Ein wenig Geschichte, Teil 4 (Finale?): Lernen, zu sich zu stehen

Contentwarning: Dieser Artikel umfasst die folgenden Themen: Homofeindlichkeit, Transfeindlichkeit

(Hier geht’s zu den Teilen 1, 2 und 3)

Teil 3 meiner Geschichte endete, als meine letzte Beziehung Anfang letzten Jahres begann.  Seit dem hat sich viel geändert. Dadurch dass meine damalige Freundin generell sehr offen mit dem Thema Transidentität umging, konnte ich mich wesentlich freier entfalten, als in der vorherigen Beziehung immer wieder outete ich mich vor einzelnen Leuten und lernte so sogar eine Frau-zu-Mann-Transgender kennen. Nicht zuletzt davon, endlich jemanden zum Austauschen über Gedanken und Erfahrungen gefunden zu haben, beflügelt, fing ich an, immer offener zu mir zu stehen, glaube aber auch weiterhin, ich sei Transvestit, nicht Transsexuell.

Ich outete mich recht schnell gegenüber engen Freunden, zu denen die räumliche Entfernung groß war (z.B. einer Freundin aus Aachen oder einem Freund aus Wien), da der Kontakt zu diesen seit jeher schwierig war. Sollten sie ablehnend auf mich reagieren und der Kontakt abbrechen, würde sich nicht allzu viel ändern, da man sich eh selten sah. Außerdem glaubte ich, dass sie diese neue Information nicht so sehr aus der Bahn werfen würde, einfach weil sie mich ja nicht oft sehen würden. Tatsächlich waren die Reaktionen aber auch weiterhin nie negativ. Vielleicht überrascht und vielleicht im ersten Moment etwas überfordert, aber nie ablehnend.

Einige Zeit später outete ich mich dann endlich vor einer Hand voll Leuten, denen gegenüber ich mich schon länger outen wollte, aber nie die Überleitung geschafft hatte. Die Überleitung die ich dann verwendete, war mein damaliger Küchenchef: Dieser war und ist wahrscheinlich immer noch homo- und transfeindlich und hätte mir gegenüber direkt geäußert, wie schrecklich er solche Personen finden würde. Tatsächlich sagte er sogar sinngemäß, dass er jede Person, die nicht seiner Norm-Vorstellung (hetero und cis)  entspricht, am liebsten erschießen würde. Meine Überleitung bestand dann darin, dies zu erzählen und nebenher fallen zu lassen, dass ich mich davon ja angesprochen gefühlt hab, auch wenn er das nicht wusste (und bis heute nicht weiß). Natürlich wurde nachgefragt, wie ich das meinen würde und ich erzählte, dass ich Transvestit bin. Die besagten Personen, vor denen ich mich so outete waren die bereits in anderen Posts erwähnten gute Freundin, der Kleine und der Große.

Was danach folgte kann man hier im Blog gut verfolgen. Rückblickend waren folgende Dinge prägend für mich: Der erste Ausflug als Alina, mit meinen gerade genannten Freunden, beziehungsweise schon die Ankündigung dessen, denn ich begann in Frage zu stellen, ob ich wirklich Transvestit bin. Ich merkte, dass ich dem Ausflug mehr entgegen fieberte, als ich erwartet hatte, dass er mir sehr, sehr wichtig war. Als der Ausflug selbst sich dann so normal für mich anfühlte, als sei ich als Mann unterwegs, gab mir dann noch mehr Stoff zum Nachdenken.

Dann das M’era Luna als Alina, zusammen mit der Gewandeten. Das erste Mal, dass ich in einer großen Menschenmenge als Alina anzutreffen war. Das ich zwischendurch einen Security-Mann, der mich abtasten sollte, ziemlich irritiert habe, da er erst glaubte, eine Frau vor sich zu haben, und vor Allem, dass ich auch hier nirgends auf Ablehnung stieß, ließ mich zukünftig mutiger werden und ich begann den Wunsch zu entwickeln, mich endlich offen als Alina zu bewegen. Doch traute ich mich bis zuletzt nicht, dies in meiner Heimat auszuleben. Auf dem Dorf sprechen sich interessante Informationen rasend schnell rum, schließlich kennt jeder jeden. Nimmt man dann hinzu, dass man hier in einer eigenen kleinen Welt lebt, in der Mann Vielfalt und erst recht Transgender fast nur aus dem Fernsehen kennt, wäre Ablehnung fast sicher gewesen und ich war noch lange nicht so weit, dies einfach weg zu stecken.

