Erinnert sich noch jemand daran, wie unglaublich wütend ich war, als ich von der Gender Gap erfahren habe?
Während sich meine Einstellung zur Gender Gap wenig geändert hat, ich empfinde sie immer noch als eine Art Schweigeminute und damit als unangemessen, bin ich längst zum Schluss gekommen, dass das generische Maskulinum eigentlich auch nicht wirklich toll ist. Ja, ich stehe zum Argument, dass das generische Maskulinum ein grammatikalisches Phänomen ist, das halt irgendeine Form für generische Formulierungen gewählt werden musste.
Aber dennoch sehe ich mittlerweile das Problem, dass mit dem generischen Maskulinum meist trotzdem primär Männer verknüpft werden. Spreche ich davon, dass ein Schüler immer aufmerksam sein sollte, dann werden die meisten Menschen einen Jungen oder jungen Mann vor sich sehen, der aufmerksam sein soll. Alternativen habe ich lange nicht wirklich gesehen oder gekannt.
Als ich aber auf Mädchenmannschaft über den Artikel “Pronomen ohne Geschlecht” stolperte, wurde ich hellhörig. Dort wird zwar nicht direkt auf Alternativen zur Gender Gap eingegangen, die ja Nomen betrifft, aber auf Pronomen und Artikel. Statt von “er” oder “sie” zu reden, machen es diese Pronomen möglich von “xier” zu reden – xier kann immer dort verwendet werden, wo er oder sie verwendet werden könnten, sagt dabei aber nichts über das Geschlecht aus.
Ich recherchierte etwas weiter, denn nun wollte ich bitte auch eine Alternative zur Gender Gap, mit der ich zufrieden sein konnte. Neben Schreibweisen mit Sternchen (Schül* (gesprochen: “Schülstern”) oder Schüler*In (ich weiß bisher nicht, wie dies ausgesprochen wird)), gab es noch das Binnen-N der Syvain-Konvention (SchülerNinnen). Da ich finde Schül* klingt gesprochen eher seltsam und ich bei Schüler*In nicht einmal sicher weiß, wie man es denn nun ausspricht, habe ich mich entschieden, zukünftig die Binnen-N-Schreibweise sowie die oben genannten Pronomen ohne Geschlecht nach AnnaHeger hier im Blog zu verwenden.
Das bedeutet nicht, dass ich auf die klassischen Pronomen jetzt verzichten werde, denn die meisten meiner Freunde, die ich hier erwähne, ordnen sich meines Wissens nach einem der klassischen Geschlechter zu. Da werde ich auch weiterhin das entsprechende Pronomen verwenden. Generalisiere ich aber oder rede von Leuten, deren Geschlecht ich nicht kenne oder nicht preisgeben möchte, so werde ich die Pronomen ohne Geschlecht verwenden (und im generalisierenden Fall auch die Binnen-N-Schreibweise).
Das wird sicherlich anfangs ungewohnt – für mich wie auch für vermutlich viele meiner Leser. Und niemand kann mir sagen, ob diese Kombination, die ich verwenden werde, sich durchsetzen wird. Trotzdem finde ich es mittlerweile wichtig, dass sich die Sprache hier weiterentwickelt. Die Vielfalt, für deren Anerkennung ich kämpfe, sollte sich auch sprachlich wiedergeben lassen, ohne, dass ich dafür Englisch oder Schwedisch sprechen muss – unter anderem diese beiden Sprachen kennen nämlich bereits Pronomen ohne Geschlecht.
Ich werde mich bei Zeiten drum bemühen, meine Begriffe-Seite mal aufzuräumen und um Verweise auf die Pronomen und das Binnen-N zu machen. Bis dahin findet ihr bei Verständnisproblemen aber ja hier die wichtigen Links.
Alina