Ein wenig Geschichte, Teil 6: Vieles wird anders

Im heutigen Artikel der “Ein wenig Geschichte”-Reihe möchte ich auf meine Vornamens- und Personenstandsänderung sowie den Beginn meiner Hormontherapie eingehen. Dinge also, die schon im Verlauf der Entwicklungen hier im Blog dokumentiert wurden, zu denen ich aber noch keinen richtigen Rückblick geschrieben habe. Hier findet ihr Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4 und Teil 5.

Irgendwann 2013 fragte ich meine Therapeutin, wie es eigentlich um Hormone stünde. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht gesichert, was die Hormone wirklich bewirken könnten und was nicht und war mir nicht so ganz sicher, ob ich welche wollen würde. Wenn zumindest vieles von dem, was ich gehört hatte, stimmen würde, wären sie für mich schon ziemlich interessant, aber ich wollte mich nicht auf Halbwissen verlassen.

Mein Therapeutin selbst konnte mir meine Fragen zu dem Thema nicht beantworten und riet mir, mich an eine Endokrinologin wenden, die zu dem Zeitpunkt in Karlsruhe die wohl bekannteste und beliebteste Endokrinologin mit Kenntnissen im Bereich Transsexualität war. Ich ließ mir dort einen Termin geben, bei dem auch direkt Blut abgenommen wurde, um zu meinen Hormonspiegel zu prüfen. Dort konnte ich dann auch nachfragen, welche Auswirkungen eine Hormontherapie denn nun tatsächlich hätte. Ich entschied, dass die Wirkungen für mich deutlich schwerer wogen als die potentiellen Nebenwirkungen und bekam von meiner Therapeutin für den nächsten Termin bei meiner Endokrinologin ein Indikationsschreiben, welches für den Beginn der Behandlung nötig war.

Die Behandlung begann dann Ende Sommer 2013 und wird vermutlich mein ganzes Leben lang andauern. Die erste Zeit war scheußlich, da die Hormone auch psychisch eine Art zweite Pubertät auslösten und eines der Medikamente anfangs zu hoch dosiert war. Ich erlag einem absolutem Gefühlschaos. Nach Reduktion der Dosis ging es mir deutlich besser, trotzdem war die Umstellungsphase… interessant. Nicht nur mein Körper veränderte sich, ich sehe die Welt auch seit dem ein bisschen aus anderen Augen, reagiere manchmal anders als früher. Das Medikament, dessen hohe Dosis das Gefühlschaos auslöste ist übrigens das, welches ich mittlerweile komplett gewechselt habe, da es bei mir Depressionen auslöste, die Anfang dieses Jahres damit gipfelten, dass ich mich in psychiatrische Behandlung begab und immer wieder sogar mit Suizidgedanken zu kämpfen hatte.

Mittlerweile muss ich sagen: Die Depression war schlimm genug, dass es für mich besser gewesen wäre, die Hormone abzusetzen, hätte ich keine Alternative gefunden. Sie haben meine Lebensqualität massiv verschlechtert. Seit dies aber wieder behoben ist, bin ich rundum glücklich und zufrieden mit der Hormontherapie. Ich fühle mich wohler in meinem Körper und auch die psychischen Änderungen begrüße ich.

Ende 2013 beantragte ich dann die Änderung meines Vornamens und meiner Geschlechtszugehörigkeit. Meistens spreche ich nur von der “Namensänderung”, weil das Wort auch so schon lang genug ist. Mit der Namensänderung ging einher, dass ich zwei psychologische Gutachten brauchte. Grundsätzlich ist es so, dass das Amtsgericht die Gutachter benennt, aber eins kann dem Gericht GutachterNinnen vorschlagen. Ich hörte mich also etwas um, welche GutachterNinnen in der Umgebung umgänglich sind und erfuhr zwei Namen, die ich dann auch in meinem Antrag nannte. Die GutachterNinnen wurden genehmigt, es ging daran, mit diesen Termine abzumachen.

Die Sitzungen bei den GutachterNinnen gingen jeweils etwa zwei Stunden und ich wurde über verschiedenste Dinge ausgefragt. Am Ende hieß es jeweils, dass es noch dauern würde, bis die Gutachten auch wirklich fertig sein würden und es könnte sein, dass doch noch weitere Sitzungen nötig sein würden, um die Entscheidung zu treffen. Ich hatte Glück, dies war nicht der Fall. Nach einiger Zeit erhielt ich postalisch die Gutachten und noch etwas später eine Vorladung zum Amtsgericht. Dort wurde ich ein letztes Mal darüber aufgeklärt, was die Namensänderung für Konsequenzen hat. Nachdem ich bestätigte, dass diese mir bekannt sind, bekam ich sogar direkt bereits einen vorläufigen Beschluss über die Änderung. Wenige Wochen später kam der endgültige Beschluss per Post. Das war im April 2014.

Für mich ist die Namensänderung einer der wichtigsten Schritte auf meinem Weg gewesen. Es fühlt sich so unglaublich richtig an, endlich auch offizielle Dokumente guten Gewissens mit diesem Namen versehen zu können. Ich muss niemanden mehr erklären, dass in meinen Unterlagen zwar ein männlicher Name steht, ich aber bitte trotzdem Alina genannt werden möchte, denn in den Unterlagen steht jetzt Alina. Wie groß die Last war, die damit von mir abfiel, wurde mir erst nach und nach bewusst.

Für die bürokratischen Hintergründe zum Thema Namensänderung und Hormone, kann ich die entsprechenden Unterseiten meines transsexuellen Weges empfehlen. Außerdem sind vielleicht auch die Tags Hormone und Namensänderung interessant.

Ein Teil fehlt noch in der Reihe “Ein bisschen Geschichte” um im Dezember 2015 anzukommen, nämlich der Teil darüber, wie sich mein Denken in dem letzten Jahr verändert hat. Ich betrachte meine Transsexualität mittlerweile noch mal aus anderen Augen. Um das wirklich erklären zu können, muss ich erst ein, zwei weitere Artikel schreiben, auf die ich dann im siebten Teil der Reihe verweisen kann. Ich hoffe, dass klappt noch alles im Rahmen des Adventskalenders.

