Ein wenig Geschichte, Teil 3: Zwischen Geheimhaltung und Outings

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

( Hier findet ihr Teil 1 und Teil 2)

So, wenn alles gut gelaufen ist, sitze ich jetzt im Zug, trotzdem hier ein Post von mir, den ich extra gestern Abend vorbereitet hab 😉 Teil 3 einer epischen Sagen um gefangene Prinzessin und dem Kampf gegen das Böse… ach halt, das war Legend of Zelda! Ähm… Teil 3 meiner eigenen Geschichte, die wohl etwas weniger episch, aber hoffentlich trotzdem interessant zu lesen ist 😉

Nachdem ich die ersten freiwilligen Outings hinter mir hatte, begann ich mich nach und nach vor weiteren Leuten zu outen, darunter auch meine zukünftige (zweite) Freundin. Nachdem ich mit ihr dann tatsächlich zusammengekommen war, bemühte sie sich sehr, mich zu unterstützen, auch wenn sie immer Angst hatte, dass ich transsexuell sein/werden könnte. Damals wie heute halte es für gewagt, schon damals diese Vermutung gehabt zu haben, da ich damals derartige Tendenzen gar nicht gespürt habe, aber vielleicht hatte sie auch einfach einen guten Riecher.

Ihre Mühen, mich zu unterstützen führten dann zum ersten Einkauf für Alina: In einigen Geschäften suchten wir im Sommerschlussverkauf einige Sachen zusammen, die mir geschätzt passen könnten und von denen wir glaubten, sie könnten mir stehen. Da ich damals jedoch noch glaubte, eine Trennlinie zwischen Alina und meiner männlichen Hälfte ziehen zu können, passte die Kleidung eigentlich nicht wirklich zu meinem Stil. Aber hey, viel gekostet haben die Sachen ja eh nicht, von daher ist es nicht schlimm, dass ich nur noch wenige Teile von damals hin und wieder trage.

Schon vor der Beziehung hatte ich sie gefragt, ob sie mich irgendwann mal “als Frau” schminken würde, was sie in der Beziehung dann auch mehrfach tat. Ich erinnere mich daran, dass ich damals geglaubt habe, man könne mit Schminke die Illusion einer ungeschminkten Frau auf mein Gesicht zaubern, was natürlich nicht ging. Trotzdem gelang es ihr, mich ziemlich gut zu schminken. Einziges Manko: Meine Augenbrauen, die ich mir erst seit ungefähr einem Jahr mehr oder weniger (eher weniger) regelmäßig und im Vergleich zu früher recht schmal zupfe. Ich denke, ich hab heute einen guten Kompromiss gefunden, der nicht zu schmal fürs männliche, aber auch nicht zu dick fürs weibliche Auftreten ist. Damals jedoch waren die Augenbrauen für ein gutes Passing viel zu dick.

Gegen Ende der Beziehung hatte ich dann nochmal besonderes Glück: Da meine damalige Freundin sich darauf verstand, Gel-Fingernägel zu modellieren, kam ich in den Genuss, Model für ihre ersten anklebbaren Fingernägel zu sein: Ich bekam Schablonen auf meine Nägel geklebt, dann trug sie Schicht um Schicht das Gel und schließlich die Farbschicht auf, immer wieder davon unterbrochen, dass die Nägel unter UV-Licht trocknen mussten. Diese Nägel trug ich dann einen ganzen Tag, dann löste sich, wie gewünscht der erste Nagel wieder ab. Nur gab es ein Problem: Obwohl wir extra wenig Kleber verwendet hatten, wollten sich die übrigen Nägel nicht lösen und einen Löser für den Kleber hatte sie nicht im Haus. Also gingen wir vorsichtig mit Nagellack und einem Zahnstocher ran und “brachen” den Kleber nach und nach ab, immer wieder versuchend, Nagellackentferner unter die Nägel zu bekommen. Irgendwann hatten wir schließlich Erfolg. Die Nägel hab ich übrigens bis heute, auch wenn ich sie mangels eines Klebers, der sich wieder lösen lässt, wenn ich es will, kaum trage.

