Trans-Was? Teil 2

In letzter Zeit scheint scheint sich endlich eine Frage, die ich mir schon lange, sehr lange stelle, zu beantworten – Die Frage, wer ich eigentlich bin.  Warum mir die Frage wichtig ist? Weil es vieles einfacher macht. Ich habe mittlerweile damit zu leben gelernt, in keine Gender-Schublade zu passen, nicht Mann, nicht Frau, nicht Transvestit, nicht Transsexuell zu sein, aber es ist, ehrlich gesagt, anstrengend. Leute wollen wissen, als wer man sich fühlt, wo man sich einordnet. Und wenn ich’s ihnen erzähle, verstehen sie es doch nicht, können es nicht verstehen, weil ich doch überall eine Sonderbehandlung wolle. Ich denke jedoch, diese Phase meines Lebens, meine Gender-Entwicklung findet langsam ein Ende.

Ich denke, ich weiß, wer ich bin: Transsexuell.

Ich ziehe diese Konsequenz aus zweierlei Feststellungen: Erstens bin ich seit Mitte Dezember nur 10 Tage Mann gewesen. Die wenigen Ausnahmen wurden für mich zunehmend nur noch Notlösungen, wenn mein weiblicher Kleiderschrank wieder leer war (brauche dringend mehr Klamotten 😉 ) oder ich Leute traf, die nichts von meiner weiblichen Seite wissen und wissen sollen.

Zweitens realisiere ich, dass ich lange den Gedanken hatte, ich könnte Transsexuell sein. Ich verdrängte ihn immer, da ich bis vor zwei Monaten über drei Jahre hinweg nie solo war und mit dieser Möglichkeit nicht meine Beziehungen gefährden wollte. Seit mindestens einer Woche aber bin ich mir bewusst, dass diese Möglichkeit für mich eigentlich die ist, die sich mittlerweile am Besten anfühlt. Ich konnte mir nie vorstellen, wie meine Zukunft als jemand aussehen sollte, der zwischen den Geschlechtern steht. Wenn ich heute an die Zukunft denke, fühlt sich der Gedanke jedoch angenehm und richtig an, als Frau zu leben. Das soll nicht heißen, dass es nicht Menschen geben mag, die sich abseits von Mann und Frau am Wohlsten fühlen, aber für mich ist es nicht das Richtige – Diese Erkenntnis hatte ich eigentlich in etwas anderer Form schon vor langem, hab sie aber nie mit einer möglichen Transsexualität in Verbindung gebracht.

Kurz zusammengefasst: Ich fühle mich jetzt so sicher, was mein Gender angeht, wie seit Jahren nicht mehr. Was dies im Alltag bedeuten wird (außer, dass ich mich ab sofort überall nur noch als Alina vorstellen werden, wenn es nicht um offizielle Bürokratie, Kontakt mit dem Staat geht, und meinen Freunden und Bekannten antrainieren werde, diesen Namen zu nutzen 😉 ) wird sich zeigen. Aber es ist ein beruhigendes, angenehmes, aber auch aufregendes Gefühl endlich zu wissen, wer ich bin.

Alina

Mal wieder Veitstanz

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Freitag war wieder Veitstanz im Culteum und ich hab’s endlich wieder hin geschafft. Cooler Weise nicht allein, der Biertige war mit von der Party, wie dieses Bild, zu finden auf www.derkleinegoth.de, beweist. Außerdem brauchte er eine Freundin von sich mit und ein weiterer Freund von den Beiden stieß später dazu. Dieser fiel mir schon vor zwei Wochen im R[h]einschwarz auf, dort hatte er einen auffälligen weißen Anzug an und auch die Kugel, die er, wenn er nicht tanzte, ständig über seine Arme rollen ließ, fiel auf.

Die Musik war wie schon vor zwei Monaten absolut spitze und wieder verschwand ich eigentlich nur von der Tanzfläche, um zu verschnaufen. Allerdings war dies nicht das einzige, was dieses Mal genial war:

Ich bin angebaggert worden. Von einem Typen, von dem ich denke, dass er wahrscheinlich hetero ist. Der nicht allzu betrunken war, weshalb ich denke, dass er mich wirklich für genetisch weiblich hielt. Das bedeutet mir viel, denn es zeigt, dass mein Passing funktioniert. 🙂

Außerdem hat der Fakt, dass er sich nicht hat volllaufen lassen, den Vorteil, dass er durchgängig freundlich bliebt und sich nicht unangenehm angenähert hat – Es ist bei einem netten Gespräch geblieben.