Alina

Libido

Contentwarning: Dieser Artikel umfasst die folgenden Themen: Sex

Ich möchte in diesem Post über ein Thema sprechen, über das ich bisher nie öffentlich gesprochen habe, nämlich über den Einfluss der Hormone auf meine Libido. Ich werde hier nicht auf irgendwelche Vorlieben oder derlei Dinge eingehen, sondern möchte einfach aufzeigen, was für einen starken Einfluss Hormone auf diesen Aspekt meines Lebens hatten und haben. Ich hab lange überlegt, ob ich dieses Thema ansprechen möchte, hab es ja auch etwa 1,5 Jahre tatsächlich nicht angesprochen, fühle mich mittlerweile bei dem Thema aber sicherer und halte es sowieso für ein eigentlich wichtiges Thema.

Die Hormone hatten und haben einen ziemlich großen Einfluss auf meine Libido. Vor meiner Hormontherapie war sie für mein Wohlgefühl unangenehm hoch. Ich hatte ziemlich oft sexuelles Verlangen, selbst wenn ich es in den Momenten als störend und ablenkend empfand, was mir tatsächlich auch viel Freude am Sex genommen hat. Wie gesagt will ich nicht zu sehr in die Details gehen, aber das war anstrengend.

Mit der Hormontherapie ließ die Libido deutlich nach. Diese Wirkung setzte tatsächlich ziemlich früh ein, nach wenigen Wochen, wenn ich mich recht erinnere. Ich empfand es als große Entlastung. Das Interesse an Sex mit anderen oder mir selbst war lange Zeit kaum vorhanden. Dass ich vorher ständig das Bedürfnis danach hatte und Sex dadurch zur reinen Bedürfnisstillung geworden ist, hatte die Konsequenz, dass jetzt ohne das Bedürfnis erst recht kein Interesse daran vorhanden war. Erst einige Monate später entwickelte ich wieder ein Interesse an Sex und eigentlich zum ersten Mal “aus freien Stücken”, ohne dass ich ein körperliches Verlangen danach verspürte.

Ich bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem ich Sex endlich als etwas schönes empfinde. Eins könnte also fast schon sagen, dass mir die Hormone dabei geholfen haben, mich selbst besser kennen zu lernen. Leider kommt das aber auch mit hohen Kosten. Die fehlende Libido sorgt dafür, dass ich es deutlich schwerer habe, körperlich zu klassischem Sex in der Lage zu sein. Ich habe mittlerweile oft genug erlebt, dass ich nicht dazu in der Lage war, eine Erektion zu bekommen. Ich habe daher mittlerweile das auch gar nicht mehr als Ziel, wenn ich mit Menschen intim werde – die Intimität ist Selbstzweck, ein Orgasmus ein i-Tüpfelchen. Das war gerade anfangs ungewohnt und frustrierend, weil ich es so bis dahin nicht kannte, aber nach einer Zeit der Umgewöhnung muss ich sagen, dass es mir so eigentlich fast besser gefällt. Seit nicht mehr ein Orgasmus das Ziel von Intimität und Sex ist, nehme ich mir mehr Zeit für Dinge, die ich bis dahin höchstens als Vorspiel betrachtet habe und lerne, dass diese auch einen ganz eigenen Reiz haben und für mich auch schön sind. Sehr anders, aber schön.

Kurzum: Durch die Hormone ist es deutlich schwerer, eine Erektion zu bekommen und auch das Bedürfnis nach Sex ist deutlich gefallen. Insgesamt war das für mich direkt mehrmals eine Umstellung, mittlerweile bin ich aber ziemlich glücklich mit dem Status Quo.

Viel Neues

Contentwarning: Dieser Artikel umfasst die folgenden Themen: Depressionen

In über sieben Monaten hat sich viel getan. Ich werde versuchen, hier einigermaßen chronologisch die Dinge zu erzählen, die mir schon lange auf der Zunge brennen.

Ich schrieb zuletzt davon, mir aufgrund meiner Depressionen einen Platz in einer psychiatrischen Tagesklinik gesichert zu haben. Ich war dort im Januar und Februar für fünf Wochen und hab dort viele nützliche Dinge gelernt. Zum einen habe ich in der Zeit gelernt, viel bewusster zu kommunizieren, habe gelernt, wie wichtig es ist, Dinge, die mir wichtig sind, anzusprechen und mit ihnen offen umzugehen. Diese Sachen hatte ich in der Vergangenheit oft für mich behalten und versucht, sie selbst zu lösen oder Zeichen zu machen, was ich will, ohne es konkret anzusprechen. Oder ich habe unschöne Dinge hingenommen statt sie anzusprechen.

Ein gutes Beispiel dafür ist, als ich in der Klinik eines vormittags von jemandem mit Pronomen “er” betitelt wurde. Es war recht offensichtlich, dass die Person damit nicht so recht zufrieden war, aber sich nicht zu helfen wusste. Ich sprach sie im Anschluss des Programmpunktes unter (mehr oder weniger) vier Augen darauf an, dass ich das unschön fand und um “sie” als Pronomen bitten würde. Die Person reagierte verlegen und entschuldigte sich nicht nur einmal für das falsche Pronomen. Ich wiederum erklärte, dass es schon okay für mich sei, solange sie jetzt drauf achten würde. Ich bin mir ja bewusst, dass mir einige Menschen meine Transsexualität ansehen und nie gelernt haben, wie sie damit umgehen sollen. Danach konnten wir beide diese Sache abschließen und waren zufrieden.

Abseits vom Kommunizieren lernte ich auch einige Skills, die mir helfen, wenn es mir gerade akut schlecht geht. Insbesondere Stabilisierungs-/Imaginationsübungen helfen mir auch heute noch, negative Gefühle leichter aufzuarbeiten. (“Auch heute noch?” werdet ihr fragen. Aber Gemach, liebe LeserNinnen. Dazu komme ich noch.) Wenn die Konzentration nicht reichte, um diese Übungen durchzuführen, half mir Origami, diese Konzentration zu gewinnen. Beim Falten von mir bereits vertrauten Figuren brauchte ich keine wirkliche Konzentration auf das, was ich tat, aber musste meinen Fokus auf das Papier richten. Nach ein, zwei Figuren war mein Kopf dann eigentlich immer zumindest für eine kurze Zeit einigermaßen klar, so dass ich dann die Stabilisierungsübungen angehen konnte, die mir halfen, zumindest für die nächsten Stunden diese Freiheit von negativen Gefühlen zu halten – genug Zeit zu versuchen, den Auslöser der Emotionen zu ergründen und beheben.

