Outing mal anders

Vorgestern war ich mit einem befreundeten Pärchen auf dem Weg zu einer Goth-Night. Ich hatte schon länger vor, mich vor den beiden zu outen, war aber noch nicht sicher, wie. Tatsächlich lief es dann völlig anders, als ich es mir ausgemalt hatte.
Mein Kumpel sprach mich im Auto an, wie es mir denn so ginge, ich war wohl etwas schweigsam geworden. Ich antwortete darauf wahrheitsgemäß, dass ich derzeit eine Identitätskrise durchleben, von der ich weiß, dass einige Therapeuten sie als die schlimmstmögliche Krise ansehen. Er darauf hin: “Ob Männlein oder Weiblein?” Ich war baff. Als ich das bejahte, musste er erst nochmal nachfragen, ob ich das ernst meinte, was ich natürlich tat. Er hatte einfach nur geraten, hatte überlegt, was wohl die schlimmste Identitätskrise sein kann. Vermutet hatte er vorher nichts.

Das Ende der Geschichte ist, dass die beiden am nächsten Tag Bilder von mir sehen wollten, die zufällig auf dem USB-Stick waren, mit dem ich jemanden anders nachmittags etwas gebracht hatte. Die beiden haben mich in meiner Meinung unterstützt, an meinem Studienort offen(er) mit meiner Transidentität umzugehen und auch sonst gehen sie locker damit um.

Es verbleiben 3 Leute, denen ich noch von Alina berichten möchte, dann könnte ich meinen Geburtstag als Alina feiern… Man darf gespannt sein.

Das generische Maskulinum

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

(Auch wenn es schon in der Hinweisbox steht: Dieser Artikel entspricht bei weitem nicht mehr meinen aktuellen Ansichten zum Thema! Dazu: Mein Text über gendergerechte Sprache.)

In letzter Zeit bin ich mehrfach auf die sogenannte Gender Gap aufmerksam gemacht worden. Die Gender Gap ist so zu sagen die Erweiterung vom Binnen-I (SchülerInnen, LehrerInnen), bei der ein _ vor das I gesetzt wird. Gesprochen wird an der Stelle dann eine Pause (geschrieben als Schüler_innen oder Schüler_Innen, gesprochen “Schüler… Innen”.

Wozu das ganze? Nun, das Binnen-I wurde im Zuge der Emanzipation der Frau eingeführt, da die sich sonst benachteiligt gefühlt haben. Jetzt kommen da ein paar Vögel der Queer Theorie, die sich für die Rechte von Trans*, Intersexuellen und allen anderen, die sich nicht als Mann oder Frau sehen einsetzen, und behaupten, dass Binnen-I sei diskriminierend, da es nur Mann und Frau beinhaltet. Warum dann die Gender Gap?

Damit sich die, die nicht Mann oder Frau sind, mit einer PAUSE identifizieren können. Merkt man, wie unfassbar dumm ich das finde? Ich soll mich mit einer PAUSE identifizieren? Ja nee, ist klar. Bitte Leuten, wenn ihr dies hier lest:

Verteidigt das generische Maskulinum, also die Verwendung des Maskulinums, wenn man von einer Allgemeinheit spricht. Wer behauptet, es sei aber diskriminierten, da es nur Männer umfasst, sollte sich mal damit befassen, dass das generische Maskulinum ein grammatikalisches Phänomen ist, bei der eine Trennung von Genus und Sexus erfolgt. Ich sag ja auch nicht “Das Mond”, weil es ein Objekt ist, sondern “Der Mond”, obwohl er kein Mann ist. Das generische Maskulinum umfasst daher alles, nicht nur Männer. Im Gegensatz zu dem ganzen Alternativkram.

