Ein wenig Geschichte, Teil 6: Vieles wird anders

Im heutigen Artikel der “Ein wenig Geschichte”-Reihe möchte ich auf meine Vornamens- und Personenstandsänderung sowie den Beginn meiner Hormontherapie eingehen. Dinge also, die schon im Verlauf der Entwicklungen hier im Blog dokumentiert wurden, zu denen ich aber noch keinen richtigen Rückblick geschrieben habe. Hier findet ihr Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4 und Teil 5.

Irgendwann 2013 fragte ich meine Therapeutin, wie es eigentlich um Hormone stünde. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht gesichert, was die Hormone wirklich bewirken könnten und was nicht und war mir nicht so ganz sicher, ob ich welche wollen würde. Wenn zumindest vieles von dem, was ich gehört hatte, stimmen würde, wären sie für mich schon ziemlich interessant, aber ich wollte mich nicht auf Halbwissen verlassen.

Mein Therapeutin selbst konnte mir meine Fragen zu dem Thema nicht beantworten und riet mir, mich an eine Endokrinologin wenden, die zu dem Zeitpunkt in Karlsruhe die wohl bekannteste und beliebteste Endokrinologin mit Kenntnissen im Bereich Transsexualität war. Ich ließ mir dort einen Termin geben, bei dem auch direkt Blut abgenommen wurde, um zu meinen Hormonspiegel zu prüfen. Dort konnte ich dann auch nachfragen, welche Auswirkungen eine Hormontherapie denn nun tatsächlich hätte. Ich entschied, dass die Wirkungen für mich deutlich schwerer wogen als die potentiellen Nebenwirkungen und bekam von meiner Therapeutin für den nächsten Termin bei meiner Endokrinologin ein Indikationsschreiben, welches für den Beginn der Behandlung nötig war.

Die Behandlung begann dann Ende Sommer 2013 und wird vermutlich mein ganzes Leben lang andauern. Die erste Zeit war scheußlich, da die Hormone auch psychisch eine Art zweite Pubertät auslösten und eines der Medikamente anfangs zu hoch dosiert war. Ich erlag einem absolutem Gefühlschaos. Nach Reduktion der Dosis ging es mir deutlich besser, trotzdem war die Umstellungsphase… interessant. Nicht nur mein Körper veränderte sich, ich sehe die Welt auch seit dem ein bisschen aus anderen Augen, reagiere manchmal anders als früher. Das Medikament, dessen hohe Dosis das Gefühlschaos auslöste ist übrigens das, welches ich mittlerweile komplett gewechselt habe, da es bei mir Depressionen auslöste, die Anfang dieses Jahres damit gipfelten, dass ich mich in psychiatrische Behandlung begab und immer wieder sogar mit Suizidgedanken zu kämpfen hatte.

Mittlerweile muss ich sagen: Die Depression war schlimm genug, dass es für mich besser gewesen wäre, die Hormone abzusetzen, hätte ich keine Alternative gefunden. Sie haben meine Lebensqualität massiv verschlechtert. Seit dies aber wieder behoben ist, bin ich rundum glücklich und zufrieden mit der Hormontherapie. Ich fühle mich wohler in meinem Körper und auch die psychischen Änderungen begrüße ich.

Ende 2013 beantragte ich dann die Änderung meines Vornamens und meiner Geschlechtszugehörigkeit. Meistens spreche ich nur von der “Namensänderung”, weil das Wort auch so schon lang genug ist. Mit der Namensänderung ging einher, dass ich zwei psychologische Gutachten brauchte. Grundsätzlich ist es so, dass das Amtsgericht die Gutachter benennt, aber eins kann dem Gericht GutachterNinnen vorschlagen. Ich hörte mich also etwas um, welche GutachterNinnen in der Umgebung umgänglich sind und erfuhr zwei Namen, die ich dann auch in meinem Antrag nannte. Die GutachterNinnen wurden genehmigt, es ging daran, mit diesen Termine abzumachen.