Dann mein Geburtstag, der mir zeigte, dass ich in meinem Freundeskreis grenzenlosen Rückhalt habe. Niemand reagierte auf mein Outing auch nur neutral, alle freuten sich, dass ich mich ihnen geöffnet habe und waren gespannt darauf, mich einmal als Alina zu erleben.

Schließlich der Umzug, durch den mir endlich ermöglicht wurde, was ich seit dem ersten Ausflug als Alina, spätestens seit dem M’era Luna wünschte: Ich fing an, auch meinen Alltag als Alina zu bestreiten. Nicht täglich, aber immer, wenn ich mich danach fühlte.

Und nun, nun sitz ich hier im Norden, freue mich, dass Weihnachten ist, ich mittlerweile so gefestigt in meinem Umgang mit mir selbst bin, dass ich mich getraut habe, mit meinen Eltern hier auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, und ich nächste Woche auf dem Treffen in Bremen auch einige Tage als Alina verbringen werde.

Und nicht zu Letzt freue ich mich, dass ich mit meinem Blog Leute erreiche. Täglich habe ich zwischen 15 und 30 Besucher und bin mir sehr sicher, dass dies längst nicht alles Leute sind, die ich persönlich kenne. Es freut mich sehr, dass ich scheinbar von Dingen berichte, die nicht nur mich und meine Freunde interessieren, sondern noch einige weitere Menschen.

Ich wünsche euch allen ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Dies ist der letzte Post von mir in diesem Jahr, da es auf dem Treffen nächste Woche kein Internet gibt, aber ich werde sicher Anfang nächsten Jahres wieder einiges zu berichten wissen.

Alina

Das generische Maskulinum: Ein anderer Blickwinkel.

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

(Auch wenn es schon in der Hinweisbox steht: Dieser Artikel entspricht bei weitem nicht mehr meinen aktuellen Ansichten zum Thema! Dazu: Mein Text über gendergerechte Sprache.)

Vor ein paar Tagen habe ich einen neuen Artikel über Namen veröffentlicht, heute möchte ich auf einen anderen Artikel zurückblicken: Den, über das generische Maskulinum.

Vor kurzem ist mir ein Artikel über das generische Maskulinum geschickt worden, in dem eine Frau davon berichtet, dass sie es ein Unding findet, dass es immer noch oft verwendet wird. Ihr Argument ist, dass Studien festgestellt haben, dass Testpersonen beim generischen Maskulinum meist im ersten Moment glauben, es ginge ausschließlich um Männer. Die Autorin behauptet, dass somit, auch wenn sie sich bewusst ist, dass das generische Maskulinum ein grammatikalisches Phänomen ist, Frauen ausgeschlossen, diskriminiert werden.

Ich finde diesen Artikel ziemlich gut und lesenswert, obwohl meine Meinung dazu eine andere ist, wie man in meinem Artikel nachlesen kann. Denn, wenn jemand von “Studentinnen und Studenten” spricht, spricht er längst nicht alle Studierenden an. In meinem Falle mag das noch unproblematisch sein, da ich selbst mich entweder als Student oder als Studentin sehe, aber nie als keines von beiden, aber es gibt Personen, von denen ich weiß und die ich hoffentlich bald endlich ein paar persönlich kennen lerne, die könnten sich nun immer noch nicht einordnen. Die Gender Gap macht das nur noch schlimmer.

Was also tun, um es allen recht zu machen? Meiner Meinung nach müssen wir einfach weiter machen wie bisher. Ich stoße, ohne das ich suche, auf immer mehr Gruppierungen, die sich mit dem Thema Gender befassen und ich glaube, es werden auch prozentual immer mehr Leute für dieses Thema sensibilisiert. Wenn irgendwann eine tatsächliche Gleichstellung nicht nur der Frau, sondern auch von Transgendern erfolgt, dann wird keiner mehr solche Formen wie “Studentinnen und Studenten” oder “Student Innen” brauchen, da beim generischen Maskulinum jeder wüsste: “Frauen, Transgender, Männer und auch alle anderen Menschen natürlich inbegriffen”.

