Fünf Monate auf Hormonen

Tja, mittlerweile nehme ich seit über fünf Monaten Hormone. Da ich es bisher, denke ich, noch nicht gesagt habe: Es handelt sich dabei um Androcur als Testosteronblocker und Gynokadin als Östrogenersatz. Wobei beide Beschreibungen wissenschaftlich nicht korrekt sind, aber zumindest sinnbildlich passen. Man kann also sagen, dass das Androcur die männlichen Hormone unterdrückt und das Gynokadin künstliche zusätzliche weibliche Hormone sind. Warum zusätzliche? Naja… jeder Mensch hat sowohl männliche als auch weibliche Hormone, nur halt von der einen Sorte mehr als von der anderen.

Aber gut, ich will jetzt hier nicht allzu sehr auf die medizinische Komponente eingehen. Wenn das interessiert, dem möchte ich allgemein eigentlich davon abraten, sich im Internet zu informieren, da unglaublich viele falsche oder halbwahre Informationen im Umlauf sind. Wenn ihr aber wirklich nur Interesse am “Wie funktioniert das eigentlich?” hab, aber nicht vorhabt, selbst Hormone zu nehmen, dann empfehle ich einen Artikel von transsexuell.de, den ich für ziemlich gut und weitgehend korrekt halte. Solltet ihr selbst Hormone nehmen wollen: Sucht euch unbedingt einen Arzt. Auch mit richtiger Dosierung ist das hart genug, versucht bloß nicht, die Dosierung selbst zu übernehmen.

So. Jetzt aber zu den wahrscheinlich interessanteren Themen: Was hat sich bei mir im letzten Jahr durch die Hormone getan?

Einiges. Kommen wir doch zuerst zu dem anstrengendsten Thema: Meine Psyche. Relativ früh fing ich ja bereits an, übertrieben emotional auf verschiedene Situationen zu reagieren (siehe auch “Ein Monat auf Hormonen”). Darüber bin ich im Wesentlichen hinweg. Ich breche nicht mehr spontan in Wut oder Trauer aus, manchmal noch in Euphorie, aber das ist ja auch voll in Ordnung und schön. Leider aber verstärkten die Hormone diesen Winter meine Winterdepressionen. Bisher habe ich immer nur von leichten Winterdepressionen gesprochen und hatte diese auch gut im Griff, dieser Winter aber war… schwierig. Mit der Rückkehr des guten Wetters und der Sonne, mit dem Längerwerden der Tage, geht es mir mittlerweile wieder signifikant besser, aber der Dezember war echt nicht schön, obwohl ich sehr viel Schönes in der Zeit erlebt habe.

Auch nicht ganz so erfreulich: Muskelabbau. Ich merke mittlerweile doch etwas, dass schwere Dinge sich noch schwerer anfühlen als früher und ich generell schneller erschöpft bin. Gut, ich mache auch schon länger nicht mehr regelmäßig Sport, (was sich hoffentlich bald ändert,) aber Hormone haben einen Einfluss auf die Muskeln und ich bin mir recht sicher, dass sie hier mit reinspielen. Nein, allzu dramatisch finde ich das jetzt nicht. Hab hier auf dem Wohnheimsflur genug starke Menschen, die mir dann halt meine Gläser öffnen oder schwere Dinge schleppen dürfen 😉

Aber nun zu den erfreulicheren Dingen. Fangen wir beim für mich Offensichtlichsten an: Meine Brüste sind nicht mehr zu leugnen. Ich muss zugeben, keine Expertin für Körbchengrößen zu sein, aber ein A dürften die bald erreicht haben und ich spiele schon länger mit dem Gedanken, bald auf meine Brusteinlagen zu verzichten. Ein bisschen werde ich wohl noch warten und meine Brüste wachsen lassen, aber lange werde ich wohl nicht mehr auf die Einlagen angewiesen sein.

Worauf mich andere Leute in letzter Zeit oft angesprochen habe, was ich aber selbst kaum wahrnehme, ist, dass sich meine Gesichtszüge verändern. Mein Gesicht beginnt weicher zu werden, femininer. Nein, dass wirkt sich leider nicht auf das Bartwachstum aus, daran ändern die Hormone leider recht wenig. Trotzdem – femininere Gesichtszüge sind auf jeden Fall etwas, worüber ich mich unglaublich freue!

