Transtalk und eine Nachricht an mich

Heute war ich auf meinem ersten und voraussichtlich letzten Transtalk. Warum voraussichtlich letzten? Nun, weil ich mit der Gruppe nicht richtig warm wurde. Einiges, was dort gesagt wurde, kann ich nachvollziehen, aber leider passte vieles nicht in meine Weltanschauung und ich konnte von den Kommentaren nichts mitnehmen. Dies lag wahrscheinlich vor Allem am Altersunterschied, da das Durchschnittsalter rund doppelt so hoch war, wie meines. Für mich fühlte es sich daher eher wie eine Geschichtsstunde an, als wie etwas, das für meinen Alltag relevant wäre.

Dafür hat sich Ende letzter Woche etwas Tolles ereignet: Ich postete in einem Forum, in dem ich schon seit einigen Jahren aktiv bin, ein Bild von hier – zum ersten Mal als Frau. Ich schrieb unter das Foto, dass Leute, die vom Bild verwirrt seien, mir schreiben sollten. Ich bekam tatsächlich eine Nachricht, und zwar von einem User, mit dem ich bis Dato kaum etwas zu tun hatte. Da er mir auf Rückfrage erlaubte, Ausschnitte aus seiner Nachricht hier zu zitieren, möchte ich davon Gebrauch machen und euch im Wortlaut zeigen, was er mir schrieb:

Dein Bild im Fotothread und dein großartig geschriebenes (geschriebener?) Blog haben jetzt aber unausweichlich gemacht, dass ich dir hier mal einige Worte schreibe:
Du bist unglaublich motivierend. Dein Mut, deiner inneren Stimme zu folgen, deine Träume im Leben zu verwirklichen, inspiriert mich total und gibt mir auch eine tief positive innere Haltung.
Das Leben wird dich mit jeden Tag dafür belohnen, Entscheidungen zu treffen, die deiner inneren Stimme folgen.
Meine vollste Unterstützung auf deinem mutigen weiteren Weg!

Ich habe mich sehr, sehr, sehr über diese Nachricht gefreut, da der Absender der Nachricht bisher nichts mit Transidentität zu tun hatte und mir damit gezeigt hat, dass ich mit meinem Blog auch Leute erreiche, die dem Thema eigentlich fremd sind. Das wiederum motiviert mich nämlich sehr. In sofern auch an dieser Stelle noch einmal Danke, dass du mir einfach so offen und ehrlich geschrieben hast!

Alina

Das Niveau, Saltatio Mortis und die Aftershowparty

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Am Freitag Abend spielten Saltatio Mortis mit dem Niveau als Vorband im Substage hier in Karlsruhe. Aber der tolle Teil des Tages begann bereits um einiges früher und dauert auch länger an.

Bereits Nachmittags traf ich mich mit Kate und DFYX in seinem Heimatort, etwas außerhalb von Karlsruhe, um dort gemeinsam zum Asiaten zum Essen zu gehen. Darauf hatte ich mich auch schon länger gefreut, endlich mal wieder ein asiatisches Buffet! <3

Anschließend fuhren wir zu mir um noch gemeinsam die DVD zum Saltatio Mortis Auftritt auf dem M’era Luna 2008 (?) anzusehen. Ich durfte – zum zweiten Mal – feststellen, dass die Boxen meines Laptops nicht ansatzweise so gut klingen, wie externe Boxen (die ich nicht besitze) oder mein Headset (mit dem wir nicht alle hätten hören können). Nachdem die DVD vorbei war, machten wir uns langsam aber sicher auf gen Substage.

Nachdem wir im Substage ankamen und Kate und ich unsere Mäntel abgegeben haben, suchten wir uns ein gemütliches Plätzchen, nicht all zu weit von der Bühne entfernt, um die Vorband zu genießen. Bis dato hatte ich noch nie etwas vom Niveau gehört (zumindest nicht von der Band 😉 ) und wusste nur von DFYX und Kate, dass die Bardenformation wohl ziemlich gut sein sollten. Diese Meinung kann ich mittlerweile teilen.

Das Niveau ist eine sehr humorvolle Band, die die ganze Zeit auf der Bühne am rumalbern ist. Ich glaube auch, dass das meiste davon nicht geplant ist, sondern improvisiert. Die Reaktionen waren einfach zu spontan und teils aufs Publikum bezogen, um geplant zu sein. Ins Besondere der Improvisierte Song “Zurück in den Untergrund”, bei dem sich die Band eine Tonart (C-Dur), ein Genre (“GZSZ” – “Das ist doch kein Genre! Aber gut, dann mach wir so’n Schlager-Kram, wie die für ihr Intro!”) und eben den Songnamen geben ließen und einfach drauf los spielten, beweist, dass die Jungs verdammt spontan sind.

Anschließend dann spielten auf die Spielleut’ von Saltatio Mortis. Ein Heidenspaß, wie ich es erwartet hatte.  Zwar verlor ich im Getümmel (es dürfte bei der Wall of Death – übrigens meiner ersten – passiert sein) Kate und DFYX, aber fand sie im Anschluss ans Konzert leicht wieder. Ein wenig schade war, dass das Publikum meiner Meinung nach wenig Motiviert war – in Saltatio Mortis Heimatstadt eine doppelte Enttäuschung. Nichts desto trotz hatte ich viel Spaß.