Aber das ist meine Meinung. Andere Meinungen sind mir herzlich willkommen, ich lern gerne neue Blickwinkel kennen, auch wenn ich nicht dafür garantiere, dass es meinen Blickwinkel ändert 😉

Alina

[Nachtrag:] Ich habe mich in meinen Artikel nur auf ein Argument der Autorin des verlinkten Artikels bezogen, wie ich gerade feststelle. Sie schneidet noch einige andere Punkte an, die auch sehr interessant sind, lest am Besten selbst: Frauen natürlich ausgenommen

Warum ich blogge

Ich bin vor einigen Tagen von einem guten Freund gefragt wurden, ob ich nicht mal darüber bloggen können, warum ich eigentlich blogge. Eigentlich wollte ich ihm diesen Gefallen längst schon getan haben, aber irgendwie kamen mir dann andere Einträge dazwischen. Meine Schuldigkeit möge hiermit beglichen werden! 😉

Als ich mit dem Blog anfing, ging es mir vor Allem darum, meine Gedanken zu sammeln. Gerade zum Thema Transidentität hatte ich schon damals viel zu erzählen, zumal der Ausflug nach Hamburg bereits bevor stand und ich anfing, meine bisherigen Theorien, wer ich bin, in Frage zu stellen. Aber auch andere Themen bewegten mich, wie man ja schon im ersten Eintrag dieses Blogs lesen kann.

Gedacht war dieser Blog als Sammelsurium meiner Ideen und Theorien, zu mir, zum Leben, zu Gott und der Welt. Das ich mittlerweile hin und wieder über meinen Alltag blogge hat sich dann einfach irgendwann ergeben, nicht zuletzt, um meinen Freunden im Norden Deutschlands zu ermöglichen, zumindest ein wenig an meinem neuen Leben in Karlsruhe teilhaben zu können. Ideal wäre, wenn ich täglich mit all meinen Freunden telefonieren könnte, um ihnen zu erzählen, was ich erlebt habe, aber da ich diese Zeit nicht habe, ist der Blog eine schöne Alternative.

Hinzu kommt mittlerweile, dass ich mit relativ hoher Sicherheit einige Leser habe, die ich nicht persönlich kenne und ich daher versuche, Dinge zu schreiben, die auch diese Leser interessieren könnten, denn ich habe etwas festgestellt: Es macht mir Spaß zu schreiben und damit ein wachsendes Publikum anzusprechen und ich bin stolz derzeit täglich zwischen 15 und 25 Besucher zu haben.

Trotz dieser zusätzlichen Gründe ist der Blog letztlich aber immer noch primär das, wofür ich ihn anfangs geplant hatte: Ein Kompendium meines gesammelten Chaos. Ein Durcheinander verschiedener Themen, die mich interessieren und mir im Alltag begegnen. Und vor Allem ist mein Blog eines: Etwas, an dem ich Spaß habe.

Von sich selbst als “Er” und “Sie”

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Sozusagen als Nachfolger zum “gestrigen” Blogeintrag(, der ja doch erst heute morgen um 00:06 fertig war,) gibt es heute ein Thema, über das ich schon ein paar Tage bloggen wollte. Es geht darum, wie ich über mich selbst rede.

Wie wahrscheinlich bekannt ist, möchte ich es normalerweise vermeiden, zwischen meiner männlichen Hälfte und Alina zu unterscheiden, bzw. eine Trennlinie mitten durch meine Persönlichkeit hindurch zu ziehen. Ich als Ganzes mag Gothic nicht, weil meine männliche Hälfte es mag, oder mag es, wenn mich jemand schminkt, weil das “voll Alinas Ding” ist, sondern weil ich es bin, die es mag, geschminkt zu werden, und Gothic hört.

Dennoch ist es manchmal nötig, eine Trennlinie zu ziehen. So bin ich, wenn ich als Alina (auf diese nette Formulierung geh ich gleich auch nochmal ein) unterwegs bin, zum Beispiel anfälliger für dumme Sprüche und ängstlicher. Langsam legt sich diese Furcht, aber würde ich als Mann normalerweise keine Angst vor pöbelnden Jugendlichen haben, so sieht die Sache als Alina schon anders aus. Auch hier liegt wahrscheinlich mindestens eine Teilschuld bei der Gesellschaft, die Frauen als leichte Opfer solcher Gruppen ansieht. Und selbst, wenn ich mir klar mache, dass dies ein Vorurteil ist, so macht sich besagte Gruppe das sicher nicht klar und hält Alina für ein leichteres Opfer ihre Sprüche oder gar Handgreiflichkeiten, als meine männliche Hälfte – ganz unabhängig davon, ob sie durchschauen, dass ich trans bin, was ihnen noch neuen Nährboden geben würde.