Gehen lassen wollte er mich dennoch am Liebesten nicht, als ich mich gegen 3:00 verabschiedete, da ich Samstag morgen noch DSA spielen wollte. Aber da wir im Gespräch festgestellt haben, dass wir eigentlich beide recht regelmäßig im Culteum sind (bzw. in meinem Fall sein werde), war es für ihn dann okay.

Besonders seltsam war es für mich, dass er mich, als “Herr Mannelig” lief, während ich mich leider erstmal erholen musste, frage, ob es für mich okay sei, wenn er tanzen gehe. Natürlich war es das für mich. Irgendwie war es aber sowieso insgesamt seltsam, von dem Geschlecht angebaggert zu werden, von dem ich nicht sicher weiß, ob ich mir eine Beziehung oder ähnliches mit ihm vorstellen kann.

Sollte ich dem Herrn, dessen Namen ich bisher nicht kenne, das nächste Mal im Culteum wieder begegnen, werde ich ihm aber auf jeden Fall mitteilen, dass ich auf biologischer Ebene nicht das bin, wofür er mich hält. Alles andere fände ich ziemlich unfair.

Alina

Namen – Alle Klarheiten beseitigt?

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Wie ich bereits in meinem letzten Artikel geschrieben habe, fällt es immer noch vielen Freunden und Bekannten von mir schwer, zu beurteilen, ob ich nun mit meinem männlichen Namen oder mit Alina angesprochen werden möchte. Die Faustregel (“Nennt mich so, wie es gerade zu meinem aussehen passt”), greift längst nicht immer. Einleitend hilft wohl die Kenntnis der Einträge “Von meinen Namen” und vielleicht auch “Sind Namen Schal und Rauch?”.

Wie angedeutet ist bisher die von mir aufgestellte Faustregel: “Wenn man sieht, wie ich gerade gekleidet bin, sollte man daraus ableiten, wie ich genannt werden will. Wenn nicht, dann sind beide Namen okay”. Tun wir so, als wäre diese Regel weiterhin gültig, da ich noch nicht sicher bin, ob sie möglicherweise bald an Gültigkeit verliert.

Leider ermöglicht es diese Regel aber nicht, Rückschlüsse darüber zu ziehen, wie ich genannt werden will, wenn man von vergangenen Ereignissen erzählt. Wenn ich gerade Alina bin, letztes Jahr beim Pokern als Mann gewonnen habe, sollte man mich dann mir männlichem Namen nennen, wenn man über meinen Sieg redet, oder wäre Alina besser? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Bisher denke ich, in Situationen wie der geschilderten, in der das Geschlecht, dass ich damals hatte, für die Geschichte unerheblich ist, ist es eigentlich egal. Wenn ich beim Gespräch dabei bin und ersichtlich ist, wie ich nach der Faustregel aktuell angesprochen werden möchte, würde ich jenen Namen jedoch auch für die Geschichte bevorzugen, denke ich. Spielt in der Geschichte mein Geschlecht eine Rolle, so sollte der entsprechende Name verwendet werden.

Eine gute Freundin, welche erst seit Kurzem von meiner Alina-Seite weiß, schrieb mir vor Kurzem eine E-Mail und war in dieser unsicher, wie sie mich begrüßen soll: Mit beiden Namen oder nur mit einem? Und wenn nur mit einem, dann mit welchem? Allgemein gilt auch hier die Faustregel: Wer mich nicht sieht und daher nicht beurteilen kann, wer ich gerade bin, darf ohne Bedenken einen beliebigen oder auch beide Namen nutzen.

Ich wurde des Weiteren in den Kommentaren meines letzten Eintrags von Vilja gefragt, warum ich überhaupt noch meinen Geburtsnamen nutze. Die Antwort ist, dass ich bisher immer noch auch Zeit als Mann verbringe und es sich dann seltsam anfühlt, mit Alina angesprochen zu werden, genauso wie umgekehrt auch. Dies könnte sich möglicherweise demnächst ändern, aber dazu in einem späteren Eintrag mehr.