[Nachtrag:] Ich bin drauf angesprochen worden, dass “Der Mond” aber ja gar kein generisches Maskulinum ist. Das stimmt natürlich, war aber auch nicht so gemeint. Ich will damit veranschaulichen, dass auch in anderen Teilen unserer Sprache das Genus eines Wortes nichts über dessen Geschlecht aussagt. Und ebenso verhält es sich nun einmal beim generischen Maskulinum – auch hier ist das Genus zwar männlich, meint aber etwas, dessen Geschlecht (durch diese Formulierung) nicht näher bestimmt wird.

M’era Luna – Mehr Alina

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Einige meiner Leser (und ja, ich verwende bewusst das generische Maskulinum; dazu an anderer Stelle mehr) werden vielleicht wissen, dass dieses Jahr am 11. und 12. August das M’era Luna, eines der größten deutschen Gothic-Festivals, statt fand. Dieses Jahr zum ersten Mal nicht ohne meine Freundin und mich.

Ursprünglich hatten wir gedacht, wir würden allein dort sein, lernten aber rund eineinhalb Wochen vor dem Festival ein Mädel kennen, die auch aufs M’era wollte. Ich werde sie, um mein “Namen werden nicht genannt”-Gebot einzuhalten, einfach die Gewandete nennen, da sie einen Großteil der Zeit mit einem mittelalterlichen Umhang bekleidet auf dem Festival verbrachte. Bereits im Vorfeld zum Festival habe ich den Schritt gewagt, ihr von Alina zu erzählen (naja, eigentlich nur davon, dass ich Transvestit bin, den Rest erfuhr sie nach und nach). Sie ist damit die erste Person, die ich als Mann kennen gelernt habe, aber die von Alina erfuhr, bevor wir wirklich Freunde wurden. Etwas mulmig war mir bei dem Gedanken, mich ihr zu öffnen, aber diese Bedenken waren glücklicherweise völlig unbegründet. Mittlerweile weiß ich von ihr, dass sie sogar weitere Crossdresser kennt.
Weiterhin sollte ich erwähnen, dass ich zwar mit den Gedanken gespielt hatte, auf dem Festival ausschließlich Alina zu sein, diesen aber eigentlich selbst nicht ernst genommen hatte, und erwartete höchstens ein paar Stunden Frau zu sein.

Am 10. August ging es dann los. Die Sachen waren gepackt und verladen, die Einkäufe erledigt, los ging’s auf die A7, die ich nur noch stumpf nach Süden fahren musste. Naja, und dann war da der Stau vor dem Elbtunnel… Der Stau, der meinen Motorkühler killte. Durch die Panne, bei der mir der ADAC aushelfen musste, und die Wartezeit im Stau haben wir dann insgesamt rund 4 Stunden auf unseren Zeitplan verloren. Statt um 16:00 waren wir erst gegen 20:00 auf dem Parkplatz des M’eras. Die Gewandete haben wir schnell gefunden und gemeinsam mit ihr auf eine weitere Gruppe gewartet, der sie sich gerne anschließen wollte.
Als die endlich aufgetaucht waren, suchten wir auf dem Campground nach Platz für uns alle. Während dieser Suche merkte ich, dass ich mit der Gruppe nicht warm wurde, so dass ich nur allzu gern zustimmte, als wir feststellten, dass wir uns trennen mussten, da nirgendwo genug Platz für uns alle gleichzeitig war. So machten meine Freundin, die Gewandete und ich uns also auf und suchten uns einen Platz, der sich im Nachhinein als super Wahl entpuppte, da unsere Nachbarn einen klasse Musik- und Met-Geschmack hatten. Erstmal bauten wir aber unsere Zelte auf und machten uns etwas zu essen, da wir für die Lesungen eh schon zu spät dran waren.
Für mich war der Tag dann auch schon vorbei. Ich kroch ins Zelt zum schlafen, während mein Schatz mit der Gewandeten das Gelände erkundete und schaute, wo “unsere” Gruppe ab geblieben war.