Die Sitzungen bei den GutachterNinnen gingen jeweils etwa zwei Stunden und ich wurde über verschiedenste Dinge ausgefragt. Am Ende hieß es jeweils, dass es noch dauern würde, bis die Gutachten auch wirklich fertig sein würden und es könnte sein, dass doch noch weitere Sitzungen nötig sein würden, um die Entscheidung zu treffen. Ich hatte Glück, dies war nicht der Fall. Nach einiger Zeit erhielt ich postalisch die Gutachten und noch etwas später eine Vorladung zum Amtsgericht. Dort wurde ich ein letztes Mal darüber aufgeklärt, was die Namensänderung für Konsequenzen hat. Nachdem ich bestätigte, dass diese mir bekannt sind, bekam ich sogar direkt bereits einen vorläufigen Beschluss über die Änderung. Wenige Wochen später kam der endgültige Beschluss per Post. Das war im April 2014.

Für mich ist die Namensänderung einer der wichtigsten Schritte auf meinem Weg gewesen. Es fühlt sich so unglaublich richtig an, endlich auch offizielle Dokumente guten Gewissens mit diesem Namen versehen zu können. Ich muss niemanden mehr erklären, dass in meinen Unterlagen zwar ein männlicher Name steht, ich aber bitte trotzdem Alina genannt werden möchte, denn in den Unterlagen steht jetzt Alina. Wie groß die Last war, die damit von mir abfiel, wurde mir erst nach und nach bewusst.

Für die bürokratischen Hintergründe zum Thema Namensänderung und Hormone, kann ich die entsprechenden Unterseiten meines transsexuellen Weges empfehlen. Außerdem sind vielleicht auch die Tags Hormone und Namensänderung interessant.

Ein Teil fehlt noch in der Reihe “Ein bisschen Geschichte” um im Dezember 2015 anzukommen, nämlich der Teil darüber, wie sich mein Denken in dem letzten Jahr verändert hat. Ich betrachte meine Transsexualität mittlerweile noch mal aus anderen Augen. Um das wirklich erklären zu können, muss ich erst ein, zwei weitere Artikel schreiben, auf die ich dann im siebten Teil der Reihe verweisen kann. Ich hoffe, dass klappt noch alles im Rahmen des Adventskalenders.

Alina

Mein Weg zum Nachlesen

Heute hat mein Blog Geburtstag! Seit mittlerweile drei Jahren begleitet er mich und ich schreibe hier meine Gedanken nieder. Nicht nur, aber doch recht viel zum Thema Transsexualität.

Und weil der Weg mittlerweile doch recht lang ist und ich zwischendurch viel Halbwissen gebloggt habe, veröffentliche ich heute eine Zusammenfassung meines Weges, in der steht, wie es denn nun tatsächlich ablief. Die drei Themen, die ich damit vorerst abdecke, sind die Logopädie zwecks Stimmbildung, die Hormontherapie und meine Namensänderung.

Dieses “Geschenk” wird vermutlich nicht für alle meine Leser wirklich interessant sein, aber für andere Transsexuelle, die sich mit diesen Themen noch nicht allzu sehr beschäftigt haben, hoffentlich hilfreich sein. Ich weiß, ich tat mich bei diesen Themen damals irgendwie schwer, alle nötigen Informationen zusammen zu sammeln und hoffe daher, dass es anderen genau dabei hilft. Und wer weiß: Vielleicht findet es der ein oder andere ja auch so ganz interessant, einmal zu lesen, wie viel Arbeit es für eine Transsexuelle eigentlich ist, einfach nur vernünftig zu leben. 😉

Hoffentlich komme ich demnächst dann auch wieder mehr zum Bloggen, auch wenn ich davon ausgehe, dass es sich dann wieder einmal weniger um Trans*-Themen gehen wird. Auch da ist zwar ein bisschen etwas in Gange (ich will ja gern Bart-frei leben und will mich daher bald um eine dauerhafte Barthaarentfernung kümmern), aber es wird vermutlich eine Weile dauern, bis ich dort etwas zu berichten hab. Aber hey, es ist nicht umsonst das Chaos Kompendium, ich blogge hier halt nicht nur über ein Thema. 😀