Der Aufenthalt in der Tagesklinik hat mir also definitiv etwas gebracht. Jedoch…

Die nächsten vier Wochen waren bei mir Klausurenphase. Diese Zeit war deshalb so besonders, weil nur zwei Klausuren mich von meinem Bachelor-Titel trennten. Zumindest eine der Klausuren würde aber erst ein Semester später wieder angeboten werden, sollte ich durchfallen – das würde nicht nur ein Semester länger im Bachelor bedeuten, sondern finanzielle Probleme mit sich bringen, da ich auf keine weitere Verlängerung des BAföGs hoffen konnte. Entsprechend legte ich mich beim Lernen ins Zeug. Die erste Klausur lief dann auch ganz gut, die zweite jedoch gar nicht. Zu viel Stoff wurde abgefragt, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich hatte das Gefühl nicht einmal die Hälfte aller Punkte gesammelt zu haben und bekam Panik, dass ich ausgerechnet diese Klausur, die erst ein Semester später wieder angeboten wurde, in den Sand gesetzt hatte. Meine Depressionen kamen mit dieser Angst zurück.

Zwar durfte ich etwa eine Woche später feststellen, dass die Angst unnötig war (offenbar hatte jeder mit dieser Klausur Probleme und die Bestehensgrenze wurde entsprechend angepasst), aber auch wenn die Angst damit verflog, die Depression blieb. Und das über Monate.

Es ist nicht so, dass ich in dieser Zeit gar nicht glücklich sein konnte. Aber es brauchte immer einen Auslöser. Ich war nicht “einfach so” glücklich. Versagensängste wurden mein ständiger Begleiter. Ich konnte meine Erfolge nicht mehr sehen, wenn ich nicht mit der Nase drauf gestoßen wurde, nahm nur die Fehler wahr. Ich kämpfte antriebslos mit meinem Studium und war einige Male kurz davor es einfach hinzuschmeißen, obwohl der Stress rückblickend kein großer war. Es gab durchaus Momente, in denen ich hätte platzen können vor Glück, vor Freude. Aber nie hielt es lange. Ich hatte das Gefühl, dass Energie, Antrieb eine Flüssigkeit war und ich ein löchriger Eimer. Ich konnte die Energie einfach nie lange halten. Und wenn etwas nicht so lief, wie erhofft, riss mich dies immer häufiger so weit runter, dass ich keine Energie mehr hatte, auch nur zu falten oder eine Stabilisierungsübung zu machen. In diesen Momenten kam ich nur noch mit einem Medikament aus meinem Loch, welches ich genau für solche Situationen mitbekommen hatte.

Bis Ende Mai wurde es immer schlimmer und ich entschied mich, mich erneut an die Tagesklinik zu wenden. Zwar wollte ich das laufende Semester noch irgendwie abschließen und erst im Wintersemester wieder in die Klinik, aber ich brauchte irgendein Licht am Ende des Tunnels. Anfang Juni nutzte ich dann einen Moment, in dem ich zumindest etwas Kraft hatte, um in der Klinik anzurufen. Mittlerweile ist mir dort ein Platz im September sicher, um den ich als Absicherung sehr froh bin. Aber es hat sich mehr ergeben.

Ebenfalls Anfang Juni hatte ich einen Termin bei meiner Endokrinologin. Ich sprach mit ihr erneut darüber, dass die Depressionen in den letzten zwei Jahren deutlich zugenommen haben und fragte, ob es die Möglichkeit gebe, andere Medikamente zu verwenden. Die gab es und ich tauschte Androcur gegen Utrogest als Testosteronblocker.  Bereits nach 2-3 Wochen merkte ich eine deutliche Veränderung. Ich habe deutlich mehr Energie – dass ich endlich mal wieder blogge, ist nur einer von vielen Beweisen, wie viel besser es mir geht. In meinem Freundeskreis, ja selbst in meinen Livestreams bin ich darauf angesprochen worden, dass ich wie ausgewechselt wirke, deutlich glücklicher wirke. Dies deckt sich mit meinem Empfinden. Und genau deshalb sage ich, ich bin froh, einen Termin in der Klinik in der Hinterhand zu haben, aber ich rechne mittlerweile damit, ihn nicht zu benötigen. Ich warte noch ab, ob sich doch wieder etwas verändert.

Hätte ich vor 1-2 Monaten noch gesagt, die Hormone seien mir wichtiger als meine geistige Gesundheit, muss ich das jetzt revidieren. Ich hatte vergessen, wie es ist, glücklich zu sein und Energie zu haben. Sollte sich herausstellen, dass die aktuelle Dosis an Utrogest noch falsch ist und nach oben korrigiert werden müssen und sollten dadurch die Depressionen zurückkehren, werde ich erneut das Medikament wechseln. Und wenn alles nichts hilft, dann werde ich keine Hormone mehr nehmen. Das würde natürlich viele Veränderungen, die ich hier schon häufiger angesprochen habe, wieder rückgängig machen, aber bevor ich mich mit solchen inneren Dämonen quäle, kaschiere ich lieber meinen Körper.

Natürlich heißt das alles nicht, dass ich jetzt keine Probleme mehr habe oder nicht von Zeit zu Zeit weine. Es sind in den letzten Wochen einige Dinge passiert, die mich zum Weinen gebracht haben. Ich möchte auf die Details nicht groß eingehen. Was ich aber sagen möchte, ist, dass ich dies nun wieder überstehe, ohne auch nur an das Notfallmedikament denken zu müssen. Der Schmerz ist nicht mehr übermächtig, ich habe die Energie, ihn ohne Hilfe zu überstehen. Und um auch diesen Kreis zu schließen: Ich nutze trotzdem immer noch gerne die Stabilisierungsübungen. Nicht, um es in den akuten Momenten aus dem Schmerz zu schaffen, sondern viel mehr um an mir zu arbeiten. Ich nutze sie zum Beispiel, um an bleibenden Gefühlen zu arbeiten, die sich untergründig über lange Zeit erstrecken, um diese schneller überwinden zu können.