Am nächsten Tag nach dem Frühstück war dann für mich der Moment gekommen, mich umzuziehen. Zum schminken kam ich, mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, aus dem Zelt, da das Licht draußen einfach besser war. Kaum war ich draußen, war das Gefühl auch schon vorüber. Statt dessen fühlte es sich, wie schon in Hamburg, völlig normal an, Alina zu sein.
Dann ging es los auf das eigentliche Festivalgelände. An der Schleuse, an der die Festivalbändchen kontrolliert wurden, wurde ich dann wieder etwas nervös: Die Besucher wurden abgetastet und aus Festival- und Konzerterfahrungen wusste ich, dass Männer von Männern und Frauen von Frauen abgetastet werden müssen. Naja, Gesetz ist Gesetz, sowohl biologisch als auch offiziell bin ich ein Mann, auch wenn ich als Alina unterwegs bin, also bin ich zum Mann gegangen, als ich dran war. Der schaute mich ziemlich verdutzt an und sagte erst mal nur “Hallo”. Nicht flirtend, nicht unfreundlich, einfach nur verwirrt. Es dauerte einen Moment, bis er sicher war, dass ich in seinen Zuständigkeitsbereich falle. Komplikationen gab es aber keine. Meine Freundin erzählte mir anschließend, dass hinter mir wohl eine Frau zum Kontrolleur ging, sie war wohl “nur dem Rock gefolgt” und hatte nicht realisiert, dass ich, rein biologisch gesehen, ein Mann bin. Sieg auf ganzer Linie 🙂
Während der Konzerte, die wir uns jetzt ansahen, wurde ich einige Male begutachtet, ich vermute, dass mich der eine oder andere durchschaut hat, gesagt wurde aber nichts. Vielleicht haben die mich auch tatsächlich nur beim Tanzen beobachtet, den das habe ich mich nach und nach auch endlich getraut.

Nach Omnia, Qntal und Leaves Eyes (die ich vor ein paar Jahren in Wacken besser fand, als dieses Mal, was nicht heißt, dass sie schlecht waren), gingen wir erst mal zu unseren Zelten zurück, um Mittag zu essen, und ich, eitel wie als Alina manchmal bin, hab mich nochmal nach-geschminkt. Anschließend ging es wieder aufs Festivalgelände, diesmal ohne Abtasten.
Nachdem wir drei von Blutengel recht enttäuscht waren, schlugen Apocalyptica ein wie eine Bombe. Trotzdem: Das Highlight kam erst direkt im Anschluss, nämlich ASP, unterstützt von Lutz, dem Gitarristen von Lahannya und Umbra et Imago. Ein so gutes Konzert hab ich lange nicht erlebt. Within Temptation haben wir uns dann nicht mehr angetan, obwohl die Band sicher auch klasse gewesen wäre. Wir konnten einfach nicht mehr. Nach einer weiteren Mahlzeit und einem gemütlichem Plausch gingen mein Schatz und ich zu Bett, während die Gewandete noch einmal ihre Gruppe besuchte.

Am nächsten Morgen stand ich als Mann auf, um meine Morgentoilette zu verrichten und auf dem Rückweg Frühstück mit zu bringen. Nach dem Frühstück zog ich mich dann wieder um, während es zu regnen anfing. Die Gewandete hatte sich, nachdem sie während unseres Frühstücks vom Duschen wieder gekommen war, noch mal hingelegt. Etwa eine halbe Stunde, nachdem ich mich fertig zurecht gemacht hatte, hörte ich, dass sie wieder wach und am Rotieren war, als ich aus dem Zelt sah, bemerkte ich, dass es in ihr Zelt rein geregnet hatte. Nach dem sie ihre Sachen gerettet hatte, kam sie zu meiner Freundin und mir ins Zelt. Wir unterhielten uns einige Zeit, bis wir entschieden, dass wir trotz dem Wetter mal über den Mittelaltermarkt schauen wollten.
Der Markt war ganz nett, wenn auch nichts besonderes. Am interessantesten waren die Fressbuden. Besonders die Spätzle wurden mir empfohlen, auch wenn ich mir vorerst keine kaufte. Als Coppelius anfingen zu spielen entschieden wir schließlich, wieder aufs Festivalgelände zu gehen.

