ich mich auch auf Dauer mit dieser Größe. Ja, sie dürfen noch etwas weiter wachsen, aber ich hoffe, dass sie nicht viel größer werden, als die Einlagen. Ich möchte nicht aufgrund der Größe meiner Brüste auffallen. Aber letztlich hab ich da ja nun sowieso keinen Einfluss drauf und muss einfach abwarten. Schauen wir also, was kommt.

Alina

Gastbeitrag: Die Sicht der Eltern

Ich möchte in Zukunft eine Reihe von Gastartikeln hier veröffentlichen, welche von Freunden und Familienmitgliedern geschrieben werden. Diese Beiträge sollen beleuchten, wie mein Umfeld mich wahrnimmt und vielleicht auch für den einen oder anderen Angehörigen oder Freund einer transsexuellen Person, eine Hilfestellung sein. Diese Artikel werden unter dem Tag “Gastartikel” zu finden sein. Diesen ersten Artikel erzählt davon, wie die beiden Personen mit meiner Transsexualität umgehen, ohne die ich heute nicht hier bloggen könnte, ohne die ich nicht einmal auf der Welt wäre: Meine Eltern.

Alina

Hallo,

ich bin die Mutter von Alina. Während Alinas Besuch bei uns haben wir über ihre Seite im Internet gesprochen und überlegt, dass es vielleicht auch für andere Eltern interessant sein könnte, wie wir als Eltern Alinas Leben bis heute erlebt haben 🙂

Alina ist unser erstes Kind, später bekamen wir noch einen Sohn. Während der Schwangerschaft mit Alina gab es eine Zeit mit vorzeitigen Wehen, aber ansonsten verlief die Schwangerschaft gut und die Geburt verlief auch normal.

In ihrer Kindheit hatten unsere Kinder natürlich Lego und Playmobilspielzeug, Stofftiere und was sie sonst interessierte, Spielzeugwaffen oder auch Barbiepuppen, mit denen der Bruder stundenlang spielte, während Alina kein Interesse an Puppen zeigte, sie baute gern mit Lego.

Einmal zu einem Faschingsfest im Kindergarten wollte Alina gern als Mädchen verkleidet gehen, dies habe ich ihr dann “ausgeredet”, weil ich Angst hatte, dass sie als Junge in einer Mädchenverkleidung geärgert wird. Ansonsten ist mir bis ich sie einmal in meinem Body vor meinem Kleiderschrank entdeckt habe, nichts besonderes an ihrem Verhalten aufgefallen. Gut, zu dieser Zeit hatte sie bereits ihr Interesse an Gothic und Live-Rollenspielen entdeckt, ab diesem Zeitpunkt durften ihre Haare nicht mehr geschnitten werden 🙂

Natürlich war ich geschockt, es war schon merkwürdig, meinen “Sohn” in meinem Body vor dem Schrankspiegel zu sehen. Auch sie war geschockt. Ich habe dann nach Rücksprache mit meinem Mann einen Termin bei einer Beratungsstelle vereinbart und dort mit einem Psychologen gesprochen. Dieser meinte ich sollte dies Erlebnis nicht so ernst nehmen, dass wäre ganz normal, dass ein Junge mal fühlen wolle, wie es sich anfühlt, solche Kleidung zu tragen. Er meinte dann, dass es jetzt die Aufgabe des Vaters wäre, unseren Sohn zu verbieten an meine Kleidung zu gehen, nicht nur weil diese kaputtgehen, da unser Kind größer als ich ist, sondern auch weil man nicht einfach Kleidung von der Mutter nimmt.