Auch, wenn es um meine Körpersprache geht, oder darum, wie ich von Fremden angesehen werden möchte, ist eine Unterscheidung nötig, da ich mich anders verhalte und anders angesehen werden möchte.

Um diese Unterscheiden möglich zu machen, habe ich eine Sprechweise entwickelt, die mir eigentlich nicht sehr gut gefällt, aber die ich mangels einer besseren Alternative derzeit noch verwende: “Als Alina” etwas tun/sein bzw. “Als Mann/Frau” etwas tun/sein. (vgl. oben, “[…] wenn ich als Alina […] unterwegs bin […]”)

Was mich an dieser Formulierung stört ist vor Allem das “als”, denn es zieht in meinen Augen zum einen zu klare, zum anderen zu starke Grenzen innerhalb meiner Persönlichkeit. Soll die Formulierung eigentlich nur die wenigen Unterschiede klar machen, so wirkt sie auf mich jedes Mal so, als trenne ich damit meine Persönlichkeit, mein Wesen, in zwei Hälften. Aber wie bereits gesagt, gibt es diese zwei Hälften nicht, das bin alles ich.

Daher möchte ich an dieser Stelle zum ersten Mal um die Meinung meiner Leser bitten: Findet ihr auch, dass die Formulierung mit dem “Als” eine zu starke Grenze zieht, oder bilde ich mir das nur ein? Habt ihr alternative Formulierungen, um die auf die Unterschiede zwischen meiner weiblichen und meiner männlichen Seite hinzuweisen?

Abschließend muss ich noch dazu sagen, dass ich gerade merke, dass die von mir oft verwendete Formulierung “meine männliche Hälfte” eigentlich sogar noch stärker eine ungewollte Grenze zieht, da “Hälfte” eigentlich eine exakte Trennung impliziert… Das macht mir diese Formulierung auch glatt unsympathisch, aber lasst mich auch hier wissen, ob ihr das anders seht.

Alina

Sind Namen Schal und Rauch?

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

So, auf die letzten paar Minuten des Tages endlich der heutige Eintrag für den Adventskalender. Thema sind mal wieder meine Namen.

Ein guter Bekannter, vor dem ich mich vor ein paar Tage geoutet habe, merkte an, dass er gern versuchen würde, zwischen meinen Namen hin und her zu wechseln, er finde aber generell solche Wechsel seltsam, auch bei Nicknames, also Online-Spitznamen. Das hat mich noch einmal zum Nachdenken, warum mir der “korrekte” Name wichtig ist, gebracht.

Tatsache ist: Meine Lerngruppe hat den Nameswechsel größtenteils noch nicht drauf. Ich habe vor einiger Zeit mal den Link zu meinem alten Post zum Thema Namen  rumgegeben, denke auch, dass sie ihn gelesen haben, aber dran gewöhnt haben sie sich noch nicht. Tatsache ist auch: Es stört mich nur selten und in der Öffentlichkeit mehr als im kleinen Kreis.

Ich denke, dass dies mit einer anderen Erkenntnis zu tun hat, die ich schon vor einer Weile hatte: Von Fremden möchte ich gern als Frau gesehen werden, wenn ich als Alina unterwegs bin, ich möchte bewusst in einer anderen Schublade laden. Von Freunden und guten Bekannten erwarte ich aber, dass sie mich gar nicht erst in Schubladen einordnen. Mit diesen Schubladen gehen auch die Namen einher. Mich in Gesellschaft von Fremden und flüchtigen Bekannten mit “Alina” anzusprechen (bzw. wenn ich mich so vorstelle) setzt ein Zeichen: “Hey, diese Person ist zwar biologisch ein Mann, möchte aber als Frau anerkannt werden”. Wird mein männlicher Name verwendet kommt dieses Signal nicht, im Gegenteil: Das Signal ist eher, ich hätte einfach nur einen ungewöhnlichen Stil.