Bis also hoffentlich bald,

Alina

Endlich offiziell

Nach rund einem halben Jahr, in dem ich weitestgehend gewartet hab und nur hin und wieder mal hierin, mal dorthin Post verschicken musste und zwischendurch zwei Psychologen besucht habe, war es vor einer Woche endlich soweit: Ich habe den rechtskräftigen Beschluss des Amtsgerichts über meine Namens- und Geschlechtszugehörigkeitsänderung in der Post gefunden. Ich war den ganzen Tag deshalb hibbelig und konnte nicht still sitzen, was eigentlich gar nicht meine Art ist, aber ich war und bin unglaublich glücklich 🙂

Ich hab’s letzte Woche dann auch gleich geschafft, mich bei der Uni und beim Bürgerbüro umzumelden – sprich: Ich habe jetzt einen neuen Studentenausweis und auch schon einen neuen, vorläufigen Personalausweis. Dass ich einen vorläufigen Perso bekomme, war mir dabei sehr wichtig, weil ich für nächste Woche fest geplant habe, dass Thermen-Problem zu überwinden. Anders gesagt: Ich will schwimmen gehen und fühle mich einfach weit wohler, wenn ich schon einen Ausweis als Frau habe. Dann gibt es zumindest von rechtlicher Seite kein Diskussion, welche Dusche ich verwenden soll.

Aber ganz allgemein fühl ich mich jetzt einfach nochmal ein gutes Stück wohler. Klar, ich hab noch ne lange Liste an Organisationen, denen ich den neuen Namen auch noch melden muss, aber dafür darf ich endlich ganz offiziell den Namen verwenden, den ich seit über zwei Jahren trage und gehöre auch endlich rechtlich dem dazu passenden, dem zu mir passendem Geschlecht an. Das ist einfach ein tolles, befreiendes Gefühl 🙂

Alina

Status der Namensänderung

Es gibt mal wieder ein bisschen was zu berichten! 🙂

Am vergangenen Dienstag hatte ich um 11:00 endlich meinen Termin beim Amtsgericht, der für mich letzte Schritt zur Namensänderung. Überpünktlich und vollkommen nervös kam ich dort an und ließ mir am Schalter sagen, wie ich denn das gesuchte Zimmer finde. War letztlich auch nicht schwer zu finden, auch wenn es am gefühlt anderen Ende des Gebäudes war. Dort traf ich dann endlich mal persönlich auf den Richter, den ich bisher nur aus Briefen kannte. In einem hellen Büroraum wurde ich von ihm sehr freundlich empfangen.

Das Gespräch mit dem Richter war sehr ungezwungen. Er fragte mich, ob ich den Gutachten zustimmen würde oder ob es Punkte gab, die so gar nicht korrekt seien und frage mich dann noch etwas über mein Leben und meine aktuelle Lebenssituation aus. Ein wenig wirkte es stellenweise für mich wie ein abfragen, ob die Informationen, die ich ihm nannte, mit denen der Gutachten übereinstimmten, aber da ich weder ihn noch die Gutachter belogen hatte, waren die Antworten natürlich zueinander passend. Letztlich wurde ich gefragt, ob ich mir der Konsequenzen bewusst sei, wenn mein Name und meine Geschlechtszugehörigkeit geändert würden, was durchaus der Fall war. Er erklärte mir dann noch kurz, wie das ganze jetzt weiterlaufen würde.

Ich habe einen vorläufigen Beschluss direkt mitbekommen. Der eigentliche Beschluss wird jetzt zum Landesgericht (ich denke zumindest, dass es das Landesgericht war) geschickt, wird dort noch einmal abgesegnet (auch wenn das reine Formsache ist), dann geht er zurück ans Amtsgericht und ist dann rechtskräftig.