Die Beziehung zu meinen Eltern bezüglich meiner Transidentität begann auch in dieser Zeit sich zu bessern. Nach dem ich mit meiner zweiten Freundin Klamotten gekauft hatte, sah ich ein, dass ich mit meinen Eltern drüber reden müsste, denn diese hatten schon immer einen Riecher dafür, wenn ich ihnen etwas verheimlicht habe. Sie haben mir immer zugesichert, dass es für sie kein Problem war und ist, auch wenn es natürlich ungewohnt und ein bisschen seltsam war. Trotzdem unterstützen sie mich seit her, wo sie können. Und da ich weiß, dass sie diesen Artikel früher oder später lesen werden: Ich kann es eigentlich gar nicht oft genug sagen: Danke. Danke dafür, dass ihr immer für mich da wart und seid.

Nach und nach begann ich mich nun auch anderen Leuten zu öffnen. Meistens solchen, die ich zwar gut kannte, aber fast ausschließlich übers Internet. Das hatte für mich den Vorteil, dass es mich nicht so hart getroffen hätte, wäre ich auf Ablehnung gestoßen, was jedoch nie passiert ist.

Dann lernte ich meine (zukünftige) dritte Freundin kennen, die Beziehung zur zweiten zerbrach und kurz darauf war ich schneller, als ich je gedacht hätte, wieder verliebt und vergeben. Und durch ihren offenen Umgang mit diesem Thema begann dann langsam der Lebensabschnitt, in dem ich mich jetzt befinde. Aber mehr dazu im vierten und letzten Teil meiner Geschichte.

Alina

P.S.: Vielleicht hat der eine oder andere gemerkt, dass dieser Artikel trotz seiner Datumsangabe erst am 18.12. online ging. Hier hat mir WordPress scheinbar einen Strich durch die Rechnung gemacht, irgendwie hat die geplante Veröffentlichung nicht funktioniert 🙁

Keine 26 Stunden mehr!

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Weeeeeh! *sich total freu* In 26 Stunden werde ich wieder zu Hause sein. Ich habs lange Zeit nicht geglaubt, aber ja, meine Heimat ist wohl, unabhängig davon, wo ich lebe, und wie toll es da ist, der Norden Deutschlands. Mittlerweile habe ich meine ToDo für heute abgearbeitet und kann beruhigten Gewissens jetzt etwas bloggen, während ich Musik höre (ein Zelda-Medley auf Geige von Lindsey Stirling).

Mein Koffer ist gepackt, mein Rucksack schon fast (fehlt nur noch der Laptop und Proviant), die DSA-Runde morgen früh so gut wie vorbereitet, mein Zug kann kommen. Und so wie es aussieht, werde ich als Alina Zug fahren. Ich hab jedenfalls keine große Lust, mir den Nagellack nach nur einem Tag wieder zu entfernen (und ja, mit dem hab ich mich bewusst selbst ausgetrickst, ich kann sowas 😉 ).

Ich bin sehr gespannt, wie sehr ich meine weibliche Seite sowohl in der Heimat als auch in Bremen ausleben werde. Zumindest in meinem Heimatdorf will ich eigentlich jetzt auch anfangen, mich auszuleben, werde deswegen aber noch mit meinen Eltern reden. Wie ich, glaube ich, schon einmal erwähnt habe, möchte ich nicht, dass wegen mir hinter ihrem Rücken gelästert wird. Wenn Leute über mich lästern, stört mich das wenig, aber ich möchte nicht der Grund sein, weshalb Leute über andere schlecht reden, insbesondere, wenn es um meine Familie geht.

In Bremen wird das jedoch aufwändiger. Wenn ich da einfach als Alina auftauche wird es viele Fragen geben. Auch wenn ich gern über meine Geschichte rede, so ist es mir unangenehm, wenn sich plötzlich 60 Leute über mich wundern und zum Teil mit mir drüber reden und sich zum Teil ihren Teil denken. Ich befürchte, dass ich dadurch sehr in den Mittelpunkt rücken würde, was mir nicht gefällt. Das ist auch der Grund, warum ich das Entwicklerteam zuerst einweihen möchte, denn damit wird die Zahl derer, von denen ich denke, dass sie mich auf Alina ansprechen würden, um zumindest ein paar Leute kleiner.

Die Zeit wird zeigen, was kommt, bis dahin freue ich mich meine Freunde und Familie wieder zu sehen 🙂

Alina

Bald geht’s los!