Wir haben es so gemacht, doch irgendwie fühlte es sich nicht richtig an. Ich hatte zu der Zeit schon hin und wieder in Zeitungen und Zeitschriften von Transsexuellen gelesen und war mir nicht sicher, ob Alina nur mal ausprobiert hat oder mehr dahinter steckt. Wenn ich versucht habe, sie darauf anzusprechen hat sie aber “dicht gemacht”. Sie wüsste nicht, warum sie die Sachen angezogen hat, sie wollte nicht darüber sprechen und ich solle sie in Ruhe lassen. Ich hatte aber immer wieder das Gefühl, dass sie wieder an meinem Kleiderschrank war. Nach einigem Hin und Her und auch einiger Zeit, wo mein Mann und ich es wieder verdrängt hatten, kam dann der Zeitpunkt, wo ich mir wieder sicher war, dass Alina sich Sachen aus meinem Schrank anzog, so dass ich Alina anbot, jedes mal, wenn ich Kleidung aussortiere, sie sich nehmen kann, was ihr gefällt.

Alina hat sich nach dem Kauf unseres Hauses ein Zimmer im Dachgeschoss ausgesucht, (sie wurde kurz nach dem Kauf 15 Jahre alt) dort hat sie sich dann als Mädchen/Frau eingeschlossen. Zu dieser Zeit haben wir uns schon mal gefragt, ob wir etwas falsch gemacht haben, ob es vielleicht nur eine Phase ist. Wir haben Kinderfotos angesehen und doch, auf den Bildern sieht sie glücklich aus. Das hat uns beruhigt.

Ich hatte ihr zwischendurch angeboten, mit ihr neue Kleidung einkaufen zu gehen, damit sie mal etwas bekommt, dass ihrem eigenen Geschmack entspricht, aber mit mir wollte sie das nicht. Ich denke der Gedanke war ihr unangenehm. Zu dieser Zeit betitelte sie sich als Cross-Dresser.

Dann bekam sie eine Freundin, die mit ihr einkaufen ging und auch die Schminktipps, die sie von Freundinnen bekam, freuten mich. Doch wir wussten nicht, wie es weitergehen würde – mal Junge mal Mädchen. Zu Hause in ihrem Zimmer war es Mädchen/Frau und im “normalen” Alltag ein Junge/Mann. Das Mädchen hat sich aber immer in ihrem Zimmer aufgehalten, zu dieser Zeit wolle sie noch nicht, dass es andere erfahren. Selbst ihr Bruder wusste lange nichts von Alina.

Dadurch, dass Alina sich als Mädchen in ihrem Zimmer einschloss, habe eigentlich nur ich sie als Mädchen gesehen. Mein Mann wusste zwar davon, jedoch hat er sie fast nie gesehen, so dass es einmal für beide ziemlich unangenehm wurde als die zwei allein zu Hause waren. Alina kam als Mädchen zum Abendbrot herunter und mein Mann war ziemlich “überrumpelt”, da er noch Besuch erwartete und gab ihr zu verstehen, dass sie sich umzuziehen hatte. Ihm tat es anschließend total leid, sich im Ton vergriffen zu haben und Alina war zuerst in ihren Gefühlen verletzt, hat aber nach einem Gespräch verstanden, dass es für meinem Mann merkwürdig war, sie so zu sehen.

Irgendwann wurde sie von Freunden mit nach Hamburg mitgenommen, zu diesen Tanzveranstaltungen fuhr sie als Frau und erzählte mir am nächsten Tag total glücklich, wie gut es sich angefühlt hat.

Nun lebt und studiert sie seit etwa 2 1/2 Jahren in Baden-Württemberg und dies als Frau. Unsere größten Sorgen waren im Laufe der Zeit eigentlich immer, dass sie von anderen Menschen abgelehnt wird. Natürlich haben wir uns auch Gedanken über unsere Freunde, unsere Familie und unsere Arbeitskollegen und deren Reaktionen gemacht. Wir haben unsere Familie, Freunde und auch Nachbarn informiert, dass wir nun eine Tochter haben, natürlich waren die meisten im ersten Moment “geschockt” und doch haben sie alle super reagiert und niemand hat sich zurückgezogen. Unser 85jähriger Nachbar meinte erst, dies sei doch nicht richtig. Ich habe ihm gesagt, sie hat es sich nicht ausgesucht, und wenn jemand sagt, dass ist nicht von Gott gewollt, warum hat Gott Alina so auf die Welt geschickt? Der Nachbar hat heute keine Probleme mit ihr und fragt auch oft wie es ihr geht.