Dazu möchte ich euch dann natürlich nicht vorenthalten, ein Bild zu sehen zu bekommen. Es ist vorgestern nach einem Friseurbesuch entstanden. (Ich hätte echt viel früher mal zu einem Friseur gehen sollen; ich finde die neue Frisur macht echt einen großen Unterschied, auch wenn ich dringendst den Ansatz nachfärben sollte 😉 )

Ich habe mittlerweile eine recht deutliche Taille – noch deutlicher wäre sie wohl, wenn ich mal etwas abnehmen würde, aber verdammter Mist, Stapelchips schmecken so gut! (Ich schiebe den ständigen Heißhunger auf Stapelchips oder manchmal auch andere Dinge übrigens auch auf die Hormone.)

Übrigens scheine ich mit der Körperbehaarung recht behalten zu haben (siehe “Weitere Änderungen”): Sie lässt nach. Ich will nicht behaupten, dass sie komplett aufhören würde, aber meine Körperbehaarung wächst deutlich langsamer nach als früher. Das wird im Sommer unglaublich angenehm, weil ich dann vielleicht nicht mehr alle 2 Tage beim Duschen 10 bis 15 Minuten brauche, um meine Beine zu rasieren.

So. Ich glaube, dass sollte alles gewesen sein, was ich hier heute erzählen wollte. Mehr gibt’s dann hoffentlich auch bald wieder 😉

Alina

Der Antrag auf Änderung des Vornames und der Geschlechtszugehörigkeit

Ich habe ja schon länger versprochen, euch hier mal meinen Antrag auf Änderung des Vornamens und der Geschlechtszugehörigkeit als Inspiration für einen eigenen Antrag zur Verfügung zu stellen. Besser spät als nie möchte ich dies heute nachholen.

Mein Antrag sah folgendermaßen aus:

[Meine Anschrift]

[Anschrift Amtsgericht]

Antrag auf Änderung des Vornamens und der Geschlechtszugehörigkeit nach Transsexuellengesetz (TSG)

Hiermit beantrage ich, geboren am XX. XXXXXX XXXX als [alter Name + Nachname] in [Geburtsort], eine Änderung meines Vornamen in [neuer Name] sowie eine Änderung meines Personenstandes nach §8 TSG (auf Grundlage von Az. 1 BvR 3295/07).

Begründung: Die dem Geburtseintrag entsprechende Geschlechtsrolle konnte ich nur unter großen Anstrengungen und nicht sehr erfolgreich leben. Seit Januar 2012 lebe ich vollständig in meiner neuen Geschlechtsrolle und eine Rückkehr in die männliche Rolle ist für mich nicht denkbar.

Sofern die Erstellung von Gutachten erforderlich ist, bitte ich darum, folgende Sachverständige damit zu beauftragen:

1) [Erster Gutachter mit Anschrift]

2) [Zweiter Gutachter mit Anschrift]

Ich bin Deutsche im Sinne des Grundgesetzes und derzeit in [Anschrift] wohnhaft.

Da ich derzeit aufgrund meines Studiums ein geringes Budget habe, beantrage ich weiterhin Prozesskostenhilfe.

Mit freundlichen Grüßen,

[alter Name]

Am Ende der Seite habe ich dann noch die Anlagen aufgelistet. Das waren bei mir ein Auszug aus dem Geburtenregister, ein Meldebescheid, eine beglaubigte Ausweiskopie, ein transsexueller Lebenslauf und, wegen des Antrags auf Prozesskostenhilfe, eine Erklärung über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse (dafür gibt’s beim Amtsgericht einen Vordruck) und passende Belege dazu.

Der transsexuelle Lebenslauf war bei mir schlicht ein nicht-tabellarischer Lebenslauf, bei dem ich immer wieder auf Schlüsselmomente meiner Transsexualität eingegangen bin.

Ich hoffe, dass dieser Artikel der einen oder dem anderen weiterhilft, einen eigenen Antrag zu schreiben. Ich wünsche euch viel Erfolg dabei! 🙂

Alina

Halloween

Erkläre mir mal bitte wer, wo die letzten eineinhalb Monate hin sind. Ich wollte doch längst über Halloween gebloggt haben… Die Halloween-Party war so cool, wie sie mir versprochen wurde.

Statt fand die Party in einem Gewölbekeller, veranstaltet wurde sie von einer guten Freundin. Ich hatte bereits im Voraus beim Dekoration-basteln geholfen und die Arbeit, die in die Deko geflossen war, war am Ende zu sehen. Bereits bevor man das Gebäude betrat, wurde man von Grabsteinen aus Styropor begrüßt, auf dem Weg nach unten begleiteten einen Pappspinnen, die an den Wänden klebten, und unten befanden sich allerlei Monster.