Nach Coppelius, von deren Konzert wir noch rund die Hälfte sahen, wurde der Regen weniger. Wie der Frontsänger der anschließenden Band feststellte: “Das ist das Mono Inc. – Phänomen: Immer wenn wir anfangen zu spielen hört der Regen auf!” Mono Inc. kann ich live übrigens wärmstens empfehlen, besonders die Schlagzeugerin imponiert mir jedes Mal wieder, wenn sie neben dem Spielen ihres Instruments noch zum Background-Gesang ansetzt.

Nach Mono Inc. sahen wir uns die Stände auf dem Festivalgelände an. Vor Allem wurden natürlich CDs, Kleidung und Schmuck angeboten. Interessant war es aber alle Male. Irgendwann ging meine Freundin schon einmal voraus zu unseren Zelten, da sie ihre Beine müde wurden. Begleiten sollte ich sie aber nicht, so dass ich mit der Gewandeten noch etwas auf dem Festivalgelände bummelte und anschließend auf dem Mittelaltermarkt Spätzle kaufte, da ich zu faul zum Essen machen war. Bewaffnet mit diesen gingen nun auch wir zu unserem Lager zurück, in dem wir wieder etwas Zeit verbrachten.

Die nächste Band auf meinem Wunschzettel war Tiamat, zu denen mich dann die Gewandete begleitete, während meine Freundin im Zelt blieb um sich noch etwas zu erholen.
Tiamat war die erste und einzige Band, die ich mir dieses Jahr im Hanger angesehen hab. Wir waren überpünktlich da, um in den Hangar rein zu kommen, was gar nicht nötig gewesen wäre. So war es uns aber ein leichtes, in die fünfte Reihe zu kommen. Nach einer schier endlosen Umbauphase kamen Tiamat dann endlich und völlig unspektakulär auf die Bühne. Sie kamen einfach, nahmen ihre Instrumente und spielten los. Genauso stumpf wirkten die Songansagen: “This is a song about love: Vote for Love.” Dafür war die Musik genial.

Anschließend trafen wir uns auf dem Festivalgelände mit meiner Liebsten, die mir per SMS geschrieben hatte, wo sie wartet. Gemeinsam entschieden wir dann, erst mal was zu essen, um dann zu Hurts zurück aufs Gelände zu kommen. Den Plan änderten wir dann aber. Die Gewandete hatte schon länger entschieden, dass sie nicht noch eine Nacht in dem Zelt verbringen wollte und wir entschlossen uns, dass wir sie nach Hause bringen würden. Und wenn wir schon das Auto bewegen würden, könnten wir eigentlich aus gleich mit weg. Ursprünglich wollten wir nach dem Essen nur das Auto beladen, dann zu Hurts und anschließend noch auf dem Mittelaltermarkt eine Feuershow ansehen, aber Hurts klangen schon vom weiten viel zu poppig, als dass wir uns das antun wollten und meine Freundin bekam dann auch noch Bauchschmerzen, deshalb brachen wir kurz nach 10 vom Festivalgelände auf.

Da die Gewandete kein Auto hat und im Stadtteil des Festivals selten ist, fiel es ihr schwer, mir den richtigen Weg zu weisen, nach dem wir aber an einem Joey’s eine Mitarbeiterin nach dem Weg gefragt haben, kamen wir schnell zu ihrem Wohnheim. Unterwegs hatte ich mir den Weg zur Autobahn schon eingeprägt, so dass wir von dort dann entspannt und ohne Komplikationen unseren Weg nach Hause fanden.
Um 3 Uhr morgens fiel ich dann tot ins Bett, so erschöpft von diesem genialen Wochenende, an dem es sich für mich einfach richtig angefühlt hatte, Alina zu sein, dass ich glatt vergaß, dass ich noch eine Spange im Haar hatte, die ich erst am nächsten Tag entdeckte.