Sprich: Ich kann langsam Schreiben aufsetzen, dass Krankenkassen, Uni und co. doch bitte ihre Daten anpassen sollen. Oh, und ich könnte Dokumente wie mein Zeugnis neu beantragen, auf den neuen Namen. Oder anders gesagt: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ich wirklich und offiziell als Frau mit Namen Alina anerkannt bin. Feiern tu ich jetzt schon, auch wenn es noch ein paar Tage dauert, bis es endgültig rechtskräftig ist 🙂

Alina

Nicht mehr lange bis zur Namesänderung

Gestern erhielt ich meinen (neuen) Termin für den Besuch beim Amtsgericht. Bereits Anfang letzter hatte ich ein tolles Schreiben vom Amtsgericht bekommen, in dem ich für den 4.3. vorgeladen wurde. Da dieses Datum jedoch mitten in meinem Urlaub liegt, den ich Dienstag beginne, bat ich also um Verlegung des Termins. Gestern dann also durfte ich bei der Post das Einschreiben abholen, in dem nun steht, dass der neue Termin für den 25.3. angesetzt wurde – was kurz nach meinem Urlaub ist.

Um was genau es beim Besuch beim Amtsgericht eigentlich geht? Nun, um meine Änderung des Vornamens und der Geschlechtszugehörigkeit. Sprich: Es wird dort dann entschieden, ob ich künftig auch offiziell als Frau mit Namen Alina leben darf. Da die beiden nötigen Gutachten aber ja bereits positiv ausgefallen sind, sollte es keine Probleme geben. Soweit mir erzählt wurde, wird es eh eher ein lockeres Gespräch mit dem Richter werden, damit er sich einfach auch kurz ein Bild von mir machen kann, bevor ein Urteil gesprochen wird. Kann ich ja verstehen, dass der Richter nicht über eine Sache richten will/darf, wenn er die betroffene Person nie gesehen hat. Ich geh jedenfalls recht entspannt an die Sache. Wird schon schief gehen. 😉

Übrigens, falls wer fragt, wohin der Urlaub geht: Ich bin erst in Wien und später in Norddeutschland bei meinen Eltern. Und ich freu mich schon wie ein Schnitzel drauf 🙂

Alina

Die Gutachten sind da!

Endlich! Nach über 3 Monaten kam letzte Woche endlich das zweite psychologische Gutachten, welches ich für meinen Antrag auf Änderung des Vornamens und der Geschlechtszugehörigkeit brauche. Was ich bisher nicht erwähnte: Das erste Gutachten kam bereits Mitte Dezember, nur fand ich nie die Zeit, drüber zu bloggen.

Das erste Gutachten kam ziemlich überraschend als erstes, bezog es sich doch auf den zweiten Termin, die ich wahrgenommen hatte. Erster Blick ins Gutachten sah ganz gut aus, ich fand schnell das Fazit, welches für mich positiv ausfiel: Eine Änderung des Vornamens und der Geschlechtszugehörigkeit würde befürwortet werden, so stand da sinngemäß. Das Gutachten im ganzen hab ich dann erst ein, zwei Tage später lesen können. Ich empfand es als ziemlich aufwühlend, schließlich war das meine Geschichte, niedergeschrieben von einer mir weitestgehend fremden Person. Das war… seltsam.

Das andere Gutachten war dann für mich weniger emotional. Zwar schaute ich auch hier erst einmal das Fazit an, welches ebenfalls positiv ausfiel, aber als ich es ganz las, stellte ich fest, es war für mich weniger aufwühlend. Es enthielt zwar auch alle wichtigen Punkte, war aber kürzer und ging weniger ins Detail, wie ich fand.

Nun hab ich also die beiden nötigen Gutachten und es heißt trotzdem nur “Warten”. Jetzt ist nämlich erst einmal wieder das Amtsgericht am Zug und wird mir irgendwann einen Termin für ein Vorsprechen zukommen lassen. Mit dem Termin wird dann aber alles unter Dach und Fach gebracht. Ich freu mich jedenfalls schon drauf 🙂

Alina

Der Antrag auf Änderung des Vornames und der Geschlechtszugehörigkeit

Ich habe ja schon länger versprochen, euch hier mal meinen Antrag auf Änderung des Vornamens und der Geschlechtszugehörigkeit als Inspiration für einen eigenen Antrag zur Verfügung zu stellen. Besser spät als nie möchte ich dies heute nachholen.