Ich kam bereits ziemlich früh zur Party, weil besagte Freundin mich noch schminken wollte/sollte. Das Make-Up für den Abend hätte ich niemals selbst so hinbekommen. Leider kam ich aber dennoch später, als ich geplant hatte, denn der enge Rock meines Kostüms schränkte mich doch ziemlich in Bewegungsfreiheit und Geschwindigkeit ein. Aber der “lange” Marsch durch die Stadt war es trotzdem wert: Das Kostüm + Make-Up war am Ende super gelungen und näher am Vorbild als ich erwartet hatte. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Cappu, die mir zum Geburtstag schenkte, dass sie mir das Kostüm nähen würde.

Neugierig, was es für ein Kostüm war? Ich ging als Death, also der Tod, aus dem Videospiel “Deadpool” – einer ziemlich coolen weiblichen Darstellung des Todes. Das Vorbild für’s Kostüm ist beispielsweise auf xbox360achievements.org zu sehen (das unterste der Bilder). Aber ich spanne euch jetzt nicht länger auf die Folter, hier die Bilder von mir von dem Abend:

Im Vorbild ist zu sehen, dass das Kostüm eigentlich noch Metallapplikationen hat, diese gehörten eigentlich auch zum Kostüm, hatten aber leider nicht richtig gehalten. Trotzdem – ich fand und finde das Kostüm verdammt cool.

Der Abend selbst war dann auch sehr unterhaltsam. Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten in den verschiedenen Gesprächsgruppen Anschluss zu finden, da ich bis fast Mitternacht außer den beiden Veranstalterinnen niemanden kannte, aber letztlich konnte ich mich dann doch bis dahin in eine Gruppe einbringen und hatte viel Spaß. Die Musik und die Stimmung auf der Feier war klasse, sodass ich mich ziemlich ärgerte, als ich gegen 2 Uhr merkte, dass ich müde wurde, und lieber nach Hause ging, bevor ich dafür zu kaputt sein würde. Ich wäre gern noch länger geblieben.

Ich habe aktuell noch zwei weitere Artikel für den Blog in Planung, die hoffentlich nicht wieder über einen Monat brauchen, bis ich sie schreibe. Eigentlich will ich sie gern in wenigen Tagen fertig haben. Schauen wir mal, ob das klappt 😉

Alina

Doch mal nachgefragt

Kaum blogge ich drüber, dass noch nie auch nur nachgefragt wurde, warum auf meinen Bahntickets ein männlicher Name steht, ändert sich das natürlich prompt.

Heute, im ICE von Wien in Richtung Heimat, ist zum ersten Mal einer Kontrolleurin aufgefallen, dass der Name auf dem Ticket nicht besonders gut passt. Sie fragte daher nach, ob das überhaupt mein Ticket sei, was ich bejahte. Auf den Hinweis, dass dort aber doch ein männlicher Name stünde, es auf einen Herrn ausgestellt war, antwortete ich wahrheitsgemäß, dass ich transsexuell sei und es sich um meinen “alten” Namen handle. Damit war die Sache im Wesentlichen gegessen. Die Kontrolleurin entschuldigte sich sogar bei mir, wozu ich ihr nur sagen konnte, dass ich’s als Kompliment genommen hat – letztlich zeigt es doch nur, dass sie selbst obwohl sie gesehen hat, dass ich einen männlichen Namen trug, nicht gemerkt hat, dass ich transsexuell bin. Das ist ja wohl eigentlich ein Grund sich zu freuen 😉

Reisen als Transsexuelle

Ich weiß nicht, ob ich die einzige bin, der es so geht, aber ich hatte lange Zeit etwas Angst, als Alina auf Reise zu gehen. Vermutlich teilen einige Transgender diese Angst mit mir. Es klingt ja auch gar nicht so abwegig – wenn man mit einem Transportmittel reist, bei dem ein Name auf dem Ticket steht, der nicht zum optischen Auftritt passt, sind da Probleme nicht vorprogrammiert? Sei es mit einem Online-Ticket der Bahn, welches eine Identifikationskarte erfordert (meist einen Personalausweis oder eine Bahncard, auf beidem ist (noch) mein männlicher Vorname abgedruckt) oder mit einem Flugticket, auf denen soweit ich weiß immer direkt Namen abgedruckt sind; irgendwer wird doch sicher drüber Fallen, dass der Name scheinbar falsch ist und Probleme machen, oder nicht?

Meine Erfahrung sagt eindeutig “Nein”. Ich fahre seit über 2 Jahren viel Bahn und werde in so gut wie jedem Zug auch kontrolliert. Meist bin ich mit besagten Onlinetickets unterwegs, meine Bahncard mit männlichem Namen und – bis vor kurzem – sogar noch einem alten, eindeutig männlichen, Bild von mir dient als Identifikationskarte. Im Regelfall werfen die Schaffner aber nicht mal einen Blick auf Bild und Name. Meist wird der Code vom Ticket abgescannt, die Bahncard eingelesen, fertig. Selbst als ich einmal in der Übergangsphase zwischen zwei Bahncards lieber meinen Personalausweis als Identifikation genutzt habe, gab es keine Probleme, und der konnte nicht so einfach eingelesen werden, da musste die Ausweisnummer per Hand verglichen werden – soll heißen die Schaffner mussten sich genauer mit dem Ausweis beschäftigen. Probleme gab es trotzdem nicht.