Anders gesagt: In der Öffentlichkeit empfinde ich meinen männlichen Namen tatsächlich als störend, wenn ich gerade Alina bin. Im kleinen Kreis würde ich auch Alina bevorzugen, weil ich mich dann anerkannter fühle, aber empfinde es kaum als negativ, wenn mein männlicher Name verwendet wird. Höchstens schade, aber nicht schlimm.

Warum ich überhaupt zwei Namen brauche und mir damit ein kompliziertes hin- und herwechseln wünsche, ist wohl einfach Druck der Gesellschaft: Wer keinen weiblichen Namen hat, ist keine Frau. Dieses Grundprinzip ist einfach in meinem Kopf, wie in den Köpfen von vielen anderen Leuten auch, verwurzelt. Warum ich dann nicht einen geschlechtsneutralen Namen gewählt habe und ihn immer verwende liegt wohl an der Zeit, in der ich mir den Namen gegeben habe, denn damals wollte ich noch eine Trennung zwischen der Frau und dem Mann in mir. Mittlerweile mag ich jedoch auf keinen der Namen mehr verzichten und mal ehrlich: Wenn ich mich plötzlich, egal wie ich unterwegs bin, Alex oder Rene(e)  oder so nennen würde, dann würde es das für Leute, die meinen alten männlichen Namen kannten, auch nicht leichter machen. Und für Leute, denen ich neu begegne, dürfte es auch nicht schwerer fallen, beide Namen zu lernen, als wenn ich einen Doppelnamen hätte. Denke ich…

Wie dem auch sei, jetzt bin ich doch schon zu spät dran. Mist. Ich hoffe, der Endspurt des Adventskalenders wird besser laufen 😉

Alina

P.S.: Ich habe die Uhrzeit dieses Eintrag mal ein wenig zurück gedreht, damit der Eintrag wieder am zugehörigen Tag erscheint und als Entschädigung, dass ich so spät dran bin, den nächsten Eintrag auch gleich veröffentlicht. 😉

Teamouting: Check!

So. Die Mail ist raus, vor dem Kernteam habe ich mich nun geoutet, ebenso vor den Orgas und einigen weiteren Leuten, die ich auf der Veranstaltung treffen werde. Erste Reaktionen: Durchweg positiv und innerhalb von wenigen Minuten da. Bin gerade erstaunt, wie schnell die geantwortet haben 😉

Eine der Reaktionen war die eines der Orgas. Sinngemäß lautete sie: Cool, dass du damit jetzt offen umgehen möchtest und ich kann mir keinen besseren Ort als dieses Treffen vorstellen. Und wenn du wieder erwarten doch Probleme damit hast: Meld dich bei uns Orgas!

Ich find das toll. 🙂 Zwar hatte ich selbst mir bisher keinen Kopf gemacht, was bei Problemen ist, da ich mit keinen rechne, aber den Rückhalt der Orgaschaft zu haben ist wirklich etwas tolles 🙂

Ich freu mich gerade sehr aufs Treffen. So viele tolle Leute hat man selten auf einem Haufen.

Ich schreib gerade schon seit einer Stunde an diesem Post, da ich ständig wieder Antworten auf mein Outing bekomme. Bisher bekam ich 3 mal: “Hey, cool, dass du so offen damit umgehen willst” und einmal “Hmm… okay. Wird seltsam für mich, aber lass dich davon nicht aufhalten”. Da ich letzteres nicht als positive Rückmeldung bezeichnen will, sag ich einfach mal, dass ich nur nicht-negative Rückmeldungen bekommen habe. (Ja, bei der Formulierung “nicht-negativ” lässt der Mathe-Anteil des Studiums grüßen 😉 )

So, leider wird dieser Post nun etwas kürzer als geplant, dafür sind in nächster Zeit einige längere Einträge geplant über Themen, die nicht meinen Alltag betreffen, sondern allgemeinere Themen sind. Lasst euch überraschen, ich hoffe, es wird interessant 😉

Alina

Weihnachtsmarkt mit Eltern

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Sooo, ich bin heil im Norden angekommen und tatsächlich als Alina Zug gefahren. Hielt ich das für einen großen Schritt, so habe ich heute einen für mich noch viel größeren getan.