Mein Antrag sah folgendermaßen aus:

[Meine Anschrift]

[Anschrift Amtsgericht]

Antrag auf Änderung des Vornamens und der Geschlechtszugehörigkeit nach Transsexuellengesetz (TSG)

Hiermit beantrage ich, geboren am XX. XXXXXX XXXX als [alter Name + Nachname] in [Geburtsort], eine Änderung meines Vornamen in [neuer Name] sowie eine Änderung meines Personenstandes nach §8 TSG (auf Grundlage von Az. 1 BvR 3295/07).

Begründung: Die dem Geburtseintrag entsprechende Geschlechtsrolle konnte ich nur unter großen Anstrengungen und nicht sehr erfolgreich leben. Seit Januar 2012 lebe ich vollständig in meiner neuen Geschlechtsrolle und eine Rückkehr in die männliche Rolle ist für mich nicht denkbar.

Sofern die Erstellung von Gutachten erforderlich ist, bitte ich darum, folgende Sachverständige damit zu beauftragen:

1) [Erster Gutachter mit Anschrift]

2) [Zweiter Gutachter mit Anschrift]

Ich bin Deutsche im Sinne des Grundgesetzes und derzeit in [Anschrift] wohnhaft.

Da ich derzeit aufgrund meines Studiums ein geringes Budget habe, beantrage ich weiterhin Prozesskostenhilfe.

Mit freundlichen Grüßen,

[alter Name]

Am Ende der Seite habe ich dann noch die Anlagen aufgelistet. Das waren bei mir ein Auszug aus dem Geburtenregister, ein Meldebescheid, eine beglaubigte Ausweiskopie, ein transsexueller Lebenslauf und, wegen des Antrags auf Prozesskostenhilfe, eine Erklärung über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse (dafür gibt’s beim Amtsgericht einen Vordruck) und passende Belege dazu.

Der transsexuelle Lebenslauf war bei mir schlicht ein nicht-tabellarischer Lebenslauf, bei dem ich immer wieder auf Schlüsselmomente meiner Transsexualität eingegangen bin.

Ich hoffe, dass dieser Artikel der einen oder dem anderen weiterhilft, einen eigenen Antrag zu schreiben. Ich wünsche euch viel Erfolg dabei! 🙂

Alina

Ein Monat auf Hormonen

Tja, da ist doch glatt schon wieder eine große Zeitspanne ohne Blogeintrag verstrichen.

In der letzten Zeit hat sich einiges getan. Nicht nur habe ich seit letzter Woche den ersten Gutachter-Termin für meine Namensänderung und weiß, dass die Prozesskosten übernommen werden. Das geht also gut voran. Nein, außerdem bin ich seit mittlerweile schon über einem Monat auf Hormonen. Und ich muss sagen: Es ist Teufelszeug.

Mir wurde schon von Anfang an immer wieder gesagt, dass die Hormone sich stark auf die Psyche auswirken können. Klar, rein körperlich erlebt man auf jeden Fall eine Art zweite Pubertät, aber einige andere Transsexuelle erzählten mir, dass es auch emotional eine zweite Pubertät sei. Leider hatten jene Personen unrecht: Es ist schlimmer.

Ich leide aktuell unter extremen Stimmungsschwankungen, die oftmals keine für mich erkennbare Ursache besitzen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Abend vor meinem Geburtstag: Mit Kate und DFYX schaute ich bis 23:00 einen Film, eigentlich wollten wir im Anschluss noch bis nach Mitternacht durchmachen, um auf meinen Geburtstag anzustoßen. Als der Film jedoch vorbei war, bemerkte ich, dass es mir zu viel war, die beiden um mich zu haben, und ich ging auf mein Zimmer, mit der Bemerkung, die beiden dürfen aber gern um Mitternacht vorbei kommen zum Anstoßen. Kaum kam ich auf meinem Zimmer an, brach ich in Tränen aus. Der Film hatte kein trauriges Ende oder so, deshalb kann ich mir diesen Emotionsausbruch immer noch nicht erklären, außer, dass es an den Hormonen lag.

Ähnliche Situationen hab ich in den letzten Wochen immer wieder gehabt.