Mehr Sorgen habe ich mir beim Fliegen gemacht. Ich bin gestern das erste Mal in den letzten zwei Jahren geflogen und hatte nur noch wage im Kopf, wie genau das dort abläuft. Ich ging eigentlich davon aus, dass spätestens am Gate, am Einstieg, mein Boarding Pass auch auf den Namen überprüft wird, dass ich dort meinen Ausweis vorzeigen werden müsste. Aber nein – nichts dergleichen. Der Code vom Pass wurde einfach eingescannt, es wurde festgestellt, dass sich mein Sitzplatz nochmal geändert hat, weshalb ich ein anderes Ticket bekam (auf dem übrigens auch mein männlicher Name stand; und die Dame am Gate hat das Ticket kurz suchen müssen, es hätte ihr, auch wenn sie wahrscheinlich nur nach dem Nachnamen geschaut hat, auffallen können), aber Komplikationen gab es keine.

Nun sei dazu gesagt, dass der Flug nur einer innerhalb der EU war. Geht es weiter weg, sind die Kontrollen meines Wissens nach strenger. Vielleicht würde bei solchen Flügen auch mehr darauf geachtet werden, dass der Fluggast wirklich derjenige ist, der auf dem Ticket angegeben ist. Aber ganz ehrlich: Meistens sind die Menschen sehr einsichtig, wenn man ihnen einfach kurz die Lage schildert. Ich habe in letzter Zeit häufiger (z.B. im Wahlbüro) erlebt, dass Leute mich wegen dem männlichen Namen angesprochen haben, aber wenn ich ihnen einfach kurz gesagt habe, dass ich transsexuell bin und das der noch aktuelle Name ist, war das immer in Ordnung. Es mag für Crossdresser und Transvestiten dann vielleicht etwas schwerer sein zu erklären, aber auch da sollte ein: “Ja, das bin ich, auch wenn ich gerade anders aussehe” meist schon reichen.

Vielleicht ermutigt dieser kleine Erfahrungsbericht ja den einen oder die andere da draußen, auch mehr zu verreisen. Reisen ist nämlich toll und macht Spaß, wenn man es sich nicht von Angst vor Komplikationen kaputt machen lässt 😉

Weitere Änderungen

Wie bereits im letzten Beitrag geschrieben, ist meine Brust im Moment ja ziemlich empfindlich und reagiert auf Druck mit leichtem Schmerz. Es hat sich aber noch mehr getan. Langsam aber sicher habe ich den Eindruck, dass die Brust sich verformt. Ich würde es nicht wachsen nennen, aber ich bin mir relativ sicher, dass sie die Form verändert, von einer männlichen Brust ausgehend weibliche Züge annimmt. Nicht viel, aber zumindest ein bisschen. Und ziemlich sicher bin ich, dass meine Brustwarzen sehr viel empfindlicher geworden sind, sowohl was Berührungen als auch was Temperaturen angeht.

Außerdem stelle ich noch etwas anderes fest. Da das Wetter sich ja leider überlegt hat, einfach mal von Hochsommer auf mittleren Herbst umzuschalten, ohne Übergang, habe ich mich nun schon eine ganze Weile nicht am Körper rasiert. Im Gesicht klar, aber Beine und Achseln sieht die nächsten Monate wohl niemand. Trotzdem stellte ich gestern beim Duschen überrascht fest, dass die Menge an nachgewachsenen Haaren zurückgegangen ist, oder sie zumindest weniger auffallen. Keine Ahnung, ob ich mir das einbilde, ob vielleicht das letzte Rasieren doch nicht soweit weg ist, wie ich glaube, aber ich habe den Eindruck, dass meine Körperbehaarung sich auf dem Rückzug befindet, was ich begrüßen würde.

Schauen wir mal, was noch so kommt 🙂

Alina

Kleines Update: Mittlerweile schmerze meine Brust an einigen Stellen bei leichten Druck wirklich. Immer noch nicht stark, aber es als etwas anderes als Schmerz zu bezeichnen, wäre untertrieben. Es ist nicht schlimm, ich freue mich tatsächlich eher, weil es körperliche Veränderungen einleitet, aber störend ist es schon.

Ein Monat auf Hormonen

Tja, da ist doch glatt schon wieder eine große Zeitspanne ohne Blogeintrag verstrichen.

