Ein wenig Geschichte, Teil 3: Zwischen Geheimhaltung und Outings

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

( Hier findet ihr Teil 1 und Teil 2)

So, wenn alles gut gelaufen ist, sitze ich jetzt im Zug, trotzdem hier ein Post von mir, den ich extra gestern Abend vorbereitet hab 😉 Teil 3 einer epischen Sagen um gefangene Prinzessin und dem Kampf gegen das Böse… ach halt, das war Legend of Zelda! Ähm… Teil 3 meiner eigenen Geschichte, die wohl etwas weniger episch, aber hoffentlich trotzdem interessant zu lesen ist 😉

Nachdem ich die ersten freiwilligen Outings hinter mir hatte, begann ich mich nach und nach vor weiteren Leuten zu outen, darunter auch meine zukünftige (zweite) Freundin. Nachdem ich mit ihr dann tatsächlich zusammengekommen war, bemühte sie sich sehr, mich zu unterstützen, auch wenn sie immer Angst hatte, dass ich transsexuell sein/werden könnte. Damals wie heute halte es für gewagt, schon damals diese Vermutung gehabt zu haben, da ich damals derartige Tendenzen gar nicht gespürt habe, aber vielleicht hatte sie auch einfach einen guten Riecher.

Ihre Mühen, mich zu unterstützen führten dann zum ersten Einkauf für Alina: In einigen Geschäften suchten wir im Sommerschlussverkauf einige Sachen zusammen, die mir geschätzt passen könnten und von denen wir glaubten, sie könnten mir stehen. Da ich damals jedoch noch glaubte, eine Trennlinie zwischen Alina und meiner männlichen Hälfte ziehen zu können, passte die Kleidung eigentlich nicht wirklich zu meinem Stil. Aber hey, viel gekostet haben die Sachen ja eh nicht, von daher ist es nicht schlimm, dass ich nur noch wenige Teile von damals hin und wieder trage.

Schon vor der Beziehung hatte ich sie gefragt, ob sie mich irgendwann mal “als Frau” schminken würde, was sie in der Beziehung dann auch mehrfach tat. Ich erinnere mich daran, dass ich damals geglaubt habe, man könne mit Schminke die Illusion einer ungeschminkten Frau auf mein Gesicht zaubern, was natürlich nicht ging. Trotzdem gelang es ihr, mich ziemlich gut zu schminken. Einziges Manko: Meine Augenbrauen, die ich mir erst seit ungefähr einem Jahr mehr oder weniger (eher weniger) regelmäßig und im Vergleich zu früher recht schmal zupfe. Ich denke, ich hab heute einen guten Kompromiss gefunden, der nicht zu schmal fürs männliche, aber auch nicht zu dick fürs weibliche Auftreten ist. Damals jedoch waren die Augenbrauen für ein gutes Passing viel zu dick.

Gegen Ende der Beziehung hatte ich dann nochmal besonderes Glück: Da meine damalige Freundin sich darauf verstand, Gel-Fingernägel zu modellieren, kam ich in den Genuss, Model für ihre ersten anklebbaren Fingernägel zu sein: Ich bekam Schablonen auf meine Nägel geklebt, dann trug sie Schicht um Schicht das Gel und schließlich die Farbschicht auf, immer wieder davon unterbrochen, dass die Nägel unter UV-Licht trocknen mussten. Diese Nägel trug ich dann einen ganzen Tag, dann löste sich, wie gewünscht der erste Nagel wieder ab. Nur gab es ein Problem: Obwohl wir extra wenig Kleber verwendet hatten, wollten sich die übrigen Nägel nicht lösen und einen Löser für den Kleber hatte sie nicht im Haus. Also gingen wir vorsichtig mit Nagellack und einem Zahnstocher ran und “brachen” den Kleber nach und nach ab, immer wieder versuchend, Nagellackentferner unter die Nägel zu bekommen. Irgendwann hatten wir schließlich Erfolg. Die Nägel hab ich übrigens bis heute, auch wenn ich sie mangels eines Klebers, der sich wieder lösen lässt, wenn ich es will, kaum trage.

Die Beziehung zu meinen Eltern bezüglich meiner Transidentität begann auch in dieser Zeit sich zu bessern. Nach dem ich mit meiner zweiten Freundin Klamotten gekauft hatte, sah ich ein, dass ich mit meinen Eltern drüber reden müsste, denn diese hatten schon immer einen Riecher dafür, wenn ich ihnen etwas verheimlicht habe. Sie haben mir immer zugesichert, dass es für sie kein Problem war und ist, auch wenn es natürlich ungewohnt und ein bisschen seltsam war. Trotzdem unterstützen sie mich seit her, wo sie können. Und da ich weiß, dass sie diesen Artikel früher oder später lesen werden: Ich kann es eigentlich gar nicht oft genug sagen: Danke. Danke dafür, dass ihr immer für mich da wart und seid.

Nach und nach begann ich mich nun auch anderen Leuten zu öffnen. Meistens solchen, die ich zwar gut kannte, aber fast ausschließlich übers Internet. Das hatte für mich den Vorteil, dass es mich nicht so hart getroffen hätte, wäre ich auf Ablehnung gestoßen, was jedoch nie passiert ist.

Dann lernte ich meine (zukünftige) dritte Freundin kennen, die Beziehung zur zweiten zerbrach und kurz darauf war ich schneller, als ich je gedacht hätte, wieder verliebt und vergeben. Und durch ihren offenen Umgang mit diesem Thema begann dann langsam der Lebensabschnitt, in dem ich mich jetzt befinde. Aber mehr dazu im vierten und letzten Teil meiner Geschichte.

Alina

P.S.: Vielleicht hat der eine oder andere gemerkt, dass dieser Artikel trotz seiner Datumsangabe erst am 18.12. online ging. Hier hat mir WordPress scheinbar einen Strich durch die Rechnung gemacht, irgendwie hat die geplante Veröffentlichung nicht funktioniert 🙁