Im Moment machen mir die Hormone also ordentlich zu schaffen, aber ich bin optimistisch, dass sich das bald bessern wird. Außerdem bemerke ich die ersten körperlichen Veränderungen, beziehungsweise merke, dass sie sich ankündigen: Meine Brust beginnt auf leichten Druck mit einem unangenehmen Spannungsgefühl zu reagieren. Dieser Druck kann einfach sein, dass ich mich beim Einschlafen herum wälze und dabei gegen die Brust stoße, es muss also kein starker Druck sein. Ich schließe daraus, dass der erste Wachstumsschub an der Brust bald einsetzen wird. Ich bin gespannt, wie lange genau es noch dauern wird und vor Allem wann sich an anderen Stellen etwas bemerkbar mach.

Übrigens: Hormone machen ja, wie viele von euch wahrscheinlich wissen, mittelfristig Zeugungsunfähig. Da ich aber gern irgendwann Kinder hätte, habe ich ebenfalls vor etwas über einem Monat, Samen kryokonservieren (einfrieren) lassen. Die Proben waren wohl soweit in Ordnung, das bedeutet, dass ich, wenn ich die richtige Partnerin gefunden habe, mittels künstlicher Befruchtung leibliche Kinder bekommen können werde. Aktuell erlaubt mir das TSG (Transsexuellengesetz) das zwar nicht (TSG §7), aber ich bin optimistisch, dass die Regel entweder gestrichen ist, bis ich Kinder will, oder ich sie dann stürzen kann – sie macht einfach keinen Sinn mehr, ist ein Relikt aus Zeiten, in dem Zeugungsunfähigkeit nötig war, um als Transsexuell anerkannt zu werden. Der Sinn dahinter ist der, dass man wohl nicht Zeugungsunfähig war, wenn man noch ein Kind bekommt, damit hätte man gar nicht als transsexuell anerkannt werden dürfen. Aber heute muss man nicht mehr Zeugungsunfähig sein, da macht es keinen Sinn mehr, wegen Kindern die Anerkennung rückgängig zu machen. Wie gesagt: Wenn das Gesetz noch gilt, wenn ich Kinder will, werde ich kämpfen.

Ansonsten gibt’s nicht so wirklich etwas, was berichtenswert wäre. Ich bin immer noch in der Klausurenphase und werde es noch über eine Woche sein, bevor es für rund 2 Wochen in den Urlaub geht.

Mal schauen, wann ich wieder Zeit und Inhalte finde, damit ich wieder was bloggen kann 😉

Alina

Stand der Dinge (2)

Wow, welch kreativer Titel für diesen Eintrag. Hab ich bestimmt noch nie verwendet 😉 Jedenfalls wollte ich einfach mal wieder schreiben, wo ich stehe, was Sache ist.

Im Wesentlichen habe ich zwei große Fortschritte gemacht: Ich hatte mittlerweile einen ersten Termin bei meiner Endokrinologin bezüglich Hormonen und auch mein Antrag auf Namen- und Personenstandänderung ist abgegeben. Beim Thema Hormone warte ich jetzt auf die Ergebnisse des Bluttests, die soll ich nächste Woche telefonisch erhalten können. Beim Antrag wiederum muss ich mich vor Allem einfach gedulden – er ist heute endlich in die Post gewandert, nachdem ich ihn viel häufiger als mir lieb war aufschieben musste, ich bin gespannt, wann ich davon wieder höre.

Ich werde demnächst mal hier veröffentlichen, was ich so alles in den Antrag geschrieben habe, was als Anlagen beilag und derlei Dinge. Gut, bei mir war das ganze eh etwas aufwändiger, weil ich gleichzeitig Prozesskostenhilfe beantragt habe (die Bearbeitung des Antrags kann, soweit ich weiß, zwischen 1300 und 1900 Euro kosten, die hab ich als Studentin nicht mal so eben verfügbar). Vielleicht helfen diese Informationen dann anderen Transsexuellen in Zukunft, ihren Antrag schneller stellen zu können.

Ansonsten hat sich nicht so unglaublich viel getan. Ich hab mal hier, mal da privat oder unibezogenen Stress gehabt, aber das kennt man ja. Wenig Weltbewegendes also.