Begonnen, das Packen hat. Oder zumindest ist das Schreiben der Packliste fertig und ich werde gleich anfangen zu packen, denn ich bin nicht sicher, wie viel Zeit ich morgen haben werde. Morgen auf meinen Plan steht zu den ersten beiden Blöcken in der Uni zu hocken, danach meinem Nebenjob zu frönen und dort meinen Schlafsack an den Schwertbesitzer weiter zu geben, damit selbiger zusammen mit dem Sack und dem Schweizer, der ihn einsammelt, nach Bremen kommt. Dann brauch ich ihn nicht erst mit der Bahn ganz nach Norden und dann zurück nach Süden nehmen.

Was steht sonst noch auf dem Plan? Möglicherweise ein Outing vor einem Team, zu dem ich gehöre und in dem wir ein Videospiel entwickeln. Viele der Leute werden auch in Bremen sein. Ich bin mir nicht sicher, ob die Leute aus dem Team, die noch nicht von Alina wissen, mich gut genug kennen, um davon stark irritiert zu sein, vermutlich schon. Daher würde ich mich eigentlich gern noch vor dem Treffen outen, möglichst schon vor meiner Reise gen Norden, da ich nicht sicher bin, wie viel Zeit ich dort online verbringen werde. Aber zunächst möchte ich eigentlich mit unserem Boss, der davon weiß, reden und ihn nach seiner Meinung fragen. Ich lege sehr viel wert auf seine Meinung.

Ansonsten stellt sich mir noch die Frage, ob ich als Alina Bahn fahren werde. Ein bisschen Bammel hab ich schon, da ich mir nicht aussuchen kann, mit wem ich da auf einem Haufen bin und die Leute längere Zeit ertragen muss. Außerdem könnte es bei Kontrollen Komplikationen geben, und auf so einer langen Strecke sind Kontrollen abzusehen. Dennoch: Eigentlich fühle ich mich danach ab morgen wieder ein paar Tage als Alina zu verbringen und eigentlich wollte ich mich nicht mehr einschränken lassen. Letztlich tu ich ja nichts verbotenes.

Und ich sollte noch ein wenig klar Schiff, ein wenig sauber machen. Muss ja nicht sein, dass ich aus meinen Urlaub in meine Unordnung zurückkehre 😉

Alina

Transgender.at und ein kurzes Update

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

So, heute hab ich endlich die Tickets gen Norden gekauft. In 4 Tagen geht’s schließlich schon los 🙂 Samstag heißt es dann: Morgens DSA, Mittags Abreise, Abends/Nachts endlich ankommen. Das heißt für mich, dass ich hoffe, dass ich eine Steckdose für meinen Laptop im Zug hab, für den Fall, dass ich Pech habe, hätte ich aber endlich mal wieder Zeit zu lesen. Das hab ich viel zu lange nicht.

Ich bin bisher noch nicht dazu gekommen, es zu veröffentlichen, aber ich bin am Freitag in Unverschämt fotografiert worden. Hier ist das Bild. Und wo ich schon dabei bin, kann ich auch endlich mal mein Profil auf Transgender.at verlinken. Dort habe ich auch einen Link auf diesen Blog gesetzt und scheinbar sind von dort schon ein paar Leser hier gelandet, was mich natürlich sehr freut 🙂

Mein Profil dort ist derzeit noch sehr leer, da ich erst seit kurzem das Selbstbewusstsein habe, mich der Öffentlichkeit als Alina zu zeigen. Dies könnte sich aber in Zukunft ändern. Ich werde dann wahrscheinlich immer hier auf dem Blog einen Text zu den Bilder veröffentlichen und die Bilder selbst auf Transgender.at hochladen.

Alina

Ein spontan langer, aber verdammt toller Abend.

Und wieder mal blogge ich über den Abend des Vortags 😉 Gestern Abend wurde ich vom Biertigen besucht (im Post über meinen Geburtstag habe ich ihn fälschlicher Weise den Bärtigen genannt; Der Biertige passt einfach noch besser 😉 ). Ich wusste schon ein paar Tage, dass wir uns, bevor ich gen Norden fahr, nochmal treffen wollten, eigentlich hatten wir aber Dienstag für’s Treffen ins Auge gefasst. Gestern Abend schrieb er mich dann spontan an, was ich vorhabe, und ob ich nicht Lust hätte, dass er noch von Heidelberg schnell rüber nach Karlsruhe kommt. Da ich Zeit hatte, stimmte ich zu.