Ich hoffe, dass das Kapitel “Depressionen” damit für mich endlich abgeschlossen ist. Die Zeit wird es zeigen. Wenn nicht, weiß ich aber, wo ich Hilfe bekommen kann und werde es hoffentlich nicht wieder so schlimm werden lassen, wie es war.

Vielleicht noch ein paar Worte zu Dingen, die ich bisher nur andeutete:

Ich habe mittlerweile offiziell den Bachelor of Science in Informatik abgeschlossen. Selbst das erste von hoffentlich vier Semestern des Masters ist so gut wie abgeschlossen und mittlerweile hab ich dabei auch wieder ein gutes Gefühl und Spaß am Studium. Auch ansonsten sieht mein Leben eigentlich echt gut aus. Ich habe tolle Menschen an meiner Seite, die mich unterstützen, tolle Freunde und eine ebenso tolle Familie. Meine sozialen Kontakte waren die letzten Monate, wenn nicht Jahre, zurückgegangen und beschränkten sich auf geplante Veranstaltungen. Davon gab es zwar genug, dass ich mich nicht isoliert habe, aber ich habe mich quasi nicht mehr spontan mit Freunden getroffen, was früher üblich war. Ich werde die nächste Zeit versuchen, was das angeht wieder Fuß in meinem Freundeskreis zu fassen und wieder mehr zu unternehmen. Ich denke, jetzt, wo ich dafür wieder Energie habe, sollte das gut machbar sein.

Soviel zum Rundumschlag. Ich denke, dass ist so das wichtigste der letzten Monate. Als nächstes könnte ich dann ja endlich mal das Layout des Blogs überarbeiten und ihn auf mobilen Geräten vernünftig lesbar machen 😀

Bis bald,

Alina

Depressionen und der Umgang damit

Contentwarning: Dieser Artikel umfasst die folgenden Themen: Depressionen
Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Zunächst möchte ich an dieser Stelle eine Contentwarnung aussprechen. Ich hoffe zwar, dass sie unnötig ist, aber kann nicht ausschließen, dass dieser Artikel bei xiem einen oder anderen Unbehagen oder Ähnliches auslöst. Ich möchte hier offen über das Thema Depressionen reden, weil ich es für ein wichtiges halte, über das zu oft geschwiegen wird. (Dies bedeutet nicht, das eins ständig allen Menschen erzählen soll, wie schlecht eins es hat, aber dazu später mehr.) Außerdem verwende ich ab diesem Artikel die geschlechtsneutralen Pronomen und Binnen-N-Schreibweise, wie im letzten Artikel angekündigt.

Dieses Thema brennt mir schon lange unter den Nägeln, den ich selbst lebe mit Winterdepressionen. Nein, ich leide nicht unter ihnen. Zumindest nicht ständig. Ich sorge dafür, kämpfe darum, dass ich nicht unter ihnen leide. Es gibt sicher Zeiten, da werfen sie mich komplett aus der Bahn, aber im Wesentlichen lebe ich ein ganz normales Leben und habe die Depressionen in Griff. Aber dieses Glück hat nicht jedmensch.

Ich habe bis vor einem Jahr meine Winterdepressionen als “leicht” eingestuft. Seit mindestens meiner Pubertät kenne ich sie und habe glücklicherweise recht schnell gemerkt, wie ich sie in den Griff bekommen. Mein Patentrezept war bis dahin, einen gut gefüllten Terminkalender zu haben. Der Trick war es, zwar keinen Stress zu haben, der die Depression begünstigt hätte, aber auch keine Zeit zum Nachdenken. Gerade wenn ich viel mit meinen FreundNinnen unternehme, ist das alles andere als Stress, aber eine Ablenkung von Gedanken, die nur allzu schnell düster werden, wenn ich nicht aufpasse.

Es ging selten soweit, dass ich darüber nachgedacht hätte, mir etwas an zu tun. Getan habe ich mir aber nie tatsächlich etwas.

Mir hat es geholfen, wenn es mir akut schlecht ging, mit engen Vertrauten zu reden. Selten waren das meine Eltern, meist eher FreundNinnen. Oft hat es mir auch geholfen, eine Weile traurige Musik zu hören, mich einmal in meine Depressionen hineinzusteigern, mich auszuweinen. Danach ging es mir meist besser, weil ich meinen Frust, meine Probleme rauslassen konnte.

Dies hat sich alles seit ich die Hormone nehme verschlimmert.

Im letzten Winter hatte ich das erste Mal Gedanken daran, mich umzubringen. In den Momenten fühlte es sich so an, als seien die fehlenden Mittel das einzige, was mich davon abgehalten hat. Mensch sagt gern, wenn sich jemensch umbringen will, fände xier einen Weg, aber ich habe höllische Angst vor Schmerzen und es kam auch in den Momenten nur ein schneller, möglichst schmerzfreier Tod für mich in Frage. Heute glaube ich zwar, dass mein Überlebenswille stärker gewesen wäre, und ich mir auch mit entsprechenden Mitteln nicht das Leben genommen hätte, in den Momenten fühlte es sich aber nicht danach an.

Seit dieser Zeit hilft es mir kaum noch, mit Leuten zu reden. Ich tu es immer noch, aber es tut mir weniger gut als früher. Was mir hilft, ist, von engen Vertrauten in den Arm genommen zu werden und mich ausweinen zu dürfen, denn alleine oder “nur” mit trauriger Musik bekomme ich kaum noch Tränen heraus. Das Weinen-Können und -Dürfen ist dann unglaublich befreiend für mich.