Außerdem wurde ich mittlerweile mehrmals gefragt, warum ich meinen männlichen Namen hier noch genannt habe. Darauf möchte ich allerdings in einem anderen Eintrag eingehen.

Alina

R[h]einschwarz, die Erste

Es ist zwar schon ein paar Tage her, aber letzten Samstag war ich mit einer guten Freundin endlich wieder im Culteum.  Diesmal nicht zum Veitstanz, sondern zum so genannten R[h]einschwarz. Vorher waren wir gemeinsam Werwölfe von Düsterwald spielen. Wer das Spiel nicht kennt, sollte es sich unbedingt mal ansehen!

Dass das Culteum klasse ist, brauche ich, denk ich mal, nicht wiederholen. Musikalisch hat mir das R[h]einschwarz sehr zugesagt und mich doch ziemlich an die Goth-Nights im Ela Ela in Schleswig erinnert. Was mich dran erinnert, dass ich es unbedingt irgendwann einrichten sollte, dass ich dazu passend im Norden bin… Mal sehen, wann das was wird.

Außer meiner guten Freundin waren noch zwei weitere Bekannte von ihr mit. Vom dem einen hab ich aber nicht viel mitbekommen, da er den Großteil der Zeit an der Bar war. Mit der anderen habe ich mich aber in einer Tanz-Pause gut unterhalten.

Irgendwann um 2:00 oder so machten wir dann Feierabend. Meine Freundin rief ihren Freund an, dass sie sich auf den Heimweg machte und bat ihn noch gefüllte Paprika zu machen, ich wurde zum Essen eingeladen, fuhr also noch mit zu den Beiden. Die Paprika war genialst und ich hab jetzt ein schlechtes Gewissen, da ich jetzt zum dritten Mal auf ihre Kosten gegessen hab, aber selbst noch nicht die Gelegenheit hatte, die Beiden zu bekochen. Naja, ich werd’s nachholen.

Nach dem Essen führ ich dann um kurz nach 4:00 mit einer Bahn und dürfte gegen 5:40 zu Hause gewesen sein. Mein Heimweg führte mich am Culteum vorbei, aus dem noch immer vereinzelt Leute kamen.

Zu Hause angekommen viel ich dann einfach ins Bett 😉

Zum Abschluss dieses Beitrags ein wenig Foreshadowing: Ich will in Kürze noch einmal über meine Namen und vor Allem den Umgang mit diesen Bloggen, da immer wieder Fragen auftauchen. Solltet einer meiner lieben Leser diesbezüglich noch Fragen haben: Jetzt ist der Zeitpunkt sie zu stellen 😉

Alina

Ein toller Chatschnipsel

Gestern Abend, oder besser gesagt: Gestern Nacht schrieb ich noch ein wenig im Chat mit der Gewandeten. Dabei kam es gegen Ende zu folgender Konversation:

Sie: Wärst du eigentlich gerade mit alina oder mit xxxxxxx anzusprechen?
Oder ist das egal

Ich: online ist es prinzipell egal, da man mich dann ja nicht sehen kann. kann da ja nicht verlangen, dass man errät, als wer ich gerade auftrete *g* aber ich bin gerade alina, wenn du das wissen wolltest 😉

Sie: letzteres.
Gute Nacht, Alina. Ich muss leider morgen früh raus und gestern wurde viel zu spät

Ich hätte vor Freude beinah geweint. Ich weiß, dass ich in meinem gesamten Freundeskreis als Alina akzeptiert bin, dennoch ist so etwas für mich wirklich berührend, denn es zeigt mir, wie wichtig es nicht nur mir, sondern auch anderen Leuten ist, dass ich mich wohl fühle.

Alina

Ein Forentreffen jagt das nächste

Halli, Hallo, liebe Leute und erst mal ein frohes neues Jahr! Ich hoffe ihr hattet einen ähnlich tollen Start ins neue Jahr wie ich. Wie ihr wahrscheinlich gemerkt habt, bin ich vor lauter tollen Dingen gar nicht zum Bloggen gekommen 😉

Was also kann es sein, dass mich vom Bloggen abgehalten hat? Forentreffen!