Wir trafen uns primär aus folgendem Grund: Ab dem 27.12. ist ja ein tolles Treffen in Bremen, wie ich bereits erwähnte. Dort wird der Biertige ein Pen and Paper Rollenspiel leiten, bei dem ich mitmachen werden. Um die Atmosphäre noch zu verdichten, will er mit jedem Spieler die Hintergrundgeschichte seines Charakters ausspielen. Ich war gestern Abend dran.

Nachdem ich den Biertigen also von der S-Bahn Station abgeholt hatten, gingen wir rüber in die ATIS, den Rechnerpool des Informatiker-Baus der Uni, und belegten dort einen Notebook-Raum. Da in der ATIS Freitags Abends nichts los ist, war dies der Ort der Wahl, denn die einzige Alternative, mein Zimmer, bot und bietet nur wenig Platz.

Nach drei Stunden intensiven Rollenspiels waren wir gegen 22:00 Uhr fertig mit meiner Vorgeschichte. So genial sie auch ist, da eine Mitspielerin von Hauptplot möglicherweise mitliest, kann ich die Geschichte noch nicht erzählen, sonst würde ich zu viel spoilern. Sobald das Szenario aber abgeschlossen ist, werde ich es gern hier veröffentlichen.

Der Biertige und ich entschieden uns, den Abend noch nicht enden zu lassen und gingen – mal wieder – in den Drachen, den er noch aus der Zeit kannte, als es das Casa Noctis war. Er fand die neue Location genauso gut wie ich. Nachdem wir dort bis nach Elf bei Met und Bier geplaudert hatten, entschieden wir uns, noch mal ins Unverschämt zu gehen. Dort war gestern wieder Friday Hard Stuff, diesmal mit Gothic/EBM im zweiten Raum.

Hatte ich beim letzten Mal noch gedacht, es war gut, keinen Eintritt gezahlt zu haben, so hat es sich dieses Mal echt gelohnt. Die Musik war absolut top, ich hab viel getanzt. Wenn ich mich zwischen Veitstanz und Friday Hard Stuff entscheiden müsste, würde die Wahl zwar fast immer auf Veitstanz fallen, aber FHS ist eine wirklich nette Veranstaltung, um hin und wieder dort zu sein.

Gegen Viertel vor 2 endete dann der Abend doch. Während der Biertige Glück hatte, direkt eine Bahn zu erwischen, ist mir auf dem ganzen Heimweg keine Begegnet, die in meine Richtung fuhr, also ging ich rund eine Stunde zu Fuß. Nicht tragisch, ich war trotz allem recht fit, aber ich sollte mich doch mal damit auseinander setzen, wie ich nachts wo weg komme 😉

Alina

Das Mysterium schlug zurück

In meiner O-Phase war ich, wie einige meiner Leser vielleicht schon wissen, in der Gruppe µsterium. Gestern war nun das Nachtreffen.

Wir trafen uns um 19:30 vor der Mathe-Fachschaft. Wir, das waren noch rund 15 Erstis und unsere 5 Tutoren. Gemeinsam stand ein Ausflug auf den Weihnachtsmarkt zum punschen an. Da ich, wie auch der Rest meiner Lerngruppe, noch nicht zu Abend gegessen hatte, steuerten wir jedoch zu erst einen Pizza- und einen Wurststand an. Wieder mit dem µsterium, das sich inzwischen mit Glühwein versorgt hatte, vereint, kamen wir die nächste halbe Stunde gar nicht dazu, Glühwein zu kaufen, da wir die ganze Zeit in unterhaltsame Gespräche verwickelt waren.

Irgendwann kam dann unsere rothaarige Tutorin, nenne wir sie einfach die Hexe, in unsere Ecke des Pulks und fragte, ob wir Lust hätten, demnächst in den Drachen weiter zu ziehen. Der Archer und ich dies letzte Woche ja verschoben hatten und uns sowieso gerade mit Met versorgen wollten, stimmten wir freudig zu. Etwas später zogen wir also weiter, allerdings kam ein Mitglied meiner Lerngruppe, nennen wir ihn einfach den Apfel-Fan, nicht mehr mit. Er verpasste viel Spaß.