Vor einigen Monaten hätte ich nie geglaubt, dass ich es mal tun würde, aber ich bin heute das erste Mal als Alina in meinem Heimatdorf unterwegs gewesen. Um genau zu sein war ich mit meinen Eltern auf dem Weihnachtsmarkt. Getroffen haben wir niemanden, den ich kannte. Irgendwie schon schade, da ich gern gesehen hätte, wie Leute, die von Alina nichts wissen, auf sie reagieren, aber vielleicht auch besser so, da mir meine Mutter gestanden hat, dass es für sie noch, verständlicherweise, merkwürdig ist, wenn ich mit ihnen als Alina unterwegs bin. Was mich wieder zu dem Gedanken geführt hat, dass es wirklich schade ist, dass nicht alle Menschen so offen sind, wie meine Freunde.

Das Treffen in Bremen rückt näher und ich habe immer noch kein Outing geschafft, das ich bis dahin schaffen wollte. Tatsächlich ist heute meine Liste derer, vor denen ich mich vorher gerne outen sollte, länger geworden. Eine Freundin schrieb mir ihre Liste mit Leuten von denen sie glaube, dass sie es vorher wissen sollten, und bei vielen musste ich ihr zustimmen. Im Zuge ihrer Nachricht ist mir allerdings auch aufgefallen, dass ich die Gründe für so ein Outing, die ich in einem der letzten Beiträge geschrieben habe, nochmal etwas anders formulieren muss:

Es ist mir nicht grundsätzlich unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen. Als Goth falle ich eh oft auch und außerdem stehe ich auch oft im Mittelgrund von Diskussionen (letzteres mag sicher nicht immer positiv sein). Was aber für mich unangenehm ist, ist wenn Leute etwas von mir erwarten und mich drauf ansprechen, warum es anders ist. Das ist im Job so, im Privatleben und ins Besondere auch bzgl. meiner Transidentität. Wenn Leute denke, ich erschiene als Mann, und sich dann nicht mal davon wissen, dass ich eben auch zum Teil Frau bin, und sie deshalb glauben, ihr Bild von mir sei falsch und mich deshalb mit Fragen löchern (oder sich die Fragen zumindest stellen), dass ist mir unangenehm und ich versuche es zu vermeiden, indem ich einige Leute vorwarnen werde.

So, ich soll mich langsam mal auf den Weg machen, meine gute Freundin und den Große besuchen. Bis morgen! 😉

Alina

Ein wenig Geschichte, Teil 3: Zwischen Geheimhaltung und Outings

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

( Hier findet ihr Teil 1 und Teil 2)

So, wenn alles gut gelaufen ist, sitze ich jetzt im Zug, trotzdem hier ein Post von mir, den ich extra gestern Abend vorbereitet hab 😉 Teil 3 einer epischen Sagen um gefangene Prinzessin und dem Kampf gegen das Böse… ach halt, das war Legend of Zelda! Ähm… Teil 3 meiner eigenen Geschichte, die wohl etwas weniger episch, aber hoffentlich trotzdem interessant zu lesen ist 😉

Nachdem ich die ersten freiwilligen Outings hinter mir hatte, begann ich mich nach und nach vor weiteren Leuten zu outen, darunter auch meine zukünftige (zweite) Freundin. Nachdem ich mit ihr dann tatsächlich zusammengekommen war, bemühte sie sich sehr, mich zu unterstützen, auch wenn sie immer Angst hatte, dass ich transsexuell sein/werden könnte. Damals wie heute halte es für gewagt, schon damals diese Vermutung gehabt zu haben, da ich damals derartige Tendenzen gar nicht gespürt habe, aber vielleicht hatte sie auch einfach einen guten Riecher.

Ihre Mühen, mich zu unterstützen führten dann zum ersten Einkauf für Alina: In einigen Geschäften suchten wir im Sommerschlussverkauf einige Sachen zusammen, die mir geschätzt passen könnten und von denen wir glaubten, sie könnten mir stehen. Da ich damals jedoch noch glaubte, eine Trennlinie zwischen Alina und meiner männlichen Hälfte ziehen zu können, passte die Kleidung eigentlich nicht wirklich zu meinem Stil. Aber hey, viel gekostet haben die Sachen ja eh nicht, von daher ist es nicht schlimm, dass ich nur noch wenige Teile von damals hin und wieder trage.