Ich habe ja bereits letztes Jahr einige Mal davon berichtet, dass es für mich am 26ten nach Bremen auf ein recht großes Forentreffen mit vielen tollen Dingen und noch mehr tollen Menschen, auf die ich gleich noch einmal eingehen werde. Denn vor dem Treffen fand am 26sten Abends am Pier 2 in Bremen die Eisheilige Nacht von Subway to Sally statt. Vorbands waren in chronologischer Reihenfolge Feuerschwanz, Tanzwut und Fiddlers Green. Das war eine Party, die ihresgleichen sucht. Was mir aber noch viel länger als das Konzert an sich im Gedächtnis bleiben wird, war der Türsteher, der mich in die andere Schlange schicken wollte, da die Reihen nach Geschlecht getrennt waren. Ähnelte ein wenig der Situation damals auf dem M’era Luna, nur das ich diesmal den Türsteher nicht nur verwirrt sonder aufs Glatteis geführt habe 🙂

Wie gesagt, dass Konzert an sich war auch genialst. Die Gewandete, der Schwertbesitzer, der Biertige, der Schweizer und ich dort gemeinsam und trafen zwischendurch sogar eine weitere uns bekannte Frau, eine ehemalige Orga des Treffens. Ich bin bis heute nicht sicher, ob sie realisierte, dass ich als Frau da war, jedenfalls sprach sie mich nur auf meine Schleife im Haar an. So langsam wird die Schleife wohl mein Markenzeichen, wenn ich Alina bin 😉

Am nächsten Tag dann begann das Treffen. Ich verbrachte fast den ganzen Tag im Eingangsbereich des Gebäudes auf einer Couch und konnte so alle ankommenden Leute direkt begrüßen. Es ist schön, wenn man von ins Gesamt 80 Besuchern ca. 40 Leute als Freunde und weitere 20 als gute Bekannte bezeichnen kann. Leute, die ich nicht mochte, waren die Ausnahme.

Außerdem durfte ich feststellen, dass sich niemand daran störte, dass ich als Alina dort war. Einige Leute sprachen mich drauf an, aber die meisten nahmen es einfach hin. Gut, viele Leute wussten es ja auch schon vorher, trotzdem freute ich mich sehr, dass es niemanden störte und ich sogar recht oft als Alina angesprochen wurde statt mit meinem männlichen Namen. Klar, mein Nickname wurde noch häufiger benutzt, weil er die Nameswahl deutlich erleichtert und einige Leute dort bis heute nur meinen Nick kennen, aber dass Alina doch so oft verwendet wurde, freute mich sehr 🙂

Neben zwei epischen Rollenspielrunden und etwas Musikunterricht gehörte zu meinen persönlichen Highlights des Treffens das Konzert eines Österreichers, den ich einen meiner besten Freunde nenne. Letztes Jahr stand ich für vier Songs mit ihm gemeinsam auf der Bühne, dieses Mal wollte ich eigentlich gar nicht, war dann spontan zu einer ungeplanten Zugabe doch mit auf der Bühne. Außerdem unterstützt wurde er für einige Songs von zwei Backgroundsängern.

Natürlich blieb keine Zeit mit allen tollen Leuten so viel zu unternehmen, wie ich gern wollte, ins Besondere ein anderer Trans*, der dort war, hat von meiner Zeit blöderweise diesmal fast gar nichts abbekommen… Ganz großes Sorry dafür! Wir holen das noch nach, versprochen! (Darf ich jetzt eigentlich hier deinen Namen nennen oder nicht? Bin mir echt nicht sicher, wie sehr du dich nun geoutet hast/outen willst ^^”)

Die letzte Nacht habe ich dann zusammen mit dem Österreicher und seiner Backgroundsängerin durch gemacht und ihnen die wunderbare Welt von Minecraft näher gebracht. Anschließend ging es dann nach Hause, ich hatte dafür sogar noch einen Autofahrer gefunden, der mich bis vor die Haustür fuhr. Ich verschlief dann erst einmal einen halben Tag, war abends zu nichts zu gebrauchen, ging wieder schlafen und hatte am nächsten Tag Magen-und-Darm-Beschwerden -.- Glücklicherweise legten die sich auch schnell wieder, so dass ich einen weiteren Tag später, am 5.1., auf ein weiteres Forentreffen konnte, allerdings war dieses Treffen das eines anderen Forums, in dem ich erst seit kurzem aktiv bin.