Der Drache selbst war tatsächlich eine sehr schöne Location, wenn er nicht überfüllt ist und der Met ist sehr gut. Aber nicht nur die Location war toll, sondern auch die Gesellschaft. Ich habe gestern Abend so viel gelacht, wie lange nicht mehr. Um Mitternacht waren dann die letzten Erstis außer mit gegangen, auch 2 Tutoren hatten sich bereits verabschiedet. Dennoch war ich erst um halb 2 im Bett, denn wir unterhielten uns noch lange über so tolle Dinge wie DSA oder Kürbisse. Ja, Kürbisse 😉

Alles in Allem also ein sehr schöner Abend, der es wert war, dass ich heute morgen den Anfang der LA-Vorlesung verschlafen habe 😉

Alina

Ein wenig Geschichte, Teil 2: Faszination Crossdressing

Geschichten sind dazu da, um erzählt zu werden, nicht wahr? Und da meine letzter Ausflug in die Vergangenheit scheinbar recht gut angekommen ist und weil ich es versprochen habe, folgt nun Teil 2: Meine Jugend und das Realisieren, dass ich trans bin.

Fangen wir da an, wo ich letztes Mal aufgehört habe: Einige Jahre nach meiner Grundschulzeit, es dürfte in etwa in der sechsten oder siebten Klasse angefangen haben. Ich begann Frauenkleidung als sehr anziehend zu empfinden. Nicht in einem sexuellen Sinne, sondern in dem Sinne, dass ich die Kleidung selbst tragen wollte. Aus den Fantasien, die ich hatte, machte ich immer häufiger, wenn ich allein zu Hause war, Realität.

Natürlich blieb ich nicht ewig unentdeckt. Ich hatte mir irgendwann einige Kleidungsstücke und auch Schuhe meiner Mutter, von der ich zu der Zeit noch regelmäßig ohne ihr Wissen Kleidung borgte, in mein eigenes Zimmer geholt und versteckt, jedoch nicht gut genug. Nach einer langen Diskussion mit meiner Mutter gestand ich ihr irgendwann, dass mich die Kleidung auf eine unbekannte Art und Weise faszinierte und ich sie hin und wieder gern tragen mochte, und wir einigten uns darauf, dass ich einige Teile behalten durfte.

Doch immer wurde ich von Schuldbewusstsein heimgesucht. Sätze wie “Das gehört sich nicht, du bist doch ein Mann!” spuckten mir ständig im Kopf rum, ich behinderte mich selbst in meiner freien Entfaltung. Immer wieder legte ich die Sachen wieder aus der Hand und sagte mir: “Nie mehr”, immer wieder nahm ich sie anschließend doch wieder in die Hand. Ich kann mich nicht erinnern, in der Zeit jemals länger als ein paar Wochen ohne Crossdressing ausgekommen zu sein, auch wenn mir der Begriff damals noch nichts gesagt hätte.

Das änderte sich dann etwa im Jahre 2007. Ich stolperte im Internet über einige Seiten von Leuten, die ähnlich fühlten wie ich, womit ich damals nie gerechnet hätte. Ich hab mich für ziemlich einsam gehalten. Unter anderem landete ich auch auf dem CrossDressing Guide, durch dem ich dann endlich glaubte zu wissen, was ich war: Ein Crossdresser. Diesen Begriff habe ich bis vor etwa einem Jahr noch für mich verwendet, aber darauf komme ich später zu sprechen.

Endlich mit einem Begriff für mich selbst und dem Wissen, dass ich nicht so einsam bin, wie ich dachte, ausgestattet, begann langsam und zaghaft etwas Selbstbewusstsein zu sprießen. Ich konnte endlich mein Schamgefühl mir selbst gegenüber ablegen und weihte einige Zeit später, wahrscheinlich immer noch im Jahre 2007, es könnte auch 2008 gewesen sein, eine gute Freundin und kurz darauf eine weitere, gemeinsame gute Freundin in mein Geheimnis ein.

Die beiden konnten recht wenig damit anfangen, es stellte für die beiden jedoch kein Problem da. Die eine Freundschaft zerbröckelte aus unterschiedlichen Gründen, die nichts mit meiner Transidentität zu tun haben, die andere hielt jedoch weiterhin. Da diese Freundin mir sehr wichtig ist, nennen wir sie meine Sandkastenfreundin, da ich sie tatsächlich fast so lange kenne, wie ich lebe und noch heute gut mit ihr befreundet bin.