Ein paar Gedanken

Gestern ist ein Paket angekommen. Meine bessere Hälfte hatte mich vor ein paar Tage darauf hin gewiesen, dass ich zu wenig alltagstaugliche Kleidungsstücke als Alina besitze und Recht hatte sie damit – zumindest bis gestern, denn genau das war in dem Paket. Was mir noch fehlt sind noch ein paar schlichtere Röcke und Hosen (letzteres besitze ich als Alina noch gar nicht), aber zumindest ein paar nicht nur ausgehtaugliche Outfits bekomme ich auch jetzt schon zusammen. Generell war gestern ein sehr Alina-lastiger Tag. Ich schätze die Zeit, die ich als Alina verbracht habe, auf rund 6 Stunden, was eigentlich ziemlich viel ist. Trotzdem merke ich heute schon wieder, dass ich mich am liebsten sofort umziehen würde, nur war ich bis eben arbeiten und hab in einer Stunde einen Zahnarzt-Termin, daher lohnt der Aufwand gerade nicht. Sagt jedenfalls die Stimme, die behauptet, die Stimme der Vernunft zu sein 😉 Wahrscheinlich werde ich heute Abend aber wieder Alina sein. Morgen wohl auch, wenn ich meine gute Freundin, die mich nach Hamburg begleitete, besuche. Eigentlich wollte ich sie am liebsten heute besuchen, aber sie ist gerade erst aus ihrem Urlaub zurück (seit heute morgen um 2:00, soweit ich weiß) und braucht erst mal einen Tag zum Ankommen. Kann ich gut verstehen, auch wenn ich das Treffen eigentlich kaum erwarten kann. Dabei kann ich nicht mal sagen, warum mir das Treffen so wichtig ist. Eigentlich steht alles, was mich bewegt hat, hier im Blog und den hat sie gelesen. Naja, ich werd’s morgen dann sehen, mal schauen, was ich dann selbst erst bemerke, was mir auf der Seele liegt.

Trans-Was?

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

In letzter Zeit stellt sich mir sehr oft eine Frage, auf die ich keine Antwort finde: Wer bin ich eigentlich? Hab ich bisher geglaubt, mit meinem männlichen Körper weitestgehend im Einklang zu sein, eben nur eine weibliche Seite zu besitzen, so bin ich nicht mehr sicher, ob nicht das Männliche in mir nur eine Seite ist, ob nicht mein weiblicher Teil größer ist als der männliche. Kurz: Ich weiß nicht mehr mit Sicherheit, ob ich nun Transvestit oder Transsexuell bin. Seit meinem Hamburg-Ausflug ist das Bedürfnis Alina zu sein weiter stärker als zuvor, mein Gedanken kreisen fast nur noch ums Frau-Sein. Spätestens wenn ich mein Studium beginne werde ich mich daher wohl professionelle Hilfe suchen. Vielleicht auch schon demnächst, um die Monate bis zum Studium zu überbrücken.

Update: Erstes Mal als Alina aus

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Zwei Dinge sind mir nun doch noch eingefallen, die ich etwas unschön fand. Die Tatsache, dass sie mir erst jetzt eingefallen sind, und nicht, während ich den Post vorhin verfasst habe, zeigt jedoch, dass sie kaum Relevanz haben. Erstens hat mich der Kleine leider die ganze Zeit bei meinem männlichen Namen genannt. Alina wäre mir lieber gewesen, aber ich kann verstehen, wenn er sich dabei unwohl fühlt. Ehrlich gesagt hatte ich nicht mal damit gerechnet, dass er mitkommt, wenn ich als Alina unterwegs bin, von daher kann ich damit Leben, wenn er mich noch nicht Alina nennen mag. Solange wir dadurch nicht in verzwickte Situationen geraten ist das schon okay. Das zweite will mir jetzt nicht mal mehr einfallen, kann also wirklich nichts schreckliches gewesen sein. Mal sehen, ob mir wieder einfällt, dann gibt es ein zweites Update 😉 Aber ganz neben her: Auf Arbeit (ich arbeite als Zivi in einer Jugendherberge, falls es jemand noch nicht weiß) hat mich vorhin bei der Essensausgabe ein Mädchen gefragt: “Bist du ein Mann?” – “Ja, bin ich”. Darauf hin ein anderes: “Ich hätte gewettet er ist keiner.” oder so ähnlich. Interessant ist, dass ich außer langen Haaren, gezupften Brauen und noch Kajalresten eigentlich nichts typisch weibliches an mir hatte. Scheinbar ist mein Passing schon in geschlechtsneutraler (Arbeits-)Kleidung besser als erwartet.