In der letzten Zeit hat sich einiges getan. Nicht nur habe ich seit letzter Woche den ersten Gutachter-Termin für meine Namensänderung und weiß, dass die Prozesskosten übernommen werden. Das geht also gut voran. Nein, außerdem bin ich seit mittlerweile schon über einem Monat auf Hormonen. Und ich muss sagen: Es ist Teufelszeug.

Mir wurde schon von Anfang an immer wieder gesagt, dass die Hormone sich stark auf die Psyche auswirken können. Klar, rein körperlich erlebt man auf jeden Fall eine Art zweite Pubertät, aber einige andere Transsexuelle erzählten mir, dass es auch emotional eine zweite Pubertät sei. Leider hatten jene Personen unrecht: Es ist schlimmer.

Ich leide aktuell unter extremen Stimmungsschwankungen, die oftmals keine für mich erkennbare Ursache besitzen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Abend vor meinem Geburtstag: Mit Kate und DFYX schaute ich bis 23:00 einen Film, eigentlich wollten wir im Anschluss noch bis nach Mitternacht durchmachen, um auf meinen Geburtstag anzustoßen. Als der Film jedoch vorbei war, bemerkte ich, dass es mir zu viel war, die beiden um mich zu haben, und ich ging auf mein Zimmer, mit der Bemerkung, die beiden dürfen aber gern um Mitternacht vorbei kommen zum Anstoßen. Kaum kam ich auf meinem Zimmer an, brach ich in Tränen aus. Der Film hatte kein trauriges Ende oder so, deshalb kann ich mir diesen Emotionsausbruch immer noch nicht erklären, außer, dass es an den Hormonen lag.

Ähnliche Situationen hab ich in den letzten Wochen immer wieder gehabt.

Im Moment machen mir die Hormone also ordentlich zu schaffen, aber ich bin optimistisch, dass sich das bald bessern wird. Außerdem bemerke ich die ersten körperlichen Veränderungen, beziehungsweise merke, dass sie sich ankündigen: Meine Brust beginnt auf leichten Druck mit einem unangenehmen Spannungsgefühl zu reagieren. Dieser Druck kann einfach sein, dass ich mich beim Einschlafen herum wälze und dabei gegen die Brust stoße, es muss also kein starker Druck sein. Ich schließe daraus, dass der erste Wachstumsschub an der Brust bald einsetzen wird. Ich bin gespannt, wie lange genau es noch dauern wird und vor Allem wann sich an anderen Stellen etwas bemerkbar mach.

Übrigens: Hormone machen ja, wie viele von euch wahrscheinlich wissen, mittelfristig Zeugungsunfähig. Da ich aber gern irgendwann Kinder hätte, habe ich ebenfalls vor etwas über einem Monat, Samen kryokonservieren (einfrieren) lassen. Die Proben waren wohl soweit in Ordnung, das bedeutet, dass ich, wenn ich die richtige Partnerin gefunden habe, mittels künstlicher Befruchtung leibliche Kinder bekommen können werde. Aktuell erlaubt mir das TSG (Transsexuellengesetz) das zwar nicht (TSG §7), aber ich bin optimistisch, dass die Regel entweder gestrichen ist, bis ich Kinder will, oder ich sie dann stürzen kann – sie macht einfach keinen Sinn mehr, ist ein Relikt aus Zeiten, in dem Zeugungsunfähigkeit nötig war, um als Transsexuell anerkannt zu werden. Der Sinn dahinter ist der, dass man wohl nicht Zeugungsunfähig war, wenn man noch ein Kind bekommt, damit hätte man gar nicht als transsexuell anerkannt werden dürfen. Aber heute muss man nicht mehr Zeugungsunfähig sein, da macht es keinen Sinn mehr, wegen Kindern die Anerkennung rückgängig zu machen. Wie gesagt: Wenn das Gesetz noch gilt, wenn ich Kinder will, werde ich kämpfen.

Ansonsten gibt’s nicht so wirklich etwas, was berichtenswert wäre. Ich bin immer noch in der Klausurenphase und werde es noch über eine Woche sein, bevor es für rund 2 Wochen in den Urlaub geht.

Mal schauen, wann ich wieder Zeit und Inhalte finde, damit ich wieder was bloggen kann 😉

Alina

Shy Guy at the Show

Hier in Karlsruhe gibt es einmal im Jahr ein Festival, welches den schlichten Namen “Das Fest” trägt. Auf diesem trat am letzten Freitag auf der so genannten Feldbühne, für die man keinen Eintritt bezahlen muss, die grandiose Band Shy Guy at the Show auf.