Auch meine bisherige Vermeidungsstrategie funktionierte letzten Winter nicht mehr – ich hatte kaum die Kraft, meinen Terminplan ausreichend mit Ablenkung zu füllen. Hätte ich von Anfang an mehr hierauf geachtet, wäre der Winter unter Umständen leichter gewesen, aber es gab einige Momente, in denen ich getriggert wurde – Situationen also, die meine Depression nahezu unmittelbar hervorriefen. Spätestens in diesen Situationen, die die eigentlich schlimmen waren, wäre der Winter trotzdem gleich verlaufen.

Nun ist der letzte Winter überstanden, der nächste steht jedoch langsam aber sicher vor der Tür. Da ich mir mittlerweile Gedanken um den kommenden Winter mache und nicht will, dass sich der letzte wiederholt, wollte ich eigentlich versuchen, ein Rezept für Notfallmedikamente zu bekommen, wurde hierfür jedoch an Psychaterninnen verwiesen. Da in der näheren Umgebung aber Psychatermangel gibt, habe ich keine Chance, rechtzeitig einen Termin zu bekommen. Mein Plan B besagt daher jetzt, dass ich immer Baldrian im Haus haben werde. Baldrian hat mir über das Jahr hinweg schon mehrfach über Stimmungstiefs hinweg geholfen, wenn ich es allein nicht geschafft habe. Außerdem werde ich meinen Terminplan wieder füllen. Meine Livestreams sind hierbei eine Hilfe. An ihnen habe ich Spaß und Ablenkung und kann sie spontan starten, wenn ich nichts anderes vor habe.

Wenn der Winter auch nur im Ansatz so schlimm wird wie der letzte, werde ich mich nächstes Jahr weiterhin um einen Therapieplatz speziell für meine Winterdepression bemühen.

Kurzum: Nein, es ist nicht schön mit Winterdepressionen. Aber auch nein, niemand muss sich deshalb Sorgen um mich machen. Ich habe einen Schlachtplan und bin mir sicher, diesen Winter die Depression wieder niederzuringen.

Ich kenne aber auch die andere Seite der Medaille. Ich kenne einige Leute, die mit ihrer Depression mehr zu kämpfen haben als ich. Über die Jahre hinweg habe ich einige Menschen kennen gelernt, bei denen die Depression mit verschiedenen anderen Symptomen einher ging, oftmals Selbstverletzendem Verhalten (SVV). Die Geschichten dahinter sind dabei die unterschiedlichsten.

Während einige dieser Leute sich wieder und wieder darum bemühen, ihre Depression zu überwinden, viele davon trotz mehrmaligem Scheiterns, gibt es jedoch leider einige Menschen, die sich auf ihren Problemen ausruhen. Manchmal sind sie sich darüber im Klaren, dass ihre permanente Trauer krankhaft ist, manchmal nicht, in beiden Fällen suchen sie aber nicht nach Hilfe. Statt dessen müssen FreundNinnen herhalten, auf deren Ratschläge selten gehört wird. Statt nach einer Lösung zu suchen, suchen sie nach Bestätigung. Diese Menschen sind meiner Erfahrung nach Gott sei Dank die Minderheit. Ich gehe ihnen mittlerweile konsequent aus dem Weg, auch wenn es nicht immer ganz einfach ist, denn tragische Schicksale stecken meist trotzdem dahinter. Nur habe ich die Erfahrung gemacht, dass es eine Verschwendung der Kraft ist, die ich selbst gut gebrauchen kann, um nicht selbst in Trauer zu fallen.

Es gibt noch eine ähnliche Verhaltensweise, der ich konsequent aus dem Weg gehe, die ich vor Allem im Internet beobachte. Es gibt Menschen, die in sozialen Netzen in alle Welt heraus posaunen, wie schlecht es ihnen geht, die dann aber auf Rückfragen nicht antworten wollen oder sogar aggressiv werden. Auf der einen Seite muss diesen Menschen klar sein, damit unter Umständen viele Leute zu erreichen, auf der anderen wird Hilfe aber wieder abgeleht, siehe oben.

Zwar bin ich grundsätzlich für eine Enttabuisierung der Thematik, aber ich bin der Meinung, eins sollte über die eigenen Probleme nur mit Vertrauten Menschen reden – mit solchen, von denen mensch weiß, dass sie einen nicht dafür verurteilen, Probleme zu haben und denen gegenüber eins sich öffnen kann. Gerade auf Twitter sehe ich oft bereits in Profilen von Menschen, dass sie dort Dinge wie “sucht Liebe” oder “immer traurig” oder direkt “depressiv” stehen haben. Sie drängen damit ihrem Umfeld ihre Probleme auf und reduzieren sich damit letztlich selbst darauf. Dadurch wirkt es mindestens auf mich auch “abstoßend” im Sinne von “ich will mit so jemenschen nichts zu tun haben”.

Menschen, die sich von diesen letzten Absätzen angesprochen fühlen, würde ich dazu raten, ihre Probleme (und das sind in diesem Moment nicht zwingend nur das, was mensch klassischerweise als Depression bezeichnen würde) nicht öffentlich zu machen, zumindest nicht die akuten. Ich halte es unter Gewissen Umständen, gerade zur Aufklärung, sinnvoll, offen mit diesen Problemen umzugehen. Wenn es einem aber gerade akut schlecht geht, sollte eins sich lieber mit engen Vertrauen austauschen. Diese können einem viel besser beistehen und einen besser verstehen, als ein Kollektiv, in dem sich letztlich doch selten jemensch und noch seltener dier Richtige aufgefordert fühlt, zu helfen. Hat eins einen solchen Vertrauten nicht, kann es trotzdem in meinen Augen sinnvoll sein, zumindest eine Weile die Probleme zu verheimlichen und sich jemenschen zu suchen, dier helfen kann – in schlimmen Fällen einen Therpeutnin, in weniger schlimmen einen Vertrauten, den eins in der Zwischenzeit findet.

Natürlich gilt bei diesem Artikel wie immer, dass dies alles meine Meinung ist. Ich bin mir sicher, dass einige LeserNinnen stellenweise andere Ansichten vertreten werden. Gerade bei diesem Post würde ich mich daher sehr über Kommentare freuen.