Erstes Mal als Alina aus

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Wie die meisten meiner Leser schon wissen dürften (auch wenn sie es nicht im Blog erfahren haben, sondern ich ihnen seit Tage damit in den Ohren lag), war gestern für mich ein großer Tag: Es ging zusammen mit 3 guten Freunden nach Hamburg ins kir, wo jeden Samstag Goth-Night ist; mein erster Ausflug als Alina. Nennen wir die Freunde “meine gute Freundin”, “der Große” und “der Kleine” 😉 Die ursprüngliche Planung sah vor, dass nur meine gute Freundin und ich in die Markthalle zum Return of the living Dead fahren würden, da die anderen Beiden leider verhindert waren. Dummerweise musste ich vorgestern feststellen, dass ich mich im Datum geirrt hatte: Nicht gestern, sondern erst kommenden Samstag findet die Veranstaltung statt. Da aber meine gute Freundin, die mich auf jeden Fall begleiten wollte (und die ich unbedingt dabei haben wollte) seit heute drei Wochen in Hessen verbringen wird, wollte ich unbedingt trotzdem gestern los. Die Alternative war also das kir. Gestern Vormittag dann eine weitere Änderung: Nachdem ich mir ewig den Kopf zerbrochen hatte, wie ich unauffällig aus meinem Heimatort raus komme (mein Auto ist sehr bekannt und eine fremde Fahrerin am Steuer wäre meiner Meinung nach aufgefallen), meldete sich meine gute Freundin und sagte, dass ihr Freund, der Große, nun doch mitkommen könnte und wir sein Auto nehmen könnte. Des Weiteren rief mich der Kleine an, ob wir ihn um 22:00 vom Bahnhof abholen könnten, sollten wir dann noch nicht weg sein. Eigentlich dachte ich zu dem Zeitpunkt, dass wir dann schon halb in Hamburg wären, aber es kam anders. Abgemacht war, dass ich nach der Arbeit zu meinen Eltern in den Nachbarort fahren würde, in dem auch meine drei Begleiter wohnen, und wir uns dort treffen würden, um uns zurecht zu machen. Leider aber war der Große von seiner Woche und auch dem gestrigen Vormittag erschöpft und wollte, um abends fit zu sein, noch etwas schlafen. 18:00 wollte er wieder aufstehen. Um 20:00 traf der Große dann mit meiner guten Freundin hier ein. Umgezogen war ich schon, mich schminken und mir die Haare stylen sollte und wollte meine gute Freundin. Um 21:00 kam vom Kleinen ein erneuter Anruf, ob wir ihn noch mitnehmen könnten, was wir dann auch bestätigten. Um 22:00 hätten wir in meinem Heimatort am Bahnhof stehen sollen, waren hier aber gerade erst mit dem Stylen fertig geworden. Vor einer Weile hab ich noch über die Damen geflucht, die immer Stunden zum Schminken brauchten, gestern gehörte ich nun also selbst dazu und kann nur zu gut verstehen, warum das halt manchmal “etwas” dauert 😉 Dann der erste, für mich große Schritt: Der Große hatte nicht, wie ich vermutet hatte, auf der Auffahrt geparkt, sondern in der Parkbucht schräg gegenüber. Hätte ich vorgestern noch behauptet, ich wäre eher im Boden versunken als dass ich als Alina auch nur die Straße hier