Aber vielleicht tut sich dann ja bald Neuigkeiten bezüglich Hormonen oder Namesänderung 🙂

Alina

Von tollen Leuten und guten Nachrichten

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

(veraltet wegen Halbwissen zum Thema Namensänderung. Genauer steht es auf meiner Seite zu dem Thema.)

Samstag hatte ich so viel Chaos, wie seit mindestens dem Beginn meines Studiums, wahrscheinlich sogar seit Ende meiner Schulzeit nicht mehr. Warum? Fangen wir vorne an.

Geplant für besagten Samstag war folgendes: Ich wollte gegen 11:00 hier das Haus verlassen um gegen 13:00 in Stuttgart zu sein. Dort am Hauptbahnhof wollten sich Folke, welcher ein langjähriger guter Freund von mir ist, und ich uns treffen, bis er gegen 14:30 los musste, da er recht viele Termine hatte. Da er eigentlich aber nicht in Baden-Württemberg studiert, wollten wir die Gelegenheit für ein Treffen unbedingt nutzen. Anschließend war ich mit Jeanette verabredet. Ja, die Jeanette, die ich schon im letzten Betrag erwähnte und deren Blog ich mittlerweile in der Sidebar verlinke.

Tatsächlich ging der Tag aber etwas anders los. Gegen 9:00 ging mein Wecker, nach dem Duschen kaufte ich mir erst einmal online das Tagesticket für den VVS, damit ich mich frei herum reisen konnte. Ich entschied, sogar kurz vor 11:00 los zu gehen, da ich besagtes Ticket noch im Studentenpool drucken musste. Am Gebäude angekommen musste ich jedoch feststellen, dass Gebäude und Pool wegen Wartungsarbeiten geschlossen waren. Verdammt dummes Timing. Also zurück ins Wohnheim und versucht jemanden zu finden, der einen Drucker hat – ohne Erfolg. Letztlich erreichte ich dann jedoch Kate, die gerade zwar nicht im Wohnheim, sondern bei DFYX zuhause war, der Ort lag jedoch auf meiner Zugstrecke und im Bereich meines Studitickets – ich konnte dort also hinkommen und die beiden würden mir das Ticket dort zum Bahnhof bringen.

Also wieder los und auf zum Bahnhof Karlsruhe – Durlach. Dort angekommen fuhr der Zug, den ich ursprünglich nehmen wollte, natürlich gerade ab. Schnell an den Ticketautomaten und die nächste Verbindung zu Kate und DFYX rausgesucht und Kate mitgeteilt, wann ich ankommen würde. Als ich zwischendurch umstieg, stellte ich fest, dass ich in einen Zug nach Stuttgart gelandet war, den also auch weiter nutzen wollte. Daher kurz nochmal mit Kate telefoniert und sie gebeten, mich an der hintersten Tür des Zuges zu empfangen, damit ich direkt das Ticket schnappen und wieder einsteigen könnte. Tja. Leider hatte ich beim Umstieg nicht realisiert, dass der Zug zwei getrennte Teile hatte und ich mich im vorderen befand, während Kate und DFYX am hinteren Teil warteten. Mit einen kleinem Sprint über den Bahnsteig hat aber trotzdem alles geklappt. Kate und DFYX, ihr seid echt Helden! Danke nochmal! 🙂

Danach wurde es dann etwas ruhiger. Ich kann zwar erst eine halbe Stunde später als erhofft an, aber das hatte ich Folke längst mitgeteilt und wir hatten trotzdem noch eine nette Stunde. Plaudernd sind wir durch die Innenstadt Stuttgarts gewandert, die aufgrund des klasse Wetters proppenvoll war. Eigentlich überlegten wir zwischendurch, uns Eis zu kaufen, aber leider hätte man sich überall lange anstellen müssen, worauf wir keine Lust hatten. Etwas bizarr war, dass in einem Hinterhof, an dem wir vorbei kamen, dann noch ein letzter Haufen Schnee lag. Das passte vorne und hinten nicht zum Wetter 😉

Die Stunde ging dann leider auch viel zu schnell vorbei, so wie es halt immer ist, wenn man gut unterhalten ist. Irgendwann musste sich Folke dann also verabschieden und ich machte mich auf in Richtung Jeanette.