Alina

Mein Weg zum Nachlesen

Heute hat mein Blog Geburtstag! Seit mittlerweile drei Jahren begleitet er mich und ich schreibe hier meine Gedanken nieder. Nicht nur, aber doch recht viel zum Thema Transsexualität.

Und weil der Weg mittlerweile doch recht lang ist und ich zwischendurch viel Halbwissen gebloggt habe, veröffentliche ich heute eine Zusammenfassung meines Weges, in der steht, wie es denn nun tatsächlich ablief. Die drei Themen, die ich damit vorerst abdecke, sind die Logopädie zwecks Stimmbildung, die Hormontherapie und meine Namensänderung.

Dieses “Geschenk” wird vermutlich nicht für alle meine Leser wirklich interessant sein, aber für andere Transsexuelle, die sich mit diesen Themen noch nicht allzu sehr beschäftigt haben, hoffentlich hilfreich sein. Ich weiß, ich tat mich bei diesen Themen damals irgendwie schwer, alle nötigen Informationen zusammen zu sammeln und hoffe daher, dass es anderen genau dabei hilft. Und wer weiß: Vielleicht findet es der ein oder andere ja auch so ganz interessant, einmal zu lesen, wie viel Arbeit es für eine Transsexuelle eigentlich ist, einfach nur vernünftig zu leben. 😉

Hoffentlich komme ich demnächst dann auch wieder mehr zum Bloggen, auch wenn ich davon ausgehe, dass es sich dann wieder einmal weniger um Trans*-Themen gehen wird. Auch da ist zwar ein bisschen etwas in Gange (ich will ja gern Bart-frei leben und will mich daher bald um eine dauerhafte Barthaarentfernung kümmern), aber es wird vermutlich eine Weile dauern, bis ich dort etwas zu berichten hab. Aber hey, es ist nicht umsonst das Chaos Kompendium, ich blogge hier halt nicht nur über ein Thema. 😀

Bis also hoffentlich bald,

Alina

Unerwartete Nebenwirkungen

Ich hab schon seit einiger Zeit ein ziemlich empfindliches Zahnfleisch. Oft genug hatte ich beim Zähne putzen Zahnfleischbluten, da kam es mir doch ganz gelegen, dass mal wieder ein Kontrolltermin beim Zahnarzt anstand. Also hin zum Zahnarzt und Problem geschildert. Blick in den Mund ergab: Ja, das Zahnfleisch ist gereizt. Es folgte die Frage, ob ich Medikamente nehmen würde. Naja, eigentlich nicht. Halt nur Hormone. Tja. Und genau die sind es wohl.

Es kommt wohl auch bei schwangeren Frauen vor, dass diese ein empfindliches Zahnfleisch bekommen und von meiner Mutter weiß ich mittlerweile, dass ihres auch immer empfindlich ist, wenn sie ihre Tage bekommt. Das Zahnfleisch scheint bei manchen Menschen einfach sehr sensibel auf Hormone zu reagieren und ich hab’s wohl von meiner Mom geerbt. Liebe Frau Mutter, hättest du mir nicht was anderes vererben können? Mist. 😀

Konsequenz für mich ist, dass ich jetzt nach Möglichkeit dreimal täglich Zähne putzen soll – inklusive Verwendung von Zahnseide und Zahnzwischenraum-Bürsten bei jedem Putzen. Aber mein Gott, die paar Minuten für erweiterte Zahnpflege werd ich dann wohl auch noch aufbringen können 😀

Alina

Auf Nimmerwiedersehen, Brusteinlagen

Vor mittlerweile über einer Woche habe ich mich von etwas getrennt, was ich seit über zwei Jahren fast 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche bei mir hatte – selbst nachts. Nur Duschen und Reinigen waren die Ausnahmen dieser Regel. Die Rede ist von meinen Brusteinlagen.

Ich bin nicht sicher, ob ich hier je groß darüber gesprochen habe, aber seitdem ich mich das erste Mal als Frau vor die Tür getraut habe, besaß ich Brusteinlagen aus Silikon. Ich wollte schon damals obenrum möglichst natürlich weiblich wirken, was bedeutete, dass etwas Oberweite sein musste. Diverse Experimente mit verschieden gefüllten Luftballons führten dabei zu nichts, also bestellte ich mir irgendwann die Einlagen. Waren sie anfangs noch fremd und seltsam, gewöhnte ich mich doch schnell an sie und seit ich vor zwei Jahren entschied, dass mein letzter Tag als Mann hinter mir lag, habe ich mich selten von ihnen getrennt. Gut, dass erste Paar ging irgendwann kaputt, aber dafür hatte ich schnell Ersatz. Die Einlagen wurden für mich zu einem Teil von mir.

Seit ein, zwei Monaten nun hatte ich aber das Problem, dass durch die Wirkung der Hormone meine natürlichen Brüste soweit gewachsen waren, dass die Silikoneinlagen nicht mehr so richtig im BH saßen, wie bisher. Andererseits war die echte Oberweite aber doch noch so unausgeprägt, dass ich nicht auf die Einlagen verzichten mochte. Seit Freitag letzter Woche ist dies aber vorbei.

Ich hatte schon eine Woche länger geplant, dass ich ausprobieren wollte, ob ich mich ohne die Einlagen mittlerweile wohl fühle und mehr oder weniger aus einer Laune hinaus, probierte ich es aus. Nach über einer Woche ausprobieren und sogar feiern gehen ohne Einlagen kann ich sagen: Ja, ich brauche die Einlagen nicht mehr. Sie haben ihren Zweck erfüllt. Selbst die Corsage, die ich gern zum feiern trage, sitzt gut ohne sie. Ich bin zufrieden.

Gut, noch hab ich nicht die Oberweite, die die Einlagen bisher vorgegaukelt haben, aber das stört mich nicht. Ich fühle mich wohl. Wenn die Brüste jetzt gar nicht mehr wachsen würden, würde mich das höchstens deshalb ärgern, weil ich dann mittelfristig nochmal andere BHs kaufen müsste, perfekt sitzen die, die ich besitze aktuell natürlich nicht. Aber wohlfühlen täte ich mich auch auf Dauer mit dieser Größe. Ja, sie dürfen noch etwas weiter wachsen, aber ich hoffe, dass sie nicht viel größer werden, als die Einlagen. Ich möchte nicht aufgrund der Größe meiner Brüste auffallen. Aber letztlich hab ich da ja nun sowieso keinen Einfluss drauf und muss einfach abwarten. Schauen wir also, was kommt.