in der Nachbarschaft, wo man mich kennt, überquere, so wurde ich eines besseren belehrt. Nicht einmal nervös war ich, als ich ins Auto stieg. Erkennungsgefahr war eh recht gering, so wie mich meine gute Freundin geschminkt hat. Als wir um 22:15 den Kleinen am Bahnhof abholten, bat er drum, ob wir ihn nochmal kurz zu Hause vorfahren würden, da die Bude der drei (der Kleine wohnt mit meiner guten Freundin und dem Großen zusammen in einer WG) eh auf dem Weg lag. Um 22:40 konnte es also endlich los gehen. Voraussichtliche Ankunftszeit: 0:40. Wenn wir etwas Gas geben früher. Wirklich? Pustekuchen! Der Zwischenstopp bei einer Fast-Food-Kette hat nur wenig Zeit gekostet, der Stau, in den wir auf der Autobahn nach nicht einmal 20 km gerieten, schon eher. Eine halbe Stunde stillstand. Langsam wurde ich nervös, aber nur, weil ich befürchtete, es lohne gar nicht mehr, zum kir zu fahren. Um ein Uhr morgens waren wir dann am Ziel, dann hieß es Parkplatz suchen. In der Zwischenzeit war ich Fahrerin geworden, da der Große merkte, dass er zu müde wurde zum Autofahren. Nach einigem Hin und Her hatte ich endlich eine Parklücke, die nicht zu weit von der Location entfernt war. Wie schon bei meinen Eltern war ich interessanter Weise kein bisschen nervös, als ich aus dem Auto stieg und zum kir lief. Als biologischer Mann wurde ich, glaube ich, den ganzen Ausflug über nicht erkannt. Das kir selbst war eine klasse Location, in der ich mich schlagartig wohl gefühlt habe. Ich hatte vorher vom kir gehört, dass die Musik sehr elektronisch sein würde, was auch stimmte, aber anders, als erwartet. Ich hatte mit Ufta-Ufta gerechnet, aber Gott sei Dank lag ich damit falsch. Auch wenn elektronische Instrumente vorherrschten, war die Musik gut. Einige Blicke habe ich auf mich gezogen, bei einer Person bin ich unsicher, ob sie mich sogar durchschaut hat, aber auf Ablehnung stieß ich nicht einmal. Alles in allem muss ich sagen, ich habe mich im kir völlig normal gefühlt, es fühlte sich einfach selbstverständlich an, als Alina dort zu sein. Um 3:30 traten wir dann leider schon den Rückweg an. Meine gute Freundin hatte Probleme mit ihrem Magen und da sie ja um um 7:00 heute morgen abgeholt werden sollte und auch ich irgendwann etwas schlafen wollte, war die Uhrzeit in Ordnung. Schade war nur, dass wir somit nur wenig Zeit im kir verbringen konnten. Kurz vor unserer Abfahrt auf der Autobahn fiel die Tanknadel in den Reservebereich, so dass ich nach der Autobahn erst noch einmal zum Tanken anhalten musste. Als Alina zu tanken und zu bezahlen war, wie auch der ganze Ausflug, seltsam selbstverständlich. Um 5:30 war ich schließlich wieder in meinem Zimmer im Hause meiner Eltern und fiel tot ins Bett. Kurzum: Der Ausflug war absolut spitze und wir haben alle meiner guten Freundin zugestimmt, dass es cool wäre, würden wir das irgendwann nochmal schaffen. Dann vielleicht auch mit besserem Zeitmanagement 😉