Von meiner Sandkastenfreundin, die im Drogeriemarkt arbeitet, sollte ich später noch viel mehr gut haben: Nicht nur versorgte sie mich auch mit viel Schminke, denn sie saß ja an der Quelle, nein, ihre Devise lautete immer, ich solle mich wohlfühlen, wie ich aussehe sei doch egal, denn Innen bin ich immer der oder eben die selbe. Dieser Satz und ihr Umgang mit mir, der bewies, dass sie ihn ernst meint, waren rückblickend wohl einer der Gründe, warum ich es geschafft habe, mich später mehr Leuten zu öffnen und mich weiter zu entwickeln.

Ich denke, an dieser Stelle werde ich die Geschichtsstunde vorerst wieder abbrechen. Zwei Kapitel stehen noch offen: Die weiteren Outings und meine erste Freundin, die von der zweiten Frau in der Beziehung wusste (ja, das war ein Punkt 😉 ), sowie die jüngere Geschichte, welche der interessierte Leser aber auch zu großen Teilen schon hier im Blog findet. Dennoch denke ich, dass auch besagter letzter Punkt, die jüngsten Entwicklungen, nochmal interessant werden kann, denn ich bin mir sehr sicher, dass ich einige Dinge berichten werden, die noch nicht ihren Weg auf diesen Blog gefunden haben und vor allem habe ich mich in den letzten Monaten so rasant entwickelt, dass ich mittlerweile möglicherweise einen anderen Blickwinkel auf viele dieser Episoden habe. Ich hoffe, ihr freut euch auf den Rest genauso, wie ich es tue 😉

Alina

Ein wenig Geschichte

Einigen Lesern wird mittlerweile aufgefallen sein, dass ich seit Anfang Dezember täglich gebloggt habe. (Eigentlich sogar schon einen Tag länger, aber den lassen wir mal außen vor, da das “nur” an der der Eröffnungspost des neuen Blogs war.) Das hat auch einen Grund: Ich war mir bisher nicht sicher, ob ich’s durchziehen würde, aber da es jetzt schon eine Woche gut läuft, wird’s wohl auch weiterhin klappen. Daher mach ich’s jetzt aktuell: Willkommen in meinem kleinen Adventskalender 🙂

Adventskalender deshalb, weil ich jeden Tag bis einschließlich 24ten Dezember zu bloggen versuchen werden. Und ich kündige es heute deshalb an, weil ich a) absehen kann, dass ich’s durchziehen kann und b) heute Nikolaus ist. Zur Feier des Tages gibt es daher heute einen Schwank aus meiner Jugend 😉 Anders gesagt: Wann habe ich eigentlich zuerst gemerkt, dass ich Trans* bin?

Ich werde das alles nicht in einen Blogpost quetschen, sondern ein wenig Thematisch sortieren und auf mehrere Tage aufteilen. Heute: Meine Kindheit, in der ich noch nichts von Trans* wusste. Ich habe erst viele Jahre später diese Situationen als erste Anzeichen meiner Transidentität gedeutet.

Reisen wir doch einmal weit zurück, in die Jahre vor 1996. Meinen Jahren im Kindergarten. Eine Episode, an die ich mich selbst nicht mehr erinnern kann, die mir nur von meiner Mutter erzählt wurde, ist, dass ich in dem einen Jahr als Mädchen zum Fasching gehen wollte. Sie hatte es mir damals nicht erlaubt, da sie Angst hatte, die anderen Kinder würden mich deshalb auslachen oder gar mobben. Wahrscheinlich hatte sie damit nicht mal unrecht, auch wenn sie sich, wie sie mir erzählte, heute manchmal frage, wie ich mich entwickelt hätte, wenn ich es damals gedurft hätte: Hätte ich mich viel früher geoutet und schneller gelernt, mich selbst zu akzeptieren? Hätte mich das Erlebte so abgeschreckt, dass ich heute nicht Trans* wäre? Wissen kann das niemand.

Zeitsprung, einige Jahre später. Grundschulzeit. Es gab ein Spiel, dass wir in den Pausen immer gespielt haben. Ich kenne die genauen Regeln längst nicht mehr, aber im Wesentlichen war es wohl eine Art “Tick”. Es spielten Mädchen gegen Jungen, die Mädchen waren die Fänger. Immer, wenn sie einen Jungen erwischt haben, hat er einen Stempel auf die Hand gedrückt bekommen und musste den Mädchen helfen. Ich erinnere mich, mich einige Male freiwillig fangen lassen zu haben, damit ich den Mädels helfen konnte.

Noch mal ein paar Jahre später begann dann bei mir bewusst das Interesse an Frauenkleidung und Frau-Sein, aber davon erzähl ich dann beim nächsten Mal 😉

Bald wieder live im Norden

Nur noch zwei Wochen, dann sitze ich wahrscheinlich schon im Zug gen Norden oder bin vielleicht sogar schon dort angekommen. Ich freue mich schon drauf, es wird sicher eine schöne Zeit werden. Ich werde die Zeit bis Weihnachten bei meinen Eltern verbringen, anschließend geht’s für eine Woche nach Bremen, wo wie jedes Jahr ein Treffen von rund 60-80 Leuten stattfindet, das mir sehr ans Herz gewachsen ist. Einige der Leute, die ich dort treffen werde, habe ich seit dem letzten Treffen nicht gesehen und werde sie voraussichtlich bis zum nächsten Mal auch nicht wieder sehen.

Ich hoffe, sehr viele Leute, die ich echt vermisse, treffen zu können, wenn ich bei meinen Eltern bin und viele, viele Leute haben schon verlangt, dass ich mich gefälligst mit ihnen treffen soll. Ich sehe es schon kommen, ich werd keinen Tag – außer Heiligabend, den reserviere ich für meine Familie – wirklich Ruhe habe, ich werde immer irgendwo sein.

Oh, und außerdem freue ich mich schon aufs Essen, es schmeckt halt nirgends so gut, wie bei Mama 😉

Beim anschließenden Treffen in Bremen brauch ich gar nicht erst auf Ruhe spekulieren – hab ich dort nie gehabt, werd ich nie haben. Zu viele tolle Leute, zu viele tolle Aktionen, viiiiiiiiiiel zu wenig Zeit. Pendeln zwischen Gesprächen, Rollenspielrunden, Aktivitäten wie Poker oder Galaabend, Brett- oder sonstigen Gesellschaftsspielen,… da bleibt nicht viel Zeit für Ruhe. Aber das ist schon okay. Interessanter Weise brauch ich auf der Veranstaltung auch nur im Schnitt 5 Stunden Schlaf um fit zu sein, obwohl ich sonst 7 brauche. Muss daran liegen, dass ich ja sonst etwas verpassen könnte 😉

Ich freu mich jedenfalls sehr auf die kommende Zeit. Wenn nur nicht noch zwei Wochen Uni vorher anstehen würden… 😉

Alina

Ein bisschen Nachtleben und ein bisschen Weihnachten

Da hab ich mir gestern noch gedacht: “Hmm, dass ist das erste Weihnachten ohne Adventskalender. Naja, ich werds überleben 😉 “, und was kommt heute mit den Plätzchen, die meine Eltern mir schicken? Ein Adventskalender! Da konnte ich dann direkt drei Türchen öffnen und anfangen, meinen Schokobedarf für heute zu decken 😉

Ich habe ja gestern berichtet, dass ich mit einem Kumpel aus meiner Lerngruppe – nennen wir ihn den Archer, weil er Arch-Linux als Betriebssystem nutzt 😉 – in den Drachen wollte. Wir trafen uns um halb neun an der für uns günstigsten Haltestelle und gingen gemeinsam die paar Schritte zum Drachen. Und drehten wieder um.

Nicht, dass der Drache uns vom Ambiente nicht gefallen hätte, aber es war einfach viel zu voll. Ich denke, ich werde ihn mir demnächst sicher noch mal ansehen, aber gestern hätt’s echt keinen Spaß gemacht.

Also musste eine Alternative her. Da ich nicht im Kopf hatte, wo was stattfand, kein Internetzugriff mit meinem Handy habe und das Handy des Archers leider am leeren Akku scheiterte, gingen wir kurz zu mir, um online nachzusehen, was denn wo stattfand. Wir entschieden uns dafür, ins Unverschämt zum Friday Hard Stuff zu gehen.

Da wir schon vor 22:30 Uhr dort ankamen, kamen wir noch gratis rein, was auch gut so war. Die Musik war okay, aber fünf Euro Eintritt wäre es mir nicht wert gewesen. In einer größeren Gruppe hätte es vielleicht auch noch besser sein können, aber so muss ich zugeben, dass ich dann doch lieber bald mal wieder zum Veitstanz gehe 😉

Alina