Von Shy Guy hatte ich bereits vor etwa einem halben Jahr durch meine Logopädin erfahren, die mit dem Sänger verwandt oder verschwägert ist. Oder so… ich bin nicht mehr ganz sicher, über welche Ecken er zu ihrer Familie gehört, aber irgendwie gibt es da Ecken. Auf ihre Empfehlung hin, hörte ich mir die paar Songs, die auf dem Youtube-Kanal von Shy Guy zu finden sind, an und war begeistert. Eigentlich wollte ich mir damals direkt mal ne CD von den Jungs kaufen, hatte zu dem Zeitpunkt aber kein Geld dafür übrig. Oh, und generell klappte es nicht, mal auf eines ihrer Konzerte zu gehen, weil die natürlich immer genau dann angesetzt waren, wenn ich nicht in der Karlsruher Umgebung war. Bis Freitag.

Um 16:00 sollte das Konzert los gehen, um 14:30 brauch ich hier auf, wohl wissend, dass ich keine Ahnung hatte, wo auf dem Fest was zu finden sein würde. Eigentlich dachte ich, ich würde bestimmt mindestens ne Viertelstunde zu früh da sein. Eigentlich plante ich, diese Zeit zu nutzen, um mich nach vorn zu kämpfen. Tatsächlich war ich erst um Punkt 16:00 an der Bühne und durfte feststellen, dass die ersten gefühlt zehn Reihen leer waren. Also ab an die Absperrung vor der Bühne, als der Ansager die Band ansagte. Dort war ich dann übrigens völlig zu unrecht das erste halbe Konzert allein, erst dann trauten sich mehr Leute an den Bühnenrand.

Ich hatte auf Youtube auch aus anderen Quellen ein paar Songs der Jungs gehört und auch eine Liveaufnahme gefunden, insgesamt aber eher wenig, da die Band einfach noch viel zu unbekannt ist, wusste daher nicht richtig, was mich erwarten würde, aber ich wurde überwältigt. Die Show die die “Shy” Guys da abzogen, war einfach nur genial. Die Jungs gingen in ihrer Musik auf und rissen mindestens mich mit – aber auch ein paar Jugendliche, die den Platz vor der Bühne/hinter mir zum tanzen nutzten. Mir selbst war nicht so nach tanzen, da ich das später noch tun wollte (und getan hab; es war R[h]einschwarze im Culteum). Außerdem standen zwei Jungs am Ende des Konzertes neben mir, die ich den Outfits nach für Hip Hopper gehalten habe, welche jedoch nach dem Konzert sinngemäß sagten, dass die Musik von Shy Guy die beste gewesen sei, die sie je gehört haben. Wunderbar, wieder ein paar Nachwuchs-Grufties 😉

Ich selbst war mir nach dem Konzert übrigens sicher, dass ich CDs der Band haben wollte. Mittlerweile hab ich drei Alben, nur das erste hab ich liegen lassen, da dieses wohl noch sehr anders klingt. Ich denke aber, dass ich auch das irgendwann kaufen werde, um die Sammlung zu vervollständigen. Seit Samstag Mittag laufen die 3 CDs nämlich rauf und runter, ich hab fast nichts anderes gehört. Das erste Album und ein T-Shirt der Band, das werd ich mir wohl bald noch gönnen.

Falls ihr mit Gothic, Synth-Pop oder generell leichten, düsteren Klängen etwas abgewinnen könnt, kann ich euch nur nochmal dazu raten, die Bandwebsite von Shy Guy at the Show zu besuchen und euch dort die Musikvideos der Band anzusehen. Vielleicht gefällt euch die Musik ja so gut wie mir 😉

Alina

Transphobie

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

(Hinweis: Das Wort “Transphobie” nutze ich heute nicht mehr, da es sich um keine Phobie sondern um Feindlichkeit handelt.)

Es ist schon über drei Monate her, das ich gebloggt hab? Hui, wo ist die Zeit nur hin?

Und kaum geb ich mal wieder ein Lebenszeichen von mir, ist es auch noch negativ – denn heute habe ich das erste Mal direkte, unverblümte und unverschämte Transfeindlichkeit erleben müssen.

“Schämst du dich gar nicht, du scheiß Schwuchtel?”

Mal abgesehen davon, dass ich schon deshalb keine “scheiß Schwuchtel” sein kann, weil (zumindest für mich) “Schwuchteln” männlichem Geschlechts sind, war mir dieser Ausruf viel zu weit unter meinem Niveau, als das ich drauf reagiert hätte. Wozu auch? Um das Weltbild des Sprechenden gerade zu rücken? Tut mir leid, aber ich bin zu sehr Realist, als dass ich glauben würde, damit Erfolg zu haben. Und kontern? Selbst wenn mir in dem Moment eine andere Erwiderung als ein “Ach f*ck dich doch” eingefallen wäre, eine die mehr mein Niveau ist, ich denke ich hätte die Klappe gehalten. Ich hätte mich dadurch ja doch nicht besser gefühlt.