Mein Herz glaubt es, doch mein Kopf kann es nicht

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Aus gegebenen Anlass eröffne ich diesen Blog nicht mit einem Artikel über mich oder über das derzeit im Blogtitel zu findende Crossdressen. Vor einigen Tagen hatte ich mit einem fundamentalistischen Christen eine Unterhaltung über unsere Weltanschauungen, unter anderem über das Leben nach dem Tod. Da das Gespräch mich an meine letztes Jahr verstorbene Oma erinnerte, ging es mir nah, sodass ich darüber ein paar Worte verlieren möchte. Der Fundamentalist (schließlich ist er einer, auch wenn man das Wort wohl zumeist mit Islamisten verbindet) geht davon aus, dass ihm nach dem Leben ein Totenreich erwartet, genauer gesagt: Der Himmel. Allerdings erwartet ihn dieses Leben nach dem Tot nur dann, wenn er wahrhaft gläubig ist und immer nach seinem Glauben handelt. Gott hätte, so glaubt er, eine gewisse Toleranz gegenüber Fehlinterpretationen der Bibel, aber generell sei dieses Buch sein Wort und streng zu befolgen. Daher hat er übrigens auch eine Homophobe Einstellung gewonnen, schließlich steht der Bibel das Mann und Frau zusammengehören. Von Mann und Mann oder Frau und Frau steht da schließlich nichts. (Gott sei Dank konnte ich ihn hier zum Umdenken bringen. Ich hab ihm gesagt, dass Schwule und Lesben es sich nicht aussuchen, so zu sein, sondern so geboren werden. Es steckt einfach in ihnen. Da der Mensch ja seiner Ansicht nach Gottes Schöpfung ist, muss Gott ihnen also diese Eigenschaften mitgegeben haben. Warum sollte also Gott Schwule und Lesben verachten oder wollen, dass sie verachtet werden, wenn er sie geschaffen hat?) Kurzum: Wenn er tut, was in der Bibel steht, so glaubt der Fundamentalist, so kommt er in den Himmel. Ich kann davon einiges gar nicht mit ihm teilen: Der Glaube, dass die Bibel genau Gottes Wort sei, halte ich für absolut abwegig. Ich möchte damit niemanden Angreifen, der doch daran glaubt, aber ich kann nicht dran glauben, dass eine heutige Bibel noch viele Übereinstimmungen mit dem Original hat. Es ist, als würde ich mir die Herr der Ringe Filme ansehen und daraus einen Roman machen. Der Roman wäre ähnlich wie der von Tolkien, aber wahrscheinlich kein einziger Satz wäre identisch. So oft, wie die Bibel hin- und her übersetzt wurde, kann sie doch gar nicht mehr den Wortlaut Gottes enthalten, es ist doch das selbe Phänomen. Abgesehen davon bin ich Atheist, glaube an keinen Gott, schließe zwar nicht aus, dass es einen oder mehrere gibt, denke aber nicht, dass sie ihr Wort in Form einer Bibel an den Menschen gerichtet haben. Aber dafür hab ich eben so wenig Beweise wie für das Gegenteil, deshalb führe ich das nicht weiter aus. Das ist einfach eine Glaubensfrage, die jeder für sich beantworten muss und soll. Ich glaube dennoch an sogenanntes Paranormales. Ich bin einige Male mit Ereignissen konfrontiert wurden, die ich mir nicht erklären konnte, und ein paar Mal mit solchen, die ich mir physikalisch erklären konnte, aber es gab trotzdem keinen Sinn. So wurde in der Nacht nachdem meine Oma verstorben war, mein Zimmer ein halbe Minute lang vom Fenster aus heller, gerade in dem Moment, an dem ich versuchte mich von ihr zu verabschieden. Klar, es könnte einfach jemand eine Taschenlampe oder etwas anderes auf das Fenster gerichtet haben (Autos hätte ich gehört; Wolken, die den Mond hätten frei geben können, gab es keine), aber aus welchem Grund? Und was wäre das für ein Zufall, wenn es genau in dem Moment passiert, in dem ich Abschied nehme? Eigentlich glaube ich, dass ich nach dem Tot “Futter für die Würmer” bin, wie mir es mal jemand formulierte. Rational sagt mein Kopf, es gibt kein Leben nach dem Tod. Uneigentlich sagt mir mein Herz, ins Besondere nach der geschilderten Situation, dass es einfach nicht so sein kann. Alina