Alina

Fünf Monate auf Hormonen

Tja, mittlerweile nehme ich seit über fünf Monaten Hormone. Da ich es bisher, denke ich, noch nicht gesagt habe: Es handelt sich dabei um Androcur als Testosteronblocker und Gynokadin als Östrogenersatz. Wobei beide Beschreibungen wissenschaftlich nicht korrekt sind, aber zumindest sinnbildlich passen. Man kann also sagen, dass das Androcur die männlichen Hormone unterdrückt und das Gynokadin künstliche zusätzliche weibliche Hormone sind. Warum zusätzliche? Naja… jeder Mensch hat sowohl männliche als auch weibliche Hormone, nur halt von der einen Sorte mehr als von der anderen.

Aber gut, ich will jetzt hier nicht allzu sehr auf die medizinische Komponente eingehen. Wenn das interessiert, dem möchte ich allgemein eigentlich davon abraten, sich im Internet zu informieren, da unglaublich viele falsche oder halbwahre Informationen im Umlauf sind. Wenn ihr aber wirklich nur Interesse am “Wie funktioniert das eigentlich?” hab, aber nicht vorhabt, selbst Hormone zu nehmen, dann empfehle ich einen Artikel von transsexuell.de, den ich für ziemlich gut und weitgehend korrekt halte. Solltet ihr selbst Hormone nehmen wollen: Sucht euch unbedingt einen Arzt. Auch mit richtiger Dosierung ist das hart genug, versucht bloß nicht, die Dosierung selbst zu übernehmen.

So. Jetzt aber zu den wahrscheinlich interessanteren Themen: Was hat sich bei mir im letzten Jahr durch die Hormone getan?

Einiges. Kommen wir doch zuerst zu dem anstrengendsten Thema: Meine Psyche. Relativ früh fing ich ja bereits an, übertrieben emotional auf verschiedene Situationen zu reagieren (siehe auch “Ein Monat auf Hormonen”). Darüber bin ich im Wesentlichen hinweg. Ich breche nicht mehr spontan in Wut oder Trauer aus, manchmal noch in Euphorie, aber das ist ja auch voll in Ordnung und schön. Leider aber verstärkten die Hormone diesen Winter meine Winterdepressionen. Bisher habe ich immer nur von leichten Winterdepressionen gesprochen und hatte diese auch gut im Griff, dieser Winter aber war… schwierig. Mit der Rückkehr des guten Wetters und der Sonne, mit dem Längerwerden der Tage, geht es mir mittlerweile wieder signifikant besser, aber der Dezember war echt nicht schön, obwohl ich sehr viel Schönes in der Zeit erlebt habe.

Auch nicht ganz so erfreulich: Muskelabbau. Ich merke mittlerweile doch etwas, dass schwere Dinge sich noch schwerer anfühlen als früher und ich generell schneller erschöpft bin. Gut, ich mache auch schon länger nicht mehr regelmäßig Sport, (was sich hoffentlich bald ändert,) aber Hormone haben einen Einfluss auf die Muskeln und ich bin mir recht sicher, dass sie hier mit reinspielen. Nein, allzu dramatisch finde ich das jetzt nicht. Hab hier auf dem Wohnheimsflur genug starke Menschen, die mir dann halt meine Gläser öffnen oder schwere Dinge schleppen dürfen 😉

Aber nun zu den erfreulicheren Dingen. Fangen wir beim für mich Offensichtlichsten an: Meine Brüste sind nicht mehr zu leugnen. Ich muss zugeben, keine Expertin für Körbchengrößen zu sein, aber ein A dürften die bald erreicht haben und ich spiele schon länger mit dem Gedanken, bald auf meine Brusteinlagen zu verzichten. Ein bisschen werde ich wohl noch warten und meine Brüste wachsen lassen, aber lange werde ich wohl nicht mehr auf die Einlagen angewiesen sein.

Worauf mich andere Leute in letzter Zeit oft angesprochen habe, was ich aber selbst kaum wahrnehme, ist, dass sich meine Gesichtszüge verändern. Mein Gesicht beginnt weicher zu werden, femininer. Nein, dass wirkt sich leider nicht auf das Bartwachstum aus, daran ändern die Hormone leider recht wenig. Trotzdem – femininere Gesichtszüge sind auf jeden Fall etwas, worüber ich mich unglaublich freue!

Dazu möchte ich euch dann natürlich nicht vorenthalten, ein Bild zu sehen zu bekommen. Es ist vorgestern nach einem Friseurbesuch entstanden. (Ich hätte echt viel früher mal zu einem Friseur gehen sollen; ich finde die neue Frisur macht echt einen großen Unterschied, auch wenn ich dringendst den Ansatz nachfärben sollte 😉 )

Ich habe mittlerweile eine recht deutliche Taille – noch deutlicher wäre sie wohl, wenn ich mal etwas abnehmen würde, aber verdammter Mist, Stapelchips schmecken so gut! (Ich schiebe den ständigen Heißhunger auf Stapelchips oder manchmal auch andere Dinge übrigens auch auf die Hormone.)

Übrigens scheine ich mit der Körperbehaarung recht behalten zu haben (siehe “Weitere Änderungen”): Sie lässt nach. Ich will nicht behaupten, dass sie komplett aufhören würde, aber meine Körperbehaarung wächst deutlich langsamer nach als früher. Das wird im Sommer unglaublich angenehm, weil ich dann vielleicht nicht mehr alle 2 Tage beim Duschen 10 bis 15 Minuten brauche, um meine Beine zu rasieren.

So. Ich glaube, dass sollte alles gewesen sein, was ich hier heute erzählen wollte. Mehr gibt’s dann hoffentlich auch bald wieder 😉

Alina

Weitere Änderungen

Wie bereits im letzten Beitrag geschrieben, ist meine Brust im Moment ja ziemlich empfindlich und reagiert auf Druck mit leichtem Schmerz. Es hat sich aber noch mehr getan. Langsam aber sicher habe ich den Eindruck, dass die Brust sich verformt. Ich würde es nicht wachsen nennen, aber ich bin mir relativ sicher, dass sie die Form verändert, von einer männlichen Brust ausgehend weibliche Züge annimmt. Nicht viel, aber zumindest ein bisschen. Und ziemlich sicher bin ich, dass meine Brustwarzen sehr viel empfindlicher geworden sind, sowohl was Berührungen als auch was Temperaturen angeht.

Außerdem stelle ich noch etwas anderes fest. Da das Wetter sich ja leider überlegt hat, einfach mal von Hochsommer auf mittleren Herbst umzuschalten, ohne Übergang, habe ich mich nun schon eine ganze Weile nicht am Körper rasiert. Im Gesicht klar, aber Beine und Achseln sieht die nächsten Monate wohl niemand. Trotzdem stellte ich gestern beim Duschen überrascht fest, dass die Menge an nachgewachsenen Haaren zurückgegangen ist, oder sie zumindest weniger auffallen. Keine Ahnung, ob ich mir das einbilde, ob vielleicht das letzte Rasieren doch nicht soweit weg ist, wie ich glaube, aber ich habe den Eindruck, dass meine Körperbehaarung sich auf dem Rückzug befindet, was ich begrüßen würde.

Schauen wir mal, was noch so kommt 🙂

Alina

Kleines Update: Mittlerweile schmerze meine Brust an einigen Stellen bei leichten Druck wirklich. Immer noch nicht stark, aber es als etwas anderes als Schmerz zu bezeichnen, wäre untertrieben. Es ist nicht schlimm, ich freue mich tatsächlich eher, weil es körperliche Veränderungen einleitet, aber störend ist es schon.

Ein Monat auf Hormonen

Tja, da ist doch glatt schon wieder eine große Zeitspanne ohne Blogeintrag verstrichen.

In der letzten Zeit hat sich einiges getan. Nicht nur habe ich seit letzter Woche den ersten Gutachter-Termin für meine Namensänderung und weiß, dass die Prozesskosten übernommen werden. Das geht also gut voran. Nein, außerdem bin ich seit mittlerweile schon über einem Monat auf Hormonen. Und ich muss sagen: Es ist Teufelszeug.

Mir wurde schon von Anfang an immer wieder gesagt, dass die Hormone sich stark auf die Psyche auswirken können. Klar, rein körperlich erlebt man auf jeden Fall eine Art zweite Pubertät, aber einige andere Transsexuelle erzählten mir, dass es auch emotional eine zweite Pubertät sei. Leider hatten jene Personen unrecht: Es ist schlimmer.

Ich leide aktuell unter extremen Stimmungsschwankungen, die oftmals keine für mich erkennbare Ursache besitzen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Abend vor meinem Geburtstag: Mit Kate und DFYX schaute ich bis 23:00 einen Film, eigentlich wollten wir im Anschluss noch bis nach Mitternacht durchmachen, um auf meinen Geburtstag anzustoßen. Als der Film jedoch vorbei war, bemerkte ich, dass es mir zu viel war, die beiden um mich zu haben, und ich ging auf mein Zimmer, mit der Bemerkung, die beiden dürfen aber gern um Mitternacht vorbei kommen zum Anstoßen. Kaum kam ich auf meinem Zimmer an, brach ich in Tränen aus. Der Film hatte kein trauriges Ende oder so, deshalb kann ich mir diesen Emotionsausbruch immer noch nicht erklären, außer, dass es an den Hormonen lag.

Ähnliche Situationen hab ich in den letzten Wochen immer wieder gehabt.

Im Moment machen mir die Hormone also ordentlich zu schaffen, aber ich bin optimistisch, dass sich das bald bessern wird. Außerdem bemerke ich die ersten körperlichen Veränderungen, beziehungsweise merke, dass sie sich ankündigen: Meine Brust beginnt auf leichten Druck mit einem unangenehmen Spannungsgefühl zu reagieren. Dieser Druck kann einfach sein, dass ich mich beim Einschlafen herum wälze und dabei gegen die Brust stoße, es muss also kein starker Druck sein. Ich schließe daraus, dass der erste Wachstumsschub an der Brust bald einsetzen wird. Ich bin gespannt, wie lange genau es noch dauern wird und vor Allem wann sich an anderen Stellen etwas bemerkbar mach.

Übrigens: Hormone machen ja, wie viele von euch wahrscheinlich wissen, mittelfristig Zeugungsunfähig. Da ich aber gern irgendwann Kinder hätte, habe ich ebenfalls vor etwas über einem Monat, Samen kryokonservieren (einfrieren) lassen. Die Proben waren wohl soweit in Ordnung, das bedeutet, dass ich, wenn ich die richtige Partnerin gefunden habe, mittels künstlicher Befruchtung leibliche Kinder bekommen können werde. Aktuell erlaubt mir das TSG (Transsexuellengesetz) das zwar nicht (TSG §7), aber ich bin optimistisch, dass die Regel entweder gestrichen ist, bis ich Kinder will, oder ich sie dann stürzen kann – sie macht einfach keinen Sinn mehr, ist ein Relikt aus Zeiten, in dem Zeugungsunfähigkeit nötig war, um als Transsexuell anerkannt zu werden. Der Sinn dahinter ist der, dass man wohl nicht Zeugungsunfähig war, wenn man noch ein Kind bekommt, damit hätte man gar nicht als transsexuell anerkannt werden dürfen. Aber heute muss man nicht mehr Zeugungsunfähig sein, da macht es keinen Sinn mehr, wegen Kindern die Anerkennung rückgängig zu machen. Wie gesagt: Wenn das Gesetz noch gilt, wenn ich Kinder will, werde ich kämpfen.

Ansonsten gibt’s nicht so wirklich etwas, was berichtenswert wäre. Ich bin immer noch in der Klausurenphase und werde es noch über eine Woche sein, bevor es für rund 2 Wochen in den Urlaub geht.

Mal schauen, wann ich wieder Zeit und Inhalte finde, damit ich wieder was bloggen kann 😉

Alina