Nach dem Konzert machen sich Kate, DFYX und jemand, den die beiden schon auf dem Konzert kennen gelernt hatten, auf zur Aftershow-Party. Praktisch war, dass er im Gespräch fallen ließ, dass er aus der Nähe von DFYX käme und auf Nachfrage anbot, die beiden mit zu nehmen, so dass ich mein Bett für mich haben würde. (Ja, ich überlasse den beiden mein Bett, wenn sie bei mir übernachten, da die Alternative eine schmale Isomatte ist, auf die ich zwar allein gut rauf pass, aber die beiden gemeinsam niemals.)

Auf der After-Show-Party im Culteum angekommen, stürmte ich dann auch direkt die Tanzfläche. Wie erwartet lief mal wieder fast durchgängig Musik, zu der ich unglaublich gern Tanze: Mittelalterrock! <3 Naja, offiziell handelte es sich ja auch nebenbei noch um einen Veitstanz, von daher war diese Musik zu erwarten.

Cool war, dass ich jenen Herrn wiedertraf, der vor einigen Monaten mit mir geflirtet hat. Wir suchten uns zwischenzeitig mit je einem Glas Met bewaffnet eine Ecke, in der man sich endlich mal richtig unterhalten konnte und tauschten endlich auch Namen aus. Außerdem ergab sich glücklicherweise von selbst eine Überleitung, mit der ich darauf zu sprechen kommen konnte, dass ich transsexuell bin. Hätte es diese zufällige Überleitung nicht gegeben, so hätte ich mir eine Suchen müssen, denn ich wollte ihm nicht vorenthalten, wen er angeflirtet hat. Seine Reaktion war ein überraschtes “Man sieht dir gar nicht an, dass du mal ein Mann warst!” – Das beste Kompliment, das man mir machen kann und in der Situation, in der wir uns befanden dazu noch sehr glaubhaft.

Der Abend endete dann für mich gegen 3:30, nachdem Kate, DFYX und ihre neue Bekanntschaft noch kurz mit zu mir waren, um die Rucksäcke der beiden einzusammeln. Vor 4:00 habe ich aber kein Auge zubekommen, ich hatte mich ja eigentlich gerade erst warm getanzt. Da mein Wecker aber am nächsten Tag um 9:00 ging, damit ich rechtzeitig zur Arbeit kam, war die Nacht auch so schon kurz genug.

Alles in Allem aber mal wieder ein genialer Abend. Nicht zuletzt, da sich sogar einige Mitglieder von Saltatio Mortis an mein unterschriebenes Übungsblatt erinnerten.

Alina

Nachtrag: Es gibt auch einen Eintrag zu dem Abend auf DFYX’ Blog.

Spieglein, Spieglein

Ja, ich weiß, dass ich meinen “Ein Beitrag pro Woche”-Rythmus gebrochen habe und ich kann zu meiner Verteidigung nur sagen, dass es nur ein Thema gab, über dass ich hätte bloggen können – nur hatte ich darauf keine Lust.

Dafür hier aber eine Erkenntnis, die mir heute morgen beim Schminken kam: Ich sehe im Spiegel keinen Mann mehr. Sicher, wenn ich ihn suche, ist er sofort da, aber wenn ich in den Spiegel blicke, mich erkenne und nicht weiter drüber nachdenke, nehme ich mich als Frau wahr.

Es ist noch nicht allzu lange her, dass das anders war und ich hab mich jedes Mal drüber geärgert. Tatsächlich vermute ich, dass diese Änderung psychologisch keine geringe Bedeutung hat – jedenfalls weiß ich, dass in der Psychologie das Selbsterkennen im Spiegel ein deutliches Indiz für Persönlichkeitsentwicklung und Begreifen darstellt. Ich würde daher vermuten, das mein als-Frau-erkennen dafür spricht, dass ich tatsächlich innerlich darauf eingestellt bin, mich als Frau wahrzunehmen.

Für einen Außenstehenden mag das jetzt so klingen, als wäre ich erst jetzt “wirklich Transsexuell” oder so, aber wenn man sich jahrelang daran gewöhnt, sich als Mann zu sehen, ist es kein Schalter, den man umlegen kann, wenn man feststellt, dass diese Selbstwahrnehmung falsch ist. Ich halte es daher für recht normal, dass ich mich, obwohl ich mich selbst als Frau sehen wollte und als Frau gesehen werden wollte, trotzdem noch nicht intuitiv als Frau wahrgenommen habe. Dass ich mich jetzt intuitiv als Frau wahrnehme ist einfach nur ein weiterer Schritt in meiner Entwicklung, der, so heimlich er auch aufgetaucht ist, doch ein ziemlich wichtiger und großer Schritt ist.

Ich hoffe, ich hab jetzt nicht zu wirr geschrieben. Das Thema ist schwer zu beschreiben, da es sich nicht auf einer greifbaren, rationalen Ebene abspielt, sondern auf einer komplexen, emotionalen Ebene. Ich hoffe einfach mal, dass man meinen Gedanken trotzdem folgen kann. Wenn nicht, scheut euch nicht, nochmal nachzufragen. 🙂

Alina