Wie ich mich überhaupt gefühlt habe? Gelassen. Idioten gibt es immer. Und das man erkennen kann, dass ich männliche Gene habe, das war mir auch klar. Ich glaube Kate, die mit mir gemeinsam unterwegs war, hat es mehr irritiert als mich. Aber wie gesagt: Es ist es mir nicht wert, mich über solche Leute aufzuregen, ich finde es nur schade, dass einige Menschen in einer so kleinen eigenen Welt leben. Warum ich es trotzdem schreibe, wenn ich doch drüber stehe? Weil es in der Heftigkeit für mich eine Premiere war, ich es nie zuvor erlebt habe und es mich ziemlich überrascht hat. Aber auch, weil ich festhalten wollte, dass ich mich nicht unterkriegen lassen werde – und ich hoffe, dass es für andere Menschen ein Zeichen sein kann, sich auch nicht unterkriegen zu lassen.

Im nächsten Eintrag dann die positiven Entwicklungen der letzten Monate.

Alina

Von tollen Leuten und guten Nachrichten

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

(veraltet wegen Halbwissen zum Thema Namensänderung. Genauer steht es auf meiner Seite zu dem Thema.)

Samstag hatte ich so viel Chaos, wie seit mindestens dem Beginn meines Studiums, wahrscheinlich sogar seit Ende meiner Schulzeit nicht mehr. Warum? Fangen wir vorne an.

Geplant für besagten Samstag war folgendes: Ich wollte gegen 11:00 hier das Haus verlassen um gegen 13:00 in Stuttgart zu sein. Dort am Hauptbahnhof wollten sich Folke, welcher ein langjähriger guter Freund von mir ist, und ich uns treffen, bis er gegen 14:30 los musste, da er recht viele Termine hatte. Da er eigentlich aber nicht in Baden-Württemberg studiert, wollten wir die Gelegenheit für ein Treffen unbedingt nutzen. Anschließend war ich mit Jeanette verabredet. Ja, die Jeanette, die ich schon im letzten Betrag erwähnte und deren Blog ich mittlerweile in der Sidebar verlinke.

Tatsächlich ging der Tag aber etwas anders los. Gegen 9:00 ging mein Wecker, nach dem Duschen kaufte ich mir erst einmal online das Tagesticket für den VVS, damit ich mich frei herum reisen konnte. Ich entschied, sogar kurz vor 11:00 los zu gehen, da ich besagtes Ticket noch im Studentenpool drucken musste. Am Gebäude angekommen musste ich jedoch feststellen, dass Gebäude und Pool wegen Wartungsarbeiten geschlossen waren. Verdammt dummes Timing. Also zurück ins Wohnheim und versucht jemanden zu finden, der einen Drucker hat – ohne Erfolg. Letztlich erreichte ich dann jedoch Kate, die gerade zwar nicht im Wohnheim, sondern bei DFYX zuhause war, der Ort lag jedoch auf meiner Zugstrecke und im Bereich meines Studitickets – ich konnte dort also hinkommen und die beiden würden mir das Ticket dort zum Bahnhof bringen.

Also wieder los und auf zum Bahnhof Karlsruhe – Durlach. Dort angekommen fuhr der Zug, den ich ursprünglich nehmen wollte, natürlich gerade ab. Schnell an den Ticketautomaten und die nächste Verbindung zu Kate und DFYX rausgesucht und Kate mitgeteilt, wann ich ankommen würde. Als ich zwischendurch umstieg, stellte ich fest, dass ich in einen Zug nach Stuttgart gelandet war, den also auch weiter nutzen wollte. Daher kurz nochmal mit Kate telefoniert und sie gebeten, mich an der hintersten Tür des Zuges zu empfangen, damit ich direkt das Ticket schnappen und wieder einsteigen könnte. Tja. Leider hatte ich beim Umstieg nicht realisiert, dass der Zug zwei getrennte Teile hatte und ich mich im vorderen befand, während Kate und DFYX am hinteren Teil warteten. Mit einen kleinem Sprint über den Bahnsteig hat aber trotzdem alles geklappt. Kate und DFYX, ihr seid echt Helden! Danke nochmal! 🙂

Danach wurde es dann etwas ruhiger. Ich kann zwar erst eine halbe Stunde später als erhofft an, aber das hatte ich Folke längst mitgeteilt und wir hatten trotzdem noch eine nette Stunde. Plaudernd sind wir durch die Innenstadt Stuttgarts gewandert, die aufgrund des klasse Wetters proppenvoll war. Eigentlich überlegten wir zwischendurch, uns Eis zu kaufen, aber leider hätte man sich überall lange anstellen müssen, worauf wir keine Lust hatten. Etwas bizarr war, dass in einem Hinterhof, an dem wir vorbei kamen, dann noch ein letzter Haufen Schnee lag. Das passte vorne und hinten nicht zum Wetter 😉

Die Stunde ging dann leider auch viel zu schnell vorbei, so wie es halt immer ist, wenn man gut unterhalten ist. Irgendwann musste sich Folke dann also verabschieden und ich machte mich auf in Richtung Jeanette.