Die Anreise, die in 1,5 Stunden hätte bewältigt werden können, dauerte dann bald 5 Stunden wegen vielen uneinplanbaren Komplikationen und einigen Planungsfehlern, die ein Kumpel aus meiner Lerngruppe und ich machten. Trotzdem war der Abend ein sehr schöner und es freut mich, auch in dem Forum zu einigen Nicknames jetzt Gesichter zu haben. Auch Abseits vom Munchkin und Promiraten war es angenehm albern. Ich mag das. Sehr.

Nach dem ich Gestern dann nochmal prokrastinierte, habe ich heute dann mein Programmieren-Übungsblatt bewältigt und sitze jetzt an den letzten Zeilen dieses Blogeintrags. Heute Abend dann werde ich bei ein paar guten Bekannten Kürbissuppe essen und freu mich drauf.

Mal schauen, ob ich’s ab sofort schaffe, etwa einmal die Woche zu bloggen. Steinigt mich aber nicht, wenn es nicht klappt, ich verspreche nichts! 😉

Alina

Ein wenig Geschichte, Teil 4 (Finale?): Lernen, zu sich zu stehen

Contentwarning: Dieser Artikel umfasst die folgenden Themen: Homofeindlichkeit, Transfeindlichkeit

(Hier geht’s zu den Teilen 1, 2 und 3)

Teil 3 meiner Geschichte endete, als meine letzte Beziehung Anfang letzten Jahres begann.  Seit dem hat sich viel geändert. Dadurch dass meine damalige Freundin generell sehr offen mit dem Thema Transidentität umging, konnte ich mich wesentlich freier entfalten, als in der vorherigen Beziehung immer wieder outete ich mich vor einzelnen Leuten und lernte so sogar eine Frau-zu-Mann-Transgender kennen. Nicht zuletzt davon, endlich jemanden zum Austauschen über Gedanken und Erfahrungen gefunden zu haben, beflügelt, fing ich an, immer offener zu mir zu stehen, glaube aber auch weiterhin, ich sei Transvestit, nicht Transsexuell.

Ich outete mich recht schnell gegenüber engen Freunden, zu denen die räumliche Entfernung groß war (z.B. einer Freundin aus Aachen oder einem Freund aus Wien), da der Kontakt zu diesen seit jeher schwierig war. Sollten sie ablehnend auf mich reagieren und der Kontakt abbrechen, würde sich nicht allzu viel ändern, da man sich eh selten sah. Außerdem glaubte ich, dass sie diese neue Information nicht so sehr aus der Bahn werfen würde, einfach weil sie mich ja nicht oft sehen würden. Tatsächlich waren die Reaktionen aber auch weiterhin nie negativ. Vielleicht überrascht und vielleicht im ersten Moment etwas überfordert, aber nie ablehnend.

Einige Zeit später outete ich mich dann endlich vor einer Hand voll Leuten, denen gegenüber ich mich schon länger outen wollte, aber nie die Überleitung geschafft hatte. Die Überleitung die ich dann verwendete, war mein damaliger Küchenchef: Dieser war und ist wahrscheinlich immer noch homo- und transfeindlich und hätte mir gegenüber direkt geäußert, wie schrecklich er solche Personen finden würde. Tatsächlich sagte er sogar sinngemäß, dass er jede Person, die nicht seiner Norm-Vorstellung (hetero und cis)  entspricht, am liebsten erschießen würde. Meine Überleitung bestand dann darin, dies zu erzählen und nebenher fallen zu lassen, dass ich mich davon ja angesprochen gefühlt hab, auch wenn er das nicht wusste (und bis heute nicht weiß). Natürlich wurde nachgefragt, wie ich das meinen würde und ich erzählte, dass ich Transvestit bin. Die besagten Personen, vor denen ich mich so outete waren die bereits in anderen Posts erwähnten gute Freundin, der Kleine und der Große.