Inzwischen wissen es  immer mehr Leute, aber natürlich nicht alle, die wir kennen, so dass es manchmal schon merkwürdig ist, wenn z. B. die Grundschullehrerin nach unserem Sohn fragt, aber dann erzähle ich nicht von Alina, weil ich denke, es muss nicht jeder wissen. Wir haben aber auch schon erlebt, dass andere nicht so gute Bekannte schon von Alina gehört haben und sich nicht getraut haben, uns deswegen anzusprechen, weil es uns deshalb vielleicht schlecht gehen könnte. Wenn uns jemand direkt drauf anspricht, haben wir aber auch kein Problem damit, von Alina zu erzählen – es ist so wie es ist!!!

Es ist für uns gerade am Anfang oft komisch gewesen, wenn wir Alina in “Frauenkleidung” gesehen haben, denn wir haben in ihr noch lange unseren erstgeborenen Sohn gesehen (jahrelang eintrainiert), die Gesichtszüge werden jetzt durch die Hormone weicher. Aber gerade weil wir Alina nicht mehr oft sehen, mussten wir uns an die “Veränderung” gewöhnen. Auch war es anfangs komisch mit ihr bei uns im Dorf unterwegs zu sein, wo man immer auf Bekannte treffen konnte und nicht wusste, wie diese reagieren würden. Heute ist es uns egal, wie die Leute reagieren, denn wir wissen, dass es Alina als Frau besser geht und letztendlich ist es egal ob Junge oder Mädchen, sie ist unser Kind und wir sind stolz auf sie, dass sie so mutig ist und ihr Leben als Alina trotz der Probleme mit den Hormonen lebt und sogar ihr Studium gut im Griff hat.  Und wir sind dankbar, dass Alina so gute Freunde hat, denen es egal ist, das sie transsexuell ist.

Für uns hat Alina einen guten Weg gewählt um sich selbst, uns und unsere Umwelt auf Alina vorzubereiten und sie so zu akzeptieren wie sie ist. Ich denke, es braucht seine Zeit sich an die “Veränderung” zu gewöhnen, man kann es nicht von heute auf morgen erzwingen als Frau angenommen zu werden, aber wir haben immer gesagt, Alina gibt das “Tempo” an, sie entscheidet, wann und wie sie ihr Umfeld informiert und wir können sie während der Veränderung ihres Körpers nur begleiten und für sie da sein, wenn sie uns braucht. Ich denke, da sie während ihres letzten Jahres auf dem Gymnasium mitbekommen hat, wie ihre Mitschüler auf das Outing eines Schulkollegen, dass er schwul sei, reagiert haben, war ihr klar, dass es hier auf dem “Dorf” für sie viel schlimmer werden würde als für diesen Jungen. Da sie selbst lange nicht wusste, was mit ihr ist und glaubte, als Junge dürfe sie so nicht fühlen, denke ich, dass sie selbst diese Zeit brauchte, um sich zu akzeptieren und mit diesem Selbstbewusstsein diesen schweren Weg zu gehen.

Wir möchten uns auf diesem Weg bei all ihren Freunden bedanken, dass sie für Alina da sind und ihr helfen, wenn es ihr mal nicht so gut geht. Es ist für uns schön zu wissen, dass sie so gute Freunde hat, da wir nicht um die Ecke wohnen.

Vielleicht hilft dieser Beitrag anderen Eltern mit transsexuellen Kindern, vielleicht auch nicht, aber wenn jemand noch Fragen dazu hat, darf er sich gern melden.