Nachdem ich auf Anhieb zu Jeanette gefunden hatte, wurde ich freundlich von ihr begrüßt. Was mir sofort ins Auge sprang, war ihr Flur, auf den ich wirklich neidisch bin: Der Flur hat den Charakter eines alten Gewölbes, wozu der Kronleuchter super passt. Dass dann auch noch in einer “Nische” ein mindestens 2 Meter langer Kleiderständer voll mit den Party-Outfits von Jeanette und ihrer Freundin, die ja auch beide Gothics sind, stand, rundete das Gesamtbild ab und ich fühlte mich sofort wohl. Wenn ich irgendwann mal eine eigene Wohnung habe, will ich genau die selbe Atmosphäre in mindestens einem Raum einfangen. 😉

Anfangs war ihre Freundin noch einkaufen, sodass Jeanette und ich zunächst erst mal so etwas Zeit hatten, uns zu beschnuppern. Letztlich kannten wir uns ja nicht wirklich, nur aus dem Blog der jeweils anderen, aber wir waren uns schnell sehr sympatisch. Gleiches galt auch, als ihre Freundin letztlich dazu stoß. Auch hier verging die Zeit wieder wie im Flug, schließlich gab es viel zu erzählen. Von Transgendertum, über den CCC bis zu Festival und Bands. Zu letzterem Thema sei zu sagen, dass Jeanettes Freundin, ähnlich wie ich, großer ASP-Fan ist. 😉

Insbesondere über eine Sache haben wir uns außerdem unterhalten, die für mich eine große Bedeutung hat: Wie es rein rechtlich im Bezug auf meine Transsexualität weiter gehen kann.

Jeanette erklärte mir, dass ich theoretisch jederzeit zum Amtsgericht gehen, und eine Names- und Personenstandsänderung beantragen kann. Den Alltagstest brauche ich dafür nicht. Wenn ich es beantrage, kann ich in der Regel angeben, zu welchen Gutachtern ich möchte, zwei an der Zahl sind nötig. Letztlich darf mir das Amtsgericht aber auch andere Gutachter zuweisen. Auch muss ich diese Gutachter nicht regelmäßig sehen, sondern nur ein einziges Mal. Nach einer Sitzung, die zwischen 60 und 90 Minuten dauert, entscheiden die Gutachter,  ob sie mich für Transsexuell halten und melden dies dem Amtsgericht. Danach heißt es warten. Deutsche Gründlichkeit braucht ja seine Zeit 😉

Auf meine Frage hin, wofür der Alltagstest überhaupt nötig sei, bekam ich eine einfache Antwort: Höchstens für die Geschlechtsangleichende OP. Zumindest rechtlich gesehen. Es gibt wohl Krankenkassen, die bestehen auf den Alltagstest schon, wenn es um Hormone geht, heute ist dies aber kaum noch bzw. weniger verbreitet als früher. Wenn sich meine Kasse also nicht quer stellt oder ich denen ausreichend belegen kann, dass ich ja sozusagen seit einem Jahr “unbetreuten Alltagstest” mache, geht tatsächlich alles viel schneller, als ich bisher gedacht habe.

Irgendwann gegen 22:00 wurde es dann nochmal etwas stressig: Ich wusste, dass bis mindestens Mitternacht Bahnen nach Karlsruhe fuhren, aber als mir langsam mal nachsahen, wann die nächste fahren würde, stellten wir fest, dass in sieben Minuten vom Zeitpunkt des Nachguckens die letzte Verbindung abfahren würde, die weniger als 3 Umstiege brauchte. Also beeilte ich mich doch noch schnell um die Bahn zu bekommen. Hat auch alles geklappt, und ansonsten wäre es für mich kein allzu großes Problem gewesen, mehr Umsteigen zu müssen, aber so war es bequemer.

Danke noch einmal an Folke, Jeanette und ihre Freundin für die schöne Zeit und danke an Kate und DFYX, dass ihr mir so spontan und schnell aus der Patsche geholfen habt!

Alina