Nachdem ich auf Anhieb zu Jeanette gefunden hatte, wurde ich freundlich von ihr begrüßt. Was mir sofort ins Auge sprang, war ihr Flur, auf den ich wirklich neidisch bin: Der Flur hat den Charakter eines alten Gewölbes, wozu der Kronleuchter super passt. Dass dann auch noch in einer “Nische” ein mindestens 2 Meter langer Kleiderständer voll mit den Party-Outfits von Jeanette und ihrer Freundin, die ja auch beide Gothics sind, stand, rundete das Gesamtbild ab und ich fühlte mich sofort wohl. Wenn ich irgendwann mal eine eigene Wohnung habe, will ich genau die selbe Atmosphäre in mindestens einem Raum einfangen. 😉

Anfangs war ihre Freundin noch einkaufen, sodass Jeanette und ich zunächst erst mal so etwas Zeit hatten, uns zu beschnuppern. Letztlich kannten wir uns ja nicht wirklich, nur aus dem Blog der jeweils anderen, aber wir waren uns schnell sehr sympatisch. Gleiches galt auch, als ihre Freundin letztlich dazu stoß. Auch hier verging die Zeit wieder wie im Flug, schließlich gab es viel zu erzählen. Von Transgendertum, über den CCC bis zu Festival und Bands. Zu letzterem Thema sei zu sagen, dass Jeanettes Freundin, ähnlich wie ich, großer ASP-Fan ist. 😉

Insbesondere über eine Sache haben wir uns außerdem unterhalten, die für mich eine große Bedeutung hat: Wie es rein rechtlich im Bezug auf meine Transsexualität weiter gehen kann.

Jeanette erklärte mir, dass ich theoretisch jederzeit zum Amtsgericht gehen, und eine Names- und Personenstandsänderung beantragen kann. Den Alltagstest brauche ich dafür nicht. Wenn ich es beantrage, kann ich in der Regel angeben, zu welchen Gutachtern ich möchte, zwei an der Zahl sind nötig. Letztlich darf mir das Amtsgericht aber auch andere Gutachter zuweisen. Auch muss ich diese Gutachter nicht regelmäßig sehen, sondern nur ein einziges Mal. Nach einer Sitzung, die zwischen 60 und 90 Minuten dauert, entscheiden die Gutachter,  ob sie mich für Transsexuell halten und melden dies dem Amtsgericht. Danach heißt es warten. Deutsche Gründlichkeit braucht ja seine Zeit 😉

Auf meine Frage hin, wofür der Alltagstest überhaupt nötig sei, bekam ich eine einfache Antwort: Höchstens für die Geschlechtsangleichende OP. Zumindest rechtlich gesehen. Es gibt wohl Krankenkassen, die bestehen auf den Alltagstest schon, wenn es um Hormone geht, heute ist dies aber kaum noch bzw. weniger verbreitet als früher. Wenn sich meine Kasse also nicht quer stellt oder ich denen ausreichend belegen kann, dass ich ja sozusagen seit einem Jahr “unbetreuten Alltagstest” mache, geht tatsächlich alles viel schneller, als ich bisher gedacht habe.

Irgendwann gegen 22:00 wurde es dann nochmal etwas stressig: Ich wusste, dass bis mindestens Mitternacht Bahnen nach Karlsruhe fuhren, aber als mir langsam mal nachsahen, wann die nächste fahren würde, stellten wir fest, dass in sieben Minuten vom Zeitpunkt des Nachguckens die letzte Verbindung abfahren würde, die weniger als 3 Umstiege brauchte. Also beeilte ich mich doch noch schnell um die Bahn zu bekommen. Hat auch alles geklappt, und ansonsten wäre es für mich kein allzu großes Problem gewesen, mehr Umsteigen zu müssen, aber so war es bequemer.

Danke noch einmal an Folke, Jeanette und ihre Freundin für die schöne Zeit und danke an Kate und DFYX, dass ihr mir so spontan und schnell aus der Patsche geholfen habt!

Alina