Was danach folgte kann man hier im Blog gut verfolgen. Rückblickend waren folgende Dinge prägend für mich: Der erste Ausflug als Alina, mit meinen gerade genannten Freunden, beziehungsweise schon die Ankündigung dessen, denn ich begann in Frage zu stellen, ob ich wirklich Transvestit bin. Ich merkte, dass ich dem Ausflug mehr entgegen fieberte, als ich erwartet hatte, dass er mir sehr, sehr wichtig war. Als der Ausflug selbst sich dann so normal für mich anfühlte, als sei ich als Mann unterwegs, gab mir dann noch mehr Stoff zum Nachdenken.

Dann das M’era Luna als Alina, zusammen mit der Gewandeten. Das erste Mal, dass ich in einer großen Menschenmenge als Alina anzutreffen war. Das ich zwischendurch einen Security-Mann, der mich abtasten sollte, ziemlich irritiert habe, da er erst glaubte, eine Frau vor sich zu haben, und vor Allem, dass ich auch hier nirgends auf Ablehnung stieß, ließ mich zukünftig mutiger werden und ich begann den Wunsch zu entwickeln, mich endlich offen als Alina zu bewegen. Doch traute ich mich bis zuletzt nicht, dies in meiner Heimat auszuleben. Auf dem Dorf sprechen sich interessante Informationen rasend schnell rum, schließlich kennt jeder jeden. Nimmt man dann hinzu, dass man hier in einer eigenen kleinen Welt lebt, in der Mann Vielfalt und erst recht Transgender fast nur aus dem Fernsehen kennt, wäre Ablehnung fast sicher gewesen und ich war noch lange nicht so weit, dies einfach weg zu stecken.

Dann mein Geburtstag, der mir zeigte, dass ich in meinem Freundeskreis grenzenlosen Rückhalt habe. Niemand reagierte auf mein Outing auch nur neutral, alle freuten sich, dass ich mich ihnen geöffnet habe und waren gespannt darauf, mich einmal als Alina zu erleben.

Schließlich der Umzug, durch den mir endlich ermöglicht wurde, was ich seit dem ersten Ausflug als Alina, spätestens seit dem M’era Luna wünschte: Ich fing an, auch meinen Alltag als Alina zu bestreiten. Nicht täglich, aber immer, wenn ich mich danach fühlte.

Und nun, nun sitz ich hier im Norden, freue mich, dass Weihnachten ist, ich mittlerweile so gefestigt in meinem Umgang mit mir selbst bin, dass ich mich getraut habe, mit meinen Eltern hier auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, und ich nächste Woche auf dem Treffen in Bremen auch einige Tage als Alina verbringen werde.

Und nicht zu Letzt freue ich mich, dass ich mit meinem Blog Leute erreiche. Täglich habe ich zwischen 15 und 30 Besucher und bin mir sehr sicher, dass dies längst nicht alles Leute sind, die ich persönlich kenne. Es freut mich sehr, dass ich scheinbar von Dingen berichte, die nicht nur mich und meine Freunde interessieren, sondern noch einige weitere Menschen.

Ich wünsche euch allen ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Dies ist der letzte Post von mir in diesem Jahr, da es auf dem Treffen nächste Woche kein Internet gibt, aber ich werde sicher Anfang nächsten Jahres wieder einiges zu berichten wissen.

Alina

Das generische Maskulinum: Ein anderer Blickwinkel.

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

(Auch wenn es schon in der Hinweisbox steht: Dieser Artikel entspricht bei weitem nicht mehr meinen aktuellen Ansichten zum Thema! Dazu: Mein Text über gendergerechte Sprache.)

Vor ein paar Tagen habe ich einen neuen Artikel über Namen veröffentlicht, heute möchte ich auf einen anderen Artikel zurückblicken: Den, über das generische Maskulinum.

Vor kurzem ist mir ein Artikel über das generische Maskulinum geschickt worden, in dem eine Frau davon berichtet, dass sie es ein Unding findet, dass es immer noch oft verwendet wird. Ihr Argument ist, dass Studien festgestellt haben, dass Testpersonen beim generischen Maskulinum meist im ersten Moment glauben, es ginge ausschließlich um Männer. Die Autorin behauptet, dass somit, auch wenn sie sich bewusst ist, dass das generische Maskulinum ein grammatikalisches Phänomen ist, Frauen ausgeschlossen, diskriminiert werden.

Ich finde diesen Artikel ziemlich gut und lesenswert, obwohl meine Meinung dazu eine andere ist, wie man in meinem Artikel nachlesen kann. Denn, wenn jemand von “Studentinnen und Studenten” spricht, spricht er längst nicht alle Studierenden an. In meinem Falle mag das noch unproblematisch sein, da ich selbst mich entweder als Student oder als Studentin sehe, aber nie als keines von beiden, aber es gibt Personen, von denen ich weiß und die ich hoffentlich bald endlich ein paar persönlich kennen lerne, die könnten sich nun immer noch nicht einordnen. Die Gender Gap macht das nur noch schlimmer.

Was also tun, um es allen recht zu machen? Meiner Meinung nach müssen wir einfach weiter machen wie bisher. Ich stoße, ohne das ich suche, auf immer mehr Gruppierungen, die sich mit dem Thema Gender befassen und ich glaube, es werden auch prozentual immer mehr Leute für dieses Thema sensibilisiert. Wenn irgendwann eine tatsächliche Gleichstellung nicht nur der Frau, sondern auch von Transgendern erfolgt, dann wird keiner mehr solche Formen wie “Studentinnen und Studenten” oder “Student Innen” brauchen, da beim generischen Maskulinum jeder wüsste: “Frauen, Transgender, Männer und auch alle anderen Menschen natürlich inbegriffen”.

Aber das ist meine Meinung. Andere Meinungen sind mir herzlich willkommen, ich lern gerne neue Blickwinkel kennen, auch wenn ich nicht dafür garantiere, dass es meinen Blickwinkel ändert 😉

Alina

[Nachtrag:] Ich habe mich in meinen Artikel nur auf ein Argument der Autorin des verlinkten Artikels bezogen, wie ich gerade feststelle. Sie schneidet noch einige andere Punkte an, die auch sehr interessant sind, lest am Besten selbst: Frauen natürlich ausgenommen

Warum ich blogge

Ich bin vor einigen Tagen von einem guten Freund gefragt wurden, ob ich nicht mal darüber bloggen können, warum ich eigentlich blogge. Eigentlich wollte ich ihm diesen Gefallen längst schon getan haben, aber irgendwie kamen mir dann andere Einträge dazwischen. Meine Schuldigkeit möge hiermit beglichen werden! 😉

Als ich mit dem Blog anfing, ging es mir vor Allem darum, meine Gedanken zu sammeln. Gerade zum Thema Transidentität hatte ich schon damals viel zu erzählen, zumal der Ausflug nach Hamburg bereits bevor stand und ich anfing, meine bisherigen Theorien, wer ich bin, in Frage zu stellen. Aber auch andere Themen bewegten mich, wie man ja schon im ersten Eintrag dieses Blogs lesen kann.

Gedacht war dieser Blog als Sammelsurium meiner Ideen und Theorien, zu mir, zum Leben, zu Gott und der Welt. Das ich mittlerweile hin und wieder über meinen Alltag blogge hat sich dann einfach irgendwann ergeben, nicht zuletzt, um meinen Freunden im Norden Deutschlands zu ermöglichen, zumindest ein wenig an meinem neuen Leben in Karlsruhe teilhaben zu können. Ideal wäre, wenn ich täglich mit all meinen Freunden telefonieren könnte, um ihnen zu erzählen, was ich erlebt habe, aber da ich diese Zeit nicht habe, ist der Blog eine schöne Alternative.

Hinzu kommt mittlerweile, dass ich mit relativ hoher Sicherheit einige Leser habe, die ich nicht persönlich kenne und ich daher versuche, Dinge zu schreiben, die auch diese Leser interessieren könnten, denn ich habe etwas festgestellt: Es macht mir Spaß zu schreiben und damit ein wachsendes Publikum anzusprechen und ich bin stolz derzeit täglich zwischen 15 und 25 Besucher zu haben.

Trotz dieser zusätzlichen Gründe ist der Blog letztlich aber immer noch primär das, wofür ich ihn anfangs geplant hatte: Ein Kompendium meines gesammelten Chaos. Ein Durcheinander verschiedener Themen, die mich interessieren und mir im Alltag begegnen. Und vor Allem ist mein Blog eines: Etwas, an dem ich Spaß habe.

Von sich selbst als “Er” und “Sie”

Hinweis: Dieser Artikel ist veraltet und entspricht nicht mehr meinen aktuellen Ansichten.

Sozusagen als Nachfolger zum “gestrigen” Blogeintrag(, der ja doch erst heute morgen um 00:06 fertig war,) gibt es heute ein Thema, über das ich schon ein paar Tage bloggen wollte. Es geht darum, wie ich über mich selbst rede.

Wie wahrscheinlich bekannt ist, möchte ich es normalerweise vermeiden, zwischen meiner männlichen Hälfte und Alina zu unterscheiden, bzw. eine Trennlinie mitten durch meine Persönlichkeit hindurch zu ziehen. Ich als Ganzes mag Gothic nicht, weil meine männliche Hälfte es mag, oder mag es, wenn mich jemand schminkt, weil das “voll Alinas Ding” ist, sondern weil ich es bin, die es mag, geschminkt zu werden, und Gothic hört.

Dennoch ist es manchmal nötig, eine Trennlinie zu ziehen. So bin ich, wenn ich als Alina (auf diese nette Formulierung geh ich gleich auch nochmal ein) unterwegs bin, zum Beispiel anfälliger für dumme Sprüche und ängstlicher. Langsam legt sich diese Furcht, aber würde ich als Mann normalerweise keine Angst vor pöbelnden Jugendlichen haben, so sieht die Sache als Alina schon anders aus. Auch hier liegt wahrscheinlich mindestens eine Teilschuld bei der Gesellschaft, die Frauen als leichte Opfer solcher Gruppen ansieht. Und selbst, wenn ich mir klar mache, dass dies ein Vorurteil ist, so macht sich besagte Gruppe das sicher nicht klar und hält Alina für ein leichteres Opfer ihre Sprüche oder gar Handgreiflichkeiten, als meine männliche Hälfte – ganz unabhängig davon, ob sie durchschauen, dass ich trans bin, was ihnen noch neuen Nährboden geben würde.

Auch, wenn es um meine Körpersprache geht, oder darum, wie ich von Fremden angesehen werden möchte, ist eine Unterscheidung nötig, da ich mich anders verhalte und anders angesehen werden möchte.

Um diese Unterscheiden möglich zu machen, habe ich eine Sprechweise entwickelt, die mir eigentlich nicht sehr gut gefällt, aber die ich mangels einer besseren Alternative derzeit noch verwende: “Als Alina” etwas tun/sein bzw. “Als Mann/Frau” etwas tun/sein. (vgl. oben, “[…] wenn ich als Alina […] unterwegs bin […]”)

Was mich an dieser Formulierung stört ist vor Allem das “als”, denn es zieht in meinen Augen zum einen zu klare, zum anderen zu starke Grenzen innerhalb meiner Persönlichkeit. Soll die Formulierung eigentlich nur die wenigen Unterschiede klar machen, so wirkt sie auf mich jedes Mal so, als trenne ich damit meine Persönlichkeit, mein Wesen, in zwei Hälften. Aber wie bereits gesagt, gibt es diese zwei Hälften nicht, das bin alles ich.

Daher möchte ich an dieser Stelle zum ersten Mal um die Meinung meiner Leser bitten: Findet ihr auch, dass die Formulierung mit dem “Als” eine zu starke Grenze zieht, oder bilde ich mir das nur ein? Habt ihr alternative Formulierungen, um die auf die Unterschiede zwischen meiner weiblichen und meiner männlichen Seite hinzuweisen?

Abschließend muss ich noch dazu sagen, dass ich gerade merke, dass die von mir oft verwendete Formulierung “meine männliche Hälfte” eigentlich sogar noch stärker eine ungewollte Grenze zieht, da “Hälfte” eigentlich eine exakte Trennung impliziert… Das macht mir diese Formulierung auch glatt unsympathisch, aber lasst mich auch hier wissen, ob ihr das anders seht.

Alina