Shopping damals und heute

Über die Jahre hinweg hat sich mein Shopping-Verhalten stark geändert. Diese Feststellung kam mir heute. Und da sich jeder Trans* früher oder später fragt: “Wie komme ich am Besten an Kleidung, Make-Up, Accessoires und den ganzen Rest ran?” möchte ich einfach mal erzählen, wie es sich bei mir entwickelt hat. Dieser Artikel soll aber kein “Shopping-Tutorial” sein, sondern einfach nur aufzeigen, wie ich Dinge gekauft habe und kaufe, die eindeutig zu Alina und nicht zu meinem männlichen Selbst gehören.

Angefangen hat alles damals mit meiner zweiten Freundin. Sie wusste bereits vor der Beziehung, dass ich trans bin, und auch, wenn es ihr der Umgang mit meiner weiblichen Seite nicht unbedingt leicht fiel, bemühte sie sich sehr darum, den Umgang zu lernen und mich so gut es geht zu unterstützen. Dies endete damit, dass wir ein Wochenende planten, an dem ihre Eltern nicht da waren, um mich zum ersten Mal ganz als Alina herzurichten. Dazu gehörte auch der Einkauf für Alina.

Hatte ich vorher nur ein paar wenige Kleidungsstücke meiner Mutter besessen, so kamen meine Freundin und ich dieses Mal mit einer “kompletten” Grundausstattung vom Einkaufen zurück: Einige Röcke, einige Oberteile, Unterwäsche, eine Strumpfhose. Ein paar Schuhe hatte ich mir ein paar Tage vorher auf eBay bestellt. Um Brüste nachzustellen hatten wir Ballon mit Reis gefüllt, die ich bis vor einem halben Jahr immer noch verwendet habe.

Von der damals gekauften Kleidung trage ich heute fast nichts mehr. Nicht, weil es hässlich wäre oder nicht zusammen passt, sondern, weil es nicht meinem Geschmack entspricht. Als wir die Sachen kauften, glaube ich noch, dass Alinas Kleidungsstil sich grundsätzlich von dem meiner männlichen Hälfte unterscheiden würde, was schlicht falsch war. Aber hey: Mittlerweile hab ich gehört, dass andere Trans*, die sich das erste Mal ausleben, meist wie Paradiesvögel aussehen, weil sie die hübschesten Dinge haben wollen und noch kein Auge dafür haben, was zusammen bzw. zu ihnen passt. Glücklicher weise ist mir das ja weitestgehend erspart geblieben.

Es begann die Zeit der eBay-Einkäufe. Da ich mich allein nicht einzukaufen traute, kaufte ich vieles bei eBay. Prinzipiell gut, hat aber den Nachteil, dass ich nichts anprobieren konnte. Da ich meine Kleidungsgrößen bis heute nicht auswendig kenne und ständig alle Größen durcheinander werf (“Hatte ich jetzt Hosengröße 42? Und bei Männergrößen oder Frauengrößen? Oder war das meine Jackengröße?”), endete es damit, dass meine erste Corsage zu groß war. Selbst komplett zugeschnürt saß sie noch locker, was nicht Sinn der Sache ist. Aber mittlerweile hab ich einen Fundus an Klamotten, der groß genug ist, dass ich da kurz nachsehen kann, welche Größe ich brauche, was eBay recht komfortabel macht.

Parallel zur eBay-Phase war ich ein paar Mal mit meiner Sandkastenfreundin shoppen. Sie dabei zu haben, hatte den selben Vorteil, den ich schon mit meiner zweiten Freundin hatte: Ich konnte mich hinter ihr verstecken. Zwischendurch wurde dann gefragt “Meinst du nicht, das wäre was für Alina?” (mal fragte ich, mal sie), am Ende musste ich mich nur noch zur Kasse trauen.

Ein Mal habe ich damals sogar schon Sachen in einem bis auf uns kundenleeren Laden anprobiert. Heute ist das für mich normal, sofern ich als Alina shoppen gehe, damals war ich aber als Mann unterwegs und war noch sehr verschlossen. War für mich ein großer Schritt 😉

Dann kamen die Outings, meine ersten Ausflüge als Alina und schließlich wurde es normal für mich, mich als Alina zu bewegen, wozu auch das Shoppen zählt. eBay nutz ich immer noch oft, aber ich geh auch gerne einfach so bummeln. Gern in Gesellschaft, aber auch mal allein.

Ich hoffe, dass dieser Artikel nicht (zu) oberflächlich ist, sondern der ein- oder andere mit ihm etwas anfangen kann. 😉

Alina