Schon vor der Beziehung hatte ich sie gefragt, ob sie mich irgendwann mal “als Frau” schminken würde, was sie in der Beziehung dann auch mehrfach tat. Ich erinnere mich daran, dass ich damals geglaubt habe, man könne mit Schminke die Illusion einer ungeschminkten Frau auf mein Gesicht zaubern, was natürlich nicht ging. Trotzdem gelang es ihr, mich ziemlich gut zu schminken. Einziges Manko: Meine Augenbrauen, die ich mir erst seit ungefähr einem Jahr mehr oder weniger (eher weniger) regelmäßig und im Vergleich zu früher recht schmal zupfe. Ich denke, ich hab heute einen guten Kompromiss gefunden, der nicht zu schmal fürs männliche, aber auch nicht zu dick fürs weibliche Auftreten ist. Damals jedoch waren die Augenbrauen für ein gutes Passing viel zu dick.

Gegen Ende der Beziehung hatte ich dann nochmal besonderes Glück: Da meine damalige Freundin sich darauf verstand, Gel-Fingernägel zu modellieren, kam ich in den Genuss, Model für ihre ersten anklebbaren Fingernägel zu sein: Ich bekam Schablonen auf meine Nägel geklebt, dann trug sie Schicht um Schicht das Gel und schließlich die Farbschicht auf, immer wieder davon unterbrochen, dass die Nägel unter UV-Licht trocknen mussten. Diese Nägel trug ich dann einen ganzen Tag, dann löste sich, wie gewünscht der erste Nagel wieder ab. Nur gab es ein Problem: Obwohl wir extra wenig Kleber verwendet hatten, wollten sich die übrigen Nägel nicht lösen und einen Löser für den Kleber hatte sie nicht im Haus. Also gingen wir vorsichtig mit Nagellack und einem Zahnstocher ran und “brachen” den Kleber nach und nach ab, immer wieder versuchend, Nagellackentferner unter die Nägel zu bekommen. Irgendwann hatten wir schließlich Erfolg. Die Nägel hab ich übrigens bis heute, auch wenn ich sie mangels eines Klebers, der sich wieder lösen lässt, wenn ich es will, kaum trage.

Die Beziehung zu meinen Eltern bezüglich meiner Transidentität begann auch in dieser Zeit sich zu bessern. Nach dem ich mit meiner zweiten Freundin Klamotten gekauft hatte, sah ich ein, dass ich mit meinen Eltern drüber reden müsste, denn diese hatten schon immer einen Riecher dafür, wenn ich ihnen etwas verheimlicht habe. Sie haben mir immer zugesichert, dass es für sie kein Problem war und ist, auch wenn es natürlich ungewohnt und ein bisschen seltsam war. Trotzdem unterstützen sie mich seit her, wo sie können. Und da ich weiß, dass sie diesen Artikel früher oder später lesen werden: Ich kann es eigentlich gar nicht oft genug sagen: Danke. Danke dafür, dass ihr immer für mich da wart und seid.

Nach und nach begann ich mich nun auch anderen Leuten zu öffnen. Meistens solchen, die ich zwar gut kannte, aber fast ausschließlich übers Internet. Das hatte für mich den Vorteil, dass es mich nicht so hart getroffen hätte, wäre ich auf Ablehnung gestoßen, was jedoch nie passiert ist.

Dann lernte ich meine (zukünftige) dritte Freundin kennen, die Beziehung zur zweiten zerbrach und kurz darauf war ich schneller, als ich je gedacht hätte, wieder verliebt und vergeben. Und durch ihren offenen Umgang mit diesem Thema begann dann langsam der Lebensabschnitt, in dem ich mich jetzt befinde. Aber mehr dazu im vierten und letzten Teil meiner Geschichte.

Alina

P.S.: Vielleicht hat der eine oder andere gemerkt, dass dieser Artikel trotz seiner Datumsangabe erst am 18.12. online ging. Hier hat mir WordPress scheinbar einen Strich durch die Rechnung gemacht, irgendwie hat die geplante Veröffentlichung nicht funktioniert 🙁

Keine 26 Stunden mehr!

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Weeeeeh! *sich total freu* In 26 Stunden werde ich wieder zu Hause sein. Ich habs lange Zeit nicht geglaubt, aber ja, meine Heimat ist wohl, unabhängig davon, wo ich lebe, und wie toll es da ist, der Norden Deutschlands. Mittlerweile habe ich meine ToDo für heute abgearbeitet und kann beruhigten Gewissens jetzt etwas bloggen, während ich Musik höre (ein Zelda-Medley auf Geige von Lindsey Stirling).

Mein Koffer ist gepackt, mein Rucksack schon fast (fehlt nur noch der Laptop und Proviant), die DSA-Runde morgen früh so gut wie vorbereitet, mein Zug kann kommen. Und so wie es aussieht, werde ich als Alina Zug fahren. Ich hab jedenfalls keine große Lust, mir den Nagellack nach nur einem Tag wieder zu entfernen (und ja, mit dem hab ich mich bewusst selbst ausgetrickst, ich kann sowas 😉 ).

Ich bin sehr gespannt, wie sehr ich meine weibliche Seite sowohl in der Heimat als auch in Bremen ausleben werde. Zumindest in meinem Heimatdorf will ich eigentlich jetzt auch anfangen, mich auszuleben, werde deswegen aber noch mit meinen Eltern reden. Wie ich, glaube ich, schon einmal erwähnt habe, möchte ich nicht, dass wegen mir hinter ihrem Rücken gelästert wird. Wenn Leute über mich lästern, stört mich das wenig, aber ich möchte nicht der Grund sein, weshalb Leute über andere schlecht reden, insbesondere, wenn es um meine Familie geht.

In Bremen wird das jedoch aufwändiger. Wenn ich da einfach als Alina auftauche wird es viele Fragen geben. Auch wenn ich gern über meine Geschichte rede, so ist es mir unangenehm, wenn sich plötzlich 60 Leute über mich wundern und zum Teil mit mir drüber reden und sich zum Teil ihren Teil denken. Ich befürchte, dass ich dadurch sehr in den Mittelpunkt rücken würde, was mir nicht gefällt. Das ist auch der Grund, warum ich das Entwicklerteam zuerst einweihen möchte, denn damit wird die Zahl derer, von denen ich denke, dass sie mich auf Alina ansprechen würden, um zumindest ein paar Leute kleiner.

Die Zeit wird zeigen, was kommt, bis dahin freue ich mich meine Freunde und Familie wieder zu sehen 🙂

Alina

Bald geht’s los!

Begonnen, das Packen hat. Oder zumindest ist das Schreiben der Packliste fertig und ich werde gleich anfangen zu packen, denn ich bin nicht sicher, wie viel Zeit ich morgen haben werde. Morgen auf meinen Plan steht zu den ersten beiden Blöcken in der Uni zu hocken, danach meinem Nebenjob zu frönen und dort meinen Schlafsack an den Schwertbesitzer weiter zu geben, damit selbiger zusammen mit dem Sack und dem Schweizer, der ihn einsammelt, nach Bremen kommt. Dann brauch ich ihn nicht erst mit der Bahn ganz nach Norden und dann zurück nach Süden nehmen.

Was steht sonst noch auf dem Plan? Möglicherweise ein Outing vor einem Team, zu dem ich gehöre und in dem wir ein Videospiel entwickeln. Viele der Leute werden auch in Bremen sein. Ich bin mir nicht sicher, ob die Leute aus dem Team, die noch nicht von Alina wissen, mich gut genug kennen, um davon stark irritiert zu sein, vermutlich schon. Daher würde ich mich eigentlich gern noch vor dem Treffen outen, möglichst schon vor meiner Reise gen Norden, da ich nicht sicher bin, wie viel Zeit ich dort online verbringen werde. Aber zunächst möchte ich eigentlich mit unserem Boss, der davon weiß, reden und ihn nach seiner Meinung fragen. Ich lege sehr viel wert auf seine Meinung.

Ansonsten stellt sich mir noch die Frage, ob ich als Alina Bahn fahren werde. Ein bisschen Bammel hab ich schon, da ich mir nicht aussuchen kann, mit wem ich da auf einem Haufen bin und die Leute längere Zeit ertragen muss. Außerdem könnte es bei Kontrollen Komplikationen geben, und auf so einer langen Strecke sind Kontrollen abzusehen. Dennoch: Eigentlich fühle ich mich danach ab morgen wieder ein paar Tage als Alina zu verbringen und eigentlich wollte ich mich nicht mehr einschränken lassen. Letztlich tu ich ja nichts verbotenes.

Und ich sollte noch ein wenig klar Schiff, ein wenig sauber machen. Muss ja nicht sein, dass ich aus meinen Urlaub in meine Unordnung zurückkehre 😉

Alina