Tja, mittlerweile nehme ich seit über fünf Monaten Hormone. Da ich es bisher, denke ich, noch nicht gesagt habe: Es handelt sich dabei um Androcur als Testosteronblocker und Gynokadin als Östrogenersatz. Wobei beide Beschreibungen wissenschaftlich nicht korrekt sind, aber zumindest sinnbildlich passen. Man kann also sagen, dass das Androcur die männlichen Hormone unterdrückt und das Gynokadin künstliche zusätzliche weibliche Hormone sind. Warum zusätzliche? Naja… jeder Mensch hat sowohl männliche als auch weibliche Hormone, nur halt von der einen Sorte mehr als von der anderen.
Aber gut, ich will jetzt hier nicht allzu sehr auf die medizinische Komponente eingehen. Wenn das interessiert, dem möchte ich allgemein eigentlich davon abraten, sich im Internet zu informieren, da unglaublich viele falsche oder halbwahre Informationen im Umlauf sind. Wenn ihr aber wirklich nur Interesse am “Wie funktioniert das eigentlich?” hab, aber nicht vorhabt, selbst Hormone zu nehmen, dann empfehle ich einen Artikel von transsexuell.de, den ich für ziemlich gut und weitgehend korrekt halte. Solltet ihr selbst Hormone nehmen wollen: Sucht euch unbedingt einen Arzt. Auch mit richtiger Dosierung ist das hart genug, versucht bloß nicht, die Dosierung selbst zu übernehmen.
So. Jetzt aber zu den wahrscheinlich interessanteren Themen: Was hat sich bei mir im letzten Jahr durch die Hormone getan?
Einiges. Kommen wir doch zuerst zu dem anstrengendsten Thema: Meine Psyche. Relativ früh fing ich ja bereits an, übertrieben emotional auf verschiedene Situationen zu reagieren (siehe auch “Ein Monat auf Hormonen”). Darüber bin ich im Wesentlichen hinweg. Ich breche nicht mehr spontan in Wut oder Trauer aus, manchmal noch in Euphorie, aber das ist ja auch voll in Ordnung und schön. Leider aber verstärkten die Hormone diesen Winter meine Winterdepressionen. Bisher habe ich immer nur von leichten Winterdepressionen gesprochen und hatte diese auch gut im Griff, dieser Winter aber war… schwierig. Mit der Rückkehr des guten Wetters und der Sonne, mit dem Längerwerden der Tage, geht es mir mittlerweile wieder signifikant besser, aber der Dezember war echt nicht schön, obwohl ich sehr viel Schönes in der Zeit erlebt habe.
Auch nicht ganz so erfreulich: Muskelabbau. Ich merke mittlerweile doch etwas, dass schwere Dinge sich noch schwerer anfühlen als früher und ich generell schneller erschöpft bin. Gut, ich mache auch schon länger nicht mehr regelmäßig Sport, (was sich hoffentlich bald ändert,) aber Hormone haben einen Einfluss auf die Muskeln und ich bin mir recht sicher, dass sie hier mit reinspielen. Nein, allzu dramatisch finde ich das jetzt nicht. Hab hier auf dem Wohnheimsflur genug starke Menschen, die mir dann halt meine Gläser öffnen oder schwere Dinge schleppen dürfen 😉
Aber nun zu den erfreulicheren Dingen. Fangen wir beim für mich Offensichtlichsten an: Meine Brüste sind nicht mehr zu leugnen. Ich muss zugeben, keine Expertin für Körbchengrößen zu sein, aber ein A dürften die bald erreicht haben und ich spiele schon länger mit dem Gedanken, bald auf meine Brusteinlagen zu verzichten. Ein bisschen werde ich wohl noch warten und meine Brüste wachsen lassen, aber lange werde ich wohl nicht mehr auf die Einlagen angewiesen sein.
Worauf mich andere Leute in letzter Zeit oft angesprochen habe, was ich aber selbst kaum wahrnehme, ist, dass sich meine Gesichtszüge verändern. Mein Gesicht beginnt weicher zu werden, femininer. Nein, dass wirkt sich leider nicht auf das Bartwachstum aus, daran ändern die Hormone leider recht wenig. Trotzdem – femininere Gesichtszüge sind auf jeden Fall etwas, worüber ich mich unglaublich freue!
Dazu möchte ich euch dann natürlich nicht vorenthalten, ein Bild zu sehen zu bekommen. Es ist vorgestern nach einem Friseurbesuch entstanden. (Ich hätte echt viel früher mal zu einem Friseur gehen sollen; ich finde die neue Frisur macht echt einen großen Unterschied, auch wenn ich dringendst den Ansatz nachfärben sollte 😉 )
Ich habe mittlerweile eine recht deutliche Taille – noch deutlicher wäre sie wohl, wenn ich mal etwas abnehmen würde, aber verdammter Mist, Stapelchips schmecken so gut! (Ich schiebe den ständigen Heißhunger auf Stapelchips oder manchmal auch andere Dinge übrigens auch auf die Hormone.)
Übrigens scheine ich mit der Körperbehaarung recht behalten zu haben (siehe “Weitere Änderungen”): Sie lässt nach. Ich will nicht behaupten, dass sie komplett aufhören würde, aber meine Körperbehaarung wächst deutlich langsamer nach als früher. Das wird im Sommer unglaublich angenehm, weil ich dann vielleicht nicht mehr alle 2 Tage beim Duschen 10 bis 15 Minuten brauche, um meine Beine zu rasieren.
So. Ich glaube, dass sollte alles gewesen sein, was ich hier heute erzählen wollte. Mehr gibt’s dann hoffentlich auch bald